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Erzählungen

Erzählungen

Titel: Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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getroffen niedersank, hielt es nur noch einen Leichnam in seinen Tatzen.
    »Es sind unserer nur noch zwei, sprach André Vasling wild grollend; sollen wir jedoch unterliegen, so will ich mich zuvor noch rächen!«
    Herming lud, ohne hierauf zu antworten, seine Pistole nochmals; man mußte den dritten Bären unschädlich zu machen suchen.
    Vasling blickte nach dem Vorderdeck hinüber und sah, daß die Bestie die Verschanzungen erklettert hatte und in den Wewelings empor klomm, um Ludwig Cornbutte zu erreichen. Der Obersteuermann ließ seine Flinte sinken; eine teuflische Freude spiegelte sich in seinen Augen.
    »So kann ich mich noch an Dir rächen!« rief er.
    Inzwischen hatte sich Ludwig Cornbutte auf den Fockmast geflüchtet, aber der Bär stieg ihm auch dorthin nach und war jetzt nur noch sechs Fuß von ihm entfernt. Da legte Ludwig seine Flinte an und zielte auf das Thier.
    Auch André Vasling machte sich schußfertig; wenn der Bär fiel, wollte er Ludwig Cornbutte tödten.
    Der junge Kapitän feuerte auf die Bestie, aber es schien, als sei sie nicht getroffen; mit einem Sprunge schwang sie sich auf den Fockmars, so daß der ganze Mast erbebte.
    André Vasling stieß einen Freudenschrei aus.
    »Herming, hole mir Marie, hole mir meine Braut!« rief er dem norwegischen Matrosen zu, und dieser stieg eilends in das Logis hinab.
    Das wüthende Thier war auf Ludwig Cornbutte zugestürzt, der auf der entgegengesetzten Seite des Mastes Schutz suchte; in dem Augenblick aber, als es die kolossale Tatze auf ihn herabsenken wollte, um seinen Kopf zu zerschmettern, ergriff der gewandte Seemann eine der Pardunen und ließ sich an ihr hinunter gleiten. Auf halbem Wege jedoch pfiff eine Kugel dicht an seinem Ohr vorüber; André Basling hatte auf ihn geschossen und ihn verfehlt. Nun standen die beiden Gegner mit den Messern in der Hand einander gegenüber.
    Dieser Kampf mußte entscheidend werden; um seinen Rachedurst vollständig zu kühlen, hatte André Vasling die Gegenwart des jungen Mädchens beim Tode ihres Geliebten verlangt und sich hierdurch der Hilfe Herming’s beraubt. Er war in Folge dessen nur noch auf sich selbst angewiesen.
    Die beiden Feinde packten sich so fest, daß Keiner zurückweichen konnte; einer von ihnen mußte sterben. Schon floß das Blut bei Beiden; André Vasling suchte mit seinem Arm den Hals des Gegners zu umschlingen und ihn zu Boden zu werfen, aber Ludwig Cornbutte wußte sehr wohl, daß wer zuerst fiel, auch verloren war, und hielt seinen Feind fest umklammert; hierbei glitt ihm jedoch sein Dolch aus der Hand.
    In diesem Moment erhob sich ein herzzerreißendes Geschrei: der norwegische Matrose schleppte Marie herbei. Ludwig Cornbutte fühlte, wie ihn die Wuth übermannte; er wollte André Vasling loslassen, da wurden beide Gegner von einer kräftigen Umarmung zusammengepreßt.
    Der Bär war vom Fockmast herabgeklettert und suchte jetzt die beiden Männer zu erdrücken.
    André Vasling stand gegen den Körper des Thieres gelehnt, und Ludwig Cornbutte fühlte, wie die Tatzen des Ungeheuers ihm in’s Fleisch drangen.
    »Zu Hilfe, zu Hilfe, Herming! schrie der Obersteuermann.
    – Zu Hilfe, Penellan!« rief Cornbutte.
    Gleich darauf ließen sich Schritte auf der Treppe hören, Penellan erschien, und in der nächsten Minute entlud sich seine Pistole in das Ohr der Bestie. Ein entsetzliches Gebrüll ertönte, das Thier lockerte, von Schmerz überwältigt, seine Tatzen, und Cornbutte glitt in diesem Augenblick halb todt vor Erschöpfung auf’s Verdeck nieder, dann aber drückte der Bär in wüthendem Todeskampf sein Opfer, den elenden Vasling, zusammen, riß den Leichnam im Falle mit sich und zermalmte ihn unter seinem Gewicht.
    Penellan eilte nun Ludwig Cornbutte zu Hilfe und fand zu seiner großen Freude, daß keine schwere Verletzung das Leben des Freundes gefährdete; er hatte nur momentan das Bewußtsein verloren.
    »Marie!… war sein erstes Wort, als er wieder zum Leben erwachte.
    – Gerettet! frohlockte der Untersteuermann; dort liegt Herming mit einem Dolchstoß durch den Leib.
    – Und die Bären…?
    – Todt, Ludwig, todt wie unsere Feinde! Ohne die Dazwischenkunft dieser Thiere wären wir verloren gewesen. Laß uns Gott danken für seine Gnade!«
    Ludwig Cornbutte und Penellan gingen in das Logis hinab und führten das halb ohnmächtige Mädchen mit sich.
Sechzehntes Capitel.
Schluß.
    Misonne und Turquiette, denen es gelungen war, sich ihrer Fesseln zu entledigen, hatten den

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