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Erzählungen

Erzählungen

Titel: Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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ja nicht selten vorkommt, kein besonderes Gewicht.
    Martinez und José suchten unter einem halb verfallenen Gemäuer Obdach, wo sie ihre Mahlzeit, bestehend aus einem gedämpften Hammelkopfe, zubereiteten. Hierzu gruben sie ein Loch in die Erde, füllten es mit trockenem Holze, untermischt mit Kieselsteinen, welche die Wärme gut bewahren, an und ließen das Holz niederbrennen; auf die glühende Asche legten sie hierauf ohne weitere Zubereitung das in aromatische Blätter gewickelte Fleisch und schlossen dann das Ganze mit Zweigen und festgestampfter Erde luftdicht ab. Bald nachher war ihr Braten gar und sie verzehrten ihn mit dem Appetite, der Leuten welche einen weiten Weg zurückgelegt haben, eigen zu sein pflegt. Nach der Mahlzeit streckten sie sich, den Dolch in der Hand, auf die Erde aus. Die Müdigkeit ließ sie bald die Härte ihres Lagers vergessen, ebenso wie die Stiche der lästigen Maringuins, so daß sie bald einschliefen.
    Mehrmals aber wiederholte Martinez noch in unruhigem Traume die Namen Pablo’s und Jacopo’s, deren Verschwinden ihn fortwährend beunruhigte.
III.
Von Cigualan nach Tasco.
    Am anderen Tage wurden die Pferde frühzeitig gesattelt und gezäumt. Die Reisenden begaben sich wieder auf den nur halb gebahnten Fußwegen, welche sich vor ihnen hinschlängelten, weiter nach Osten der Sonne entgegen. Der Anfang verlief recht gut. Ohne das schweigsame Verhalten des Lieutenants, das gegen die gute Laune des Mastwarts auffallend contrastirte, hätte man Beide für die ehrlichsten Leute der Welt halten können.
    Der Boden stieg immer mehr an. Bald breitete sich das ungeheure Plateau von Chilpanimyo, auf dem das schönste Klima in ganz Mexico herrscht, bis zur entferntesten Grenze des Horizontes vor ihren Blicken aus. Dieser Landstrich, welcher ganz den Ländern unter der gemäßigten Zone gleicht, erhebt sich an 1500 Meter über das Meer und kennt weder die erstickende Hitze der Niederungen, noch die Fröste der höher gelegenen Gegenden. Diese paradiesische Oase zur Rechten lassend, gelangten die beiden Spanier nach dem kleinen Dorfe San-Pedro, nahmen aber nach dreistündiger Rast wieder ihren Weg nach der kleinen Stadt Tutela-del-Rio auf.
    »Wo werden wir diese Nacht schlafen? fragte Martinez.

    – In Tasco, Lieutenant, antwortete José. Im Vergleich zu diesen Dörfern einen große Stadt.
    – In der man ein gutes Unterkommen findet?
    – Gewiß, unter schönem Himmel und in einem herrlichen Klima. Dort brennt die Sonne nicht so heiß, wie an der Meeresküste. Hier geht es immer unbemerkt bergauf und man kommt nach und nach dahin, auf dem Gipfel des Popocatepelt zu – erfrieren.
    – Wann kommen wir auf die Berge, José?
    – Uebermorgen Abend, Lieutenant, und von ihrem Kamme aus werden wir, freilich in großer Entfernung, unser Reiseziel erblicken. O, Mexico ist eine Stadt von Gold! Wissen Sie, woran ich eben dachte, Lieutenant?«
    Martinez gab keine Antwort.
    »Ich fragte mich, was aus den Officieren der Brigg und des Linienschiffes, die wir auf dem Eiland aussetzten, geworden sein könne.«
    Martinez erzitterte.
    »Ich weiß es nicht!… antwortete er murmelnd.
    – Ich denke mir, fuhr José fort, die hochmüthigen Herren werden einfach Hungers gestorben sein. Bei der Ausschiffung sind auch noch mehrere in’s Meer gefallen, das dort eine Haifischart, der Tintorea, unsicher macht, der keinen Pardon giebt. Santa-Maria! Wenn der Kapitän Don Orteva wieder von den Todten auferstände, dann könnten wir uns auch in den ersten besten Wallfischbauch verkriechen! Aber sein Kopf stieß zu stark mit dem Baum zusammen, und da die Schoten so unerwartet rissen…
    – Wirst Du schweigen!« donnerte ihn Martinez an.
    Der Seemann zügelte seine Zunge.
    »Hier sind Scrupel und Zweifel auch am unrechten Platze, sagte er für sich und fuhr dann wieder laut fort: Nach unserer Rückkehr werde ich mich übrigens in diesem prächtigen Mexico häuslich niederlassen. Hier lavirt man so zwischen Ananas und Bananen und scheitert höchstens an Klippen aus Silber und Gold.
    – Und deshalb wurdest Du zum Verräther? fragte Martinez.
    – Warum nicht, Lieutenant? Das läuft auf eine Geldfrage hinaus!
    – Ah!…. sagte Martinez verächtlich.
    – Und Sie? wendete sich José an Diesen.
    – Ich?… Bei mir war es eine Rangfrage. Der Lieutenant wollte sich an dem Kapitän rächen.
    – Ach so!«… bemerkte José wegwerfend.
    Die beiden Leute hielten sich trotz ihrer verschiedenen Beweggründe die Wage.
    »Achtung!…

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