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Erzählungen

Erzählungen

Titel: Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Anziehungskraft, die sie auf die Eisbären ausübt, sehr gefährlich werden kann.
    Von dieser Sorge getrieben, schlug Ludwig Cornbutte den Rückweg nach der Jeune-Hardie ein; es war ihm eine Ahnung gekommen, und bei der hohen geistigen Erregtheit, in der er sich augenblicklich befand, verwandelte sich diese in ein Gefühl furchtbaren Schreckens. Er glaubte zu sehen, wie sich kolossale Massen am Horizonte hin und her bewegten, und fragte sich, ob abermals ein Erdbeben der Eismassen zu befürchten sei. Mehrere weiße Wolken legten sich zwischen ihn und das Schiff, ja, er nahm wahr, wie sie an der Brigg hinaufkletterten. Er blieb stehen, um das wirre Bild klarer in’s Auge zu fassen, und erkannte jetzt deutlich in der vermeintlichen weißen Wolke eine Horde Eisbären.
    Die Thiere waren ohne allen Zweifel von dem Fettgeruch, der auch ihm aufgefallen war, angezogen worden. Ludwig Cornbutte verbarg sich hinter einem Eisberge und beobachtete von hier aus, wie drei der stärksten Thiere die Eisblöcke, auf denen die Jeune-Hardie ruhte, erklommen.
    Bis jetzt schien die nahe Gefahr auf dem Schiffe nicht bemerkt worden zu sein und Ludwig fragte sich zitternd, wie die Schiffsmannschaft sich diesem verhängnißvollen Besuch entgegenstellen, und ob André Vasling und seine Kumpane sich mit den übrigen Leuten vereinigen würden, um die gemeinsame Gefahr abzuwenden.
    Konnten Penellan und seine von Hunger und Kälte halb gelähmten Kameraden diesen furchtbaren Thieren Widerstand leisten? und wurden die Leute nicht von dem unvorhergesehenen Angriff überrascht?
    All diese Betrachtungen zogen in einem Augenblick vor dem Geist des jungen Kapitäns vorüber. Die Bären hatten indessen die Eisschollen erklommen und machten sich daran, an dem Schiff hinaufzuklettern. Ludwig Cornbutte verließ sein Versteck hinter dem Eisblock, kroch auf dem Eise näher und sah, wie die Thiere mit ihren ungeheuren Tatzen das Zelt zerrissen und dann auf’s Verdeck sprangen. Cornbutte dachte daran, einen Flintenschuß abzufeuern, um seine Gefährten auf die nahe Gefahr aufmerksam zu machen; aber er sagte sich, daß sie von den Bestien unfehlbar in Stücke zerrissen würden, wenn sie ohne jede Ahnung von dem Ueberfall unbewaffnet auf das Verdeck kämen.
Fünfzehntes Capitel.
Die Eisbären.
    Nachdem Ludwig Cornbutte fortgegangen war, verschloß Penellan vorsichtig die Thüre des Logis (dieselbe mündete unter der Treppe zum Verdeck), und übernahm die Sorge für den Ofen, während seine Gefährten sich wieder in ihre Betten zurückzogen, um einigermaßen warm zu werden.
    So war die sechste Abendstunde herangekommen, und Penellan schickte sich an, das Abendessen zu bereiten. Er hatte bereits Wasser siedend gemacht und war in die Kombüse hinab gegangen, um gesalzenes Fleisch, das er darin kochen wollte, zu holen, als er bei seiner Rückkehr zum Ofen seine Stelle von André Vasling eingenommen fand. Er saß vor dem Kessel und kochte große Fettstücke darin ab.
    »Ich war vor Ihnen hier, André Vasling, redete er mit raschem Wort den Obersteuermann an; warum nehmen Sie mir meinen Platz fort?
    – Wahrscheinlich aus demselben Grunde, als aus dem Sie ihn wieder haben wollen; ich will mir mein Abendbrod kochen, antwortete Vasling.
    – Lassen Sie mich jetzt an den Kessel, oder Sie werden sehen, daß unser Streit ein schlimmes Ende nimmt, rief Penellan.
    – Wir werden nichts sehen, erwiderte höhnisch André Vasling, und ich gedenke hier mein Abendessen fertig zu kochen, ob es Ihnen nun recht ist oder nicht.
    – Und ich sage, Sie werden Ihr Abendessen hier nicht bereiten«, rief Penellan und stürzte wüthend auf André Vasling zu, der sofort nach seinem langen Messer griff und mit lautem Geschrei die Norweger und Aupic zu Hilfe rief.
    Die Kerle waren in einer Minute, und zwar mit Dolchen und Pistolen bewaffnet, zur Stelle; Penellan sah jetzt, daß der Streich abgekartet war. André Vasling mußte es wohl als seine Aufgabe übernommen haben, ihn selbst unschädlich zu machen, denn die andern Kerle eilten nach den Betten der Kranken, Misonne, Turquiette und Pierre Nouquet. Dieser Letztere war so elend, daß er kaum noch eine Bewegung machen konnte, und war dem wilden Herming in die Hände gefallen, während der Zimmermann Misonne sich mit einem Beil gegen Aupic vertheidigte, und Turquiette erbittert mit dem Norweger Jocki rang. Gervique und Gradlin litten so furchtbar unter ihren Schmerzen, daß sie kaum zu bemerken schienen, was um sie her vorging.
    Pierre

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