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Erzählungen

Erzählungen

Titel: Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Allan Poe
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des Wassers eines Flusses durch die Ebbe und Flut des Meeres, die eventuell auf ihn wirken, beeinflußt. Aber wenn wir auch ganz von Ebbe und Flut absehen, so können wir doch behaupten, daß auch in süßem Wasser nur sehr wenige Körper von selbst sinken.
    Fast jeder, der in einen Fluß fällt, wird schwimmen können, wenn er nur die spezifische Schwere des Wassers mit seiner eigenen völlig ins Gleichgewicht bringt, das heißt, wenn er seinen ganzen Körper soviel wie möglich unter Wasser hält. Die beste Haltung für jemanden, der nicht schwimmen kann, ist die gerade Stellung eines Gehenden. Den Kopf muß er nach hinten überlegen und so tief unter Wasser halten, daß bloß Mund und Nasenlöcher über der Oberfläche bleiben. In einer solchen Lage wird jeder ohne Schwierigkeit und ohne Übung schwimmen können. Es liegt jedoch auf der Hand, daß sich die Schwere des Körpers und die der verdrängten Wassermenge gerade aufwiegen und daß die geringste Kleinigkeit der einen oder der anderen das Übergewicht verschaffen kann. So verursacht z. B. ein Arm, der aus dem Wasser herausgestreckt und seiner Stütze beraubt wird, ein Überwiegen des Körpers, das hinreicht, den ganzen Kopf zum Sinken zu bringen, während die zufällige Hilfe eines Holzstückchens es ermöglicht, den Kopf so hoch zu halten, daß man umherzuschauen vermag.
    Man kann jedoch immer beobachten, daß ein des Schwimmens Unkundiger im Wasser das Bestreben hat, die Arme in die Höhe zu strecken und den Kopf in der gewohnten aufrechten Lage zu halten.
    Die Folge ist, daß Mund und Nasenlöcher unter das Wasser geraten und beim Atmen Wasser in die Lunge des Untersinkenden gerät.
    Auch der Magen füllt sich mit Wasser und der ganze Körper wird um den Unterschied zwischen dem Gewicht der aufgenommenen Flüssigkeit und dem der die Höhlungen ursprünglich ausfüllenden Luft schwerer. In der Regel ist dieser Unterschied groß genug, um den Körper zum Sinken zu bringen; es genügt jedoch nicht bei Personen, die kleine Knochen oder ungewöhnlich fettes oder schlaffes Fleisch haben. Diese schwimmen selbst darin noch, wenn sie ertrunken sind.
    Stellen wir uns jedoch vor, der Leichnam liege auf dem Boden des Flusses. Hier wird er so lange liegenbleiben, bis seine spezifische Schwere durch irgendeinen Umstand wieder geringer wird als die der Wassermenge, die er verdrängt. Dies geschieht in der Regel durch die Verwesung. Das Resultat der Verwesung ist eine Gaserzeugung, die das Zellgewebe ausdehnt und dem Leichnam das bekannte aufgedunsene Aussehen verleiht. Ist diese Ausdehnung so weit vorgeschritten, daß der Körper an Umfang wesentlich zugenommen hat, ohne jedoch seine Masse und sein Gewicht vergrößert zu haben, so wird seine spezifische Schwere geringer als die des verdrängten Wassers, und er hebt sich wieder an die Oberfläche.
    Die Art der Verwesung aber wird durch unzählige Umstände bestimmt, wird durch unzählige Einflüsse beschleunigt oder verspätet; z. B. durch die Hitze oder Kälte der Jahreszeit, durch die Reinheit des Wassers oder durch etwaige mineralische Bestandteile, die es enthält, durch seine Tiefe oder Seichtheit, durch seinen raschen Lauf oder sein Stagnieren, durch die Beschaffenheit des Körpers, durch den Umstand, ob er bei seinem Tode gesund oder mit einer Krankheit behaftet gewesen war. Es ist also klar, daß man die Zeit nicht genau bestimmen kann, die ein Leichnam braucht, um infolge eingetretener Verwesung an die Oberfläche zu kommen.
    Unter gewissen Umständen könnte dies schon nach einer Stunde der Fall sein, unter anderen überhaupt nie. Es gibt chemische Mischungen, welche den menschlichen Körper auf immer vor der Verwesung schützen; ich will hier nur das Quecksilberchlorid anführen.
    Aber abgesehen von der Verwesung kann sich – und dies ist sehr oft der Fall – im Magen infolge der sauren Gärung vegetabilischer Stoffe in genügender Menge Gas erzeugen, um eine derartige Ausdehnung des Körpers herbeizuführen, daß er an die Oberfläche kommt.
    Die durch die Abfeuerung einer Kanone hervorgebrachte Wirkung ist eine einfache schwingende Bewegung. Sie kann den Körper aus dem leichten Schlamme, in den er vielleicht versunken ist, loslösen und auf diese Weise, nachdem andere Einflüsse den Körper darauf vorbereitet haben, dazu beitragen, daß er an die Oberfläche emporsteigt. Oder aber, die schwingende Bewegung überwindet die Zähigkeit einiger verwesender Teile des Zellgewebes und macht es ihnen möglich,

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