Erzähl mir von morgen
gewesen und die sechsjährige Sophia war mir heute das erste Mal begegnet. Sie hatte die gleichen funkelnden Augen und blonden Haare wie ihre Mutter und war ein regelrechter Wirbelwind.
Ich bemerkte, wie Johanna mich aufmerksam musterte. Dann glitt ihr Blick zurück zu Celia, die sich trotz des Sommerkleidchens in den Sand gesetzt hatte.
„Nach Kay und den 26 Stunden im Kreißsaal wollte ich keine weiteren Kinder. Aber wie du siehst wurde daraus nichts!“ Sie lachte. „Ich kann dir jedoch sagen, nach dem ersten Kind wird es einfacher. Wie lange hat es bei dir gedauert?“ Sie sah mich fragend an.
Ich schluckte trocken.
„Weißt du“, begann ich langsam und überlegte wie ich mich aus dieser Situation elegant befreien konnte, „ich weiß das gar nicht mehr so genau!“
Johanna sah mich scharf an.
„So etwas vergisst man doch nicht!“ rief sie aufgeregt.
Kalter Schweiß brach auf meiner Stirn aus. Ich stammelte eine Entschuldigung und flüchtete von meinem Platz. Wie in Trance ging ich schnell an den anderen Tischen vorbei, wich voll geladenen Tellern und dickbäuchigen Männern aus und versuchte keine Frau von ihren hohen Schuhen zu reißen, bis ich schließlich die Terrasse erreicht hatte und in das kühle Innere des Hauses taumelte.
Ich lief zum Badezimmer in der Eingangshalle, doch entsetzt musste ich feststellen, dass es besetzt war.
Würde es mir jemand übel nehmen, wenn ich das im ersten Stock benutzte?
Ich wartete einen kurzen Moment, doch das Gästebadezimmer wurde nicht frei. Durch die geöffneten Terrassentüren konnte ich sehen, wie Johanna zielstrebig über den Rasen auf das Haus zukam.
Panik ergriff mich.
Ich sah mich um und lief unbemerkt die Treppe in den ersten Stock hinauf. Hektisch riss ich die Badezimmertür auf und schloss mich ein.
Unsicher lief ich auf den weißen Fliesen auf und ab und versuchte mich zu beruhigen. Schließlich blieb ich vor dem Waschbecken stehen und ließ eiskaltes Wasser über meine warmen Hände laufen. Ich presste sie auf meinen schweißbedeckten Nacken und hoffte dadurch meinen erhitzen Körper zu kühlen.
Ein Blick in den Spiegel reichte aus, um mich vor Frust aufstöhnen zu lassen. Ich sah aus, als hätte ich einen Marathon hinter mir. Meine Wangen waren gerötet und fleckig. Der Schweiß stand mir auf der Stirn und hatte bereits meine Haare etwas durchnässt. Einige Strähnen waren aus der Frisur gerutscht und es gelang mir nur mäßig, sie wieder hineinzustecken.
Ich trank einige Schlucke des k ühlen Wasser aus meiner Hand und setzte mich schließlich auf den Rand der großen Badewanne. Ich brauchte einige Zeit, um wieder ruhiger zu werden.
Mein Herz hatte aufgehört, wie wild in meiner Brust zu schlagen und ich fühlte mich bereit anderen Menschen wieder gegenüberzutreten.
Vorsichtig öffnete ich die Tür und spähte hinaus. Niemand war zu sehen.
Leise trat ich auf den Flur und schloss die Badezimmertür hinter mir, als plötzlich eine Stimme hinter mir ertönte.
„Suchst du etwas?“
Erschrocken zuckte ich zusammen und drehte mich um.
Nate lehnte lässig an der Wand, als hätte er nur auf mich gewartet. Ein gefährliches Grinsen stand ihm im Gesicht und als er nun langsam auf mich zukam, sah er aus wie ein Panter, der sich an seine Beute heranschlich.
„Was tust du hier?“ würgte ich mit trockener Zunge hervor.
Er hob erstaunt eine Augenbraue, eine Eigenart, die ich schon früher an ihm erkannt hatte.
„Du fragst mich im Haus meiner Eltern, was ich im ersten Stock zu suchen habe?“ Er kam noch näher und reflexartig trat ich einige Schritte zurück, bis ich die raue Wand im Rücken spürte.
Moment, war das nicht gerade ein Déjà-vu? Ich musste mich aus dieser Situation befreien.
„D-du d-darfst d-das nicht tun!“ brachte ich gequält über die Lippen, doch Nate ließ sich nicht aufhalten. Er lehnte sich mit einer Hand an der Wand ab und sah mich mit glühenden Augen an. Er wirkte ärgerlich, doch das ängstigte mich weniger als die Tatsache, das Verlangen, das in ihm brannte.
„Was darf ich nicht tun, Greta?“ fragte er mich und es schien, als würde er meinen Namen mit seiner Stimme streicheln. Er lächelte sinnlich und ich schloss die Augen, nur damit ich ihn nicht mehr direkt vor mir sah. Ich war verloren, wenn er so war.
Ich schluckte schwer und hoffte, irgendwer möge die Treppe heraufkommen und mich erretten. Er streichelte sanft meine Wange und fuhr mit seinen Fingerspitzen meine Lippen
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