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Erzählungen

Erzählungen

Titel: Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Minute lang Gefahr, und wenn man uns treffen will, muß der geeignete Augenblick wahrgenommen und richtig gezielt werden; wir kommen nahe.
    – Gut! die Lage des Fort Moultrie wird uns gestatten, gerade in das Hauptseegatt einzulaufen! Also Feuer! Feuer!«
    Im nämlichen Augenblick, und als ob James Playfair das Feuer selbst commandirt hätte, wurde das Fort von einem dreifachen Blitz erhellt. Man vernahm ein furchtbares Getöse, und gleich darauf krachte es gewaltig an Bord des Steamers.
    »Dies Mal haben sie getroffen! meinte Crockston.
    – Herr Mathew, was giebts? rief der Kapitän seinem Obersteuermann; der auf dem Verdeck stand, zu.
    – Der Klüverbaum in See.
    – Haben wir Verwundete?
    – Nein.
    – Nun, dann zum Teufel mit dem Mastwerk, gerade in das Fahrwasser! gerade! und steuern Sie auf die Insel zu.
    – Die Sklavenhalter geprellt! rief Crockston; wenn wir schon Kugeln in unser Gerippe bekommen sollen, wollen wir nordstaatliche haben; die sind leichter zu verdauen!«
    Wirklich war die Gefahr noch nicht vorüber, denn wenn auch die größten Geschützbatterien erst einige Monate später auf die Insel Morris gebracht wurden, so konnten die dort befindlichen Kanonen und Mörser ein Schiff, wie den Delphin, doch mit Leichtigkeit in den Grund bohren.
    Die Nordstaatlichen auf der Insel so wie auch die Blokadeschiffe waren durch die Salven auf den Forts Sumter und Moultrie alarmirt worden. Die Belagerer konnten zwar nichts von diesem nächtlichen Angriff, der nicht ihnen zu gelten schien, begreifen, sie mußten sich jedoch bereit halten, ihn zu erwidern, und hielten sich dazu bereit.
    Das Alles bedachte James Playfair, als er in dem Fahrwasser der Insel Morris vorwärts dampfte, und er hatte Grund zur Besorgniß, denn nach Ablauf einer Viertelstunde wurde hier und da die Finsterniß von Lichtern erhellt, und ein Schauer kleiner Bomben fiel um den Steamer nieder, so daß das Wasser hoch auf und bis über seine Verschanzungen spritzte. Einige dieser Geschosse fielen sogar auf dem Verdeck des Delphin nieder, aber glücklicher Weise mit ihrer Grundfläche nach unten, so daß die furchtbare Gefahr für das Schiff vorüberging.
    Eigentlich wurden diese Bomben in der Absicht geschleudert, daß sie in hundert Stücke zerspringen und dann eine Fläche von hundertundzwanzig Quadratfuß mit einem griechischen Feuer bedecken sollten, das durch nichts zu löschen war und zwanzig Minuten lang brannte. Eine einzige dieser Bomben hätte ein Schiff in Brand stecken können, wenn sie sich nämlich bewährten; zum Glück für den Delphin aber waren sie erst neuerdings erfunden und noch sehr unvollkommen construirt. Wenn die Bomben in die Luft geschleudert waren, hielt eine falsche Rotationsbewegung sie mit dem Boden nach unten geneigt, so daß sie mit der Grundfläche niederschlugen und nicht mit der Spitze, in welcher der ganze Percussionsapparat enthalten war. Einzig und allein dieser Constructionsfehler rettete den Delphin von einem gewissen Verderben. Der Fall dieser an und für sich nicht besonders gewichtigen Bomben verursachte dem Schiffe keinen großen Schaden, und er setzte unter dem Druck des übertriebenen Dampfes seinen Weg rüstig fort.
    In diesen gefährlichen Augenblicken nahten sich dem Kapitän trotz seiner gegentheiligen Befehle Mr. Halliburli und dessen Tochter. James Playfair wollte Beide nöthigen, wieder in die Cajüte zurückzukehren, aber umsonst – Jenny bestand darauf, zur Seite des Kapitäns bleiben zu wollen.
    Mr. Halliburli hatte soeben von Jenny erfahren, wie großherzig und voller Edelmuth sein Retter sich gegen sie gezeigt habe; er drückte dem Kapitän nur schweigend die Hand.
    Der Delphin dampfte nun mit enormer Geschwindigkeit dem hohen Meere zu, er hatte nur noch drei Meilen in diesem Fahrwasser zurückzulegen, um in die Fluthen des Oceans zu gelangen; zeigte sich sein Weg an der Einfahrt frei, so war er gerettet. James Playfair kannte, wie schon erwähnt, alle Geheimnisse der Bucht von Charleston auf das Genaueste, und er lenkte mit unvergleichlicher Sicherheit sein Schiff durch Finsterniß und Klippen.
    Schon glaubte er, die Gefahren seiner kühnen Unternehmung überwunden zu haben, als ein Matrose vom Hinterdeck herrief:
    »Ein Schiff!
    – Wo? fragte James.
    – An Backbord.«
    Der Nebel war gestiegen, und man konnte in Folge dessen eine große Fregatte bemerken, deren Manoeuvres augenscheinlich darauf gerichtet waren, das Fahrwasser zu versperren und dem Delphin ein Hinderniß in den

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