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Erzählungen

Erzählungen

Titel: Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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rief Martinez und hielt sein Pferd an. Was sehe ich da unten?«.
    José erhob sich in den Steigbügeln.
    »Es ist Niemand da, antwortete er.
    – Doch! Ich sah, wie ein Mann sich eiligst verbarg, behauptete Martinez.
    – Einbildung!
    – Nein, nein, ich sah es! wiederholte der Lieutenant.
    – Nun meinetwegen, so suchen Sie nach Belieben.«
    José setzte gelassen seinen Weg fort.
    Martinez ging allein auf einen Busch Magnolien zu, deren Zweige Wurzeln schlagen, sobald sie den Erdboden berühren, und dadurch ein ganz undurchdringliches Gewirr bilden.
    Alles schien still und verlassen.
    Plötzlich sah er eine Art Spirale sich im Schatten bewegen.
    Es war eine kleine Schlange, deren Kopf sich von einem großen Steine zermalt zeigte, während der übrige Körper noch wie unter dem Einfluß eines galvanischen Stromes zuckte.
    »Hier ist irgend Jemand gewesen!« rief der Lieutenant.
    Abergläubisch und schuldbewußt sah sich Martinez nach allen Seiten um. Er begann zu schaudern.
    »Wer, wer mochte das sein?… murmelte er.
    – Nun, wie steht’s? fragte José, der jetzt auch hinzukam.
    – Es war Nichts! antwortete Martinez. Brechen wir auf!«
    Die Reisenden ritten nun stromaufwärts längs der Mexala, einem kleinen Zuflusse des Rio Balsas, dahin. Bald verriethen ihnen einige Rauchsäulen die Gegenwart von Menschen, und die kleine Stadt Tutela-del-Rio zeigte sich ihren Blicken. Da die Spanier jedoch Eile hatten, noch vor Anbruch der Nacht Tasco zu erreichen, verließen sie jene wieder nach einer ganz kurzen Rast.
    Der Weg ward nun sehr steil und uneben, so daß sie nur im Schritt, übrigens die gewohnte Gangart ihrer Pferde, vorwärts kamen. Da und dort erhoben sich Olivenwälder auf den Berglehnen. Sowohl der Boden, als auch die Temperatur und Vegetation erwiesen sich hier wesentlich verschieden gegen früher.
    Bald sank der Abend hernieder. In wenig Schritten Entfernung folgte Martinez seinem Führer José. Dieser fand sich in der zunehmenden Dunkelheit nur schwierig zurecht und suchte einen gangbaren Pfad auszuwählen, wobei er manchen Fluch ausstieß, einmal über einen hervorstehenden Knorren, über den sein Roß stolperte, bald über einen Zweig, der ihm in’s Gesicht schlug und die ausgezeichnete Cigarre, welche er rauchte, auszulöschen drohte.
    Der Lieutenant lenkte sein Pferd stets dem seines Begleiters nach. An ihm nagten heimliche Gewissensbisse, wenn er sich auch von den Empfindungen, die ihn quälten, keine klare Rechenschaft gab.
     

    Nach der Mahlzeit streckten sie sich auf die Erde aus. (S. 420.)
     
    Jetzt war es vollständig Nacht geworden. Die Reiter beeilten ihren Schritt. Ohne Aufenthalt passirten sie die kleinen Dorfschaften Contepec und Ipuala und kamen glücklich noch in der Stadt Tasco an.
     

    Es war eine kleine Schlange. (S. 423.)
     
    José hatte wahr gesprochen. Das war eine große Stadt gegenüber den unbedeutenden Ansiedelungen, die schon hinter ihnen lagen. In der größten Straße fand sich sogar eine Art Gasthof. Ein Stallknecht nahm ihnen die Pferde ab, und die Reisenden traten in das Hauptzimmer des Hauses, in welchem sie eine lange, fertig angerichtete Tafel trafen.
    Die Spanier nahmen daran einander gegenüber Platz und verzehrten eine Mahlzeit, welche dem Gaumen en der Eingeborenen vielleicht vortrefflich munden mochte, die für europäische Zungen aber nur der quälende Hunger genießbar machte. Sie bestand aus Resten von Hühnern mit reichlicher Sauce von grünem Piment, Reis mit rothem Piment und Safran gewürzt, altem Geflügel mit Oliven, Rosinen, Erdnüssen, Zwiebeln, gezuckertem Kürbis, Carbanzos und Portulak, das Alles aber begleitet von »Tortillas«, d.s. kleine auf heißen Metallplatten gebackene Maisbrodkuchen. Dann ward noch ein Getränk servirt, und man begab sich zur Ruhe.
    Wenn auch nicht auf die erwünschteste Weise, so war ihr Hunger doch gestillt und die Erschöpfung versenkte Martinez und José bald in tiefen Schlummer.
IV.
Von Tasco nach Cuernavaca.
    Der Lieutenant erwachte spät am Morgen zuerst.
    »José, auf! Wir müssen aufbrechen!« mahnte er.
    Der Mastwart streckte die Arme aus.
    »Welche Straße schlagen wir ein? fragte Martinez.
    – O, hier sind mir gar zwei bekannt, Lieutenant.
    – Und welche?
    – Die eine, welche über Zacualican, Tenancingo und Toluca führt. Von Toluca bis Mexico ist die Straße sehr schön, denn dort hat man schon die Höhe der Sierra Madre erreicht.
    – Und die andere?
    – Die andere entfernt uns etwas mehr nach Osten,

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