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Erzählungen

Erzählungen

Titel: Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Allan Poe
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gewesen.
    Der Graf sah mich sehr erstaunt an, antwortete jedoch nichts. Der schweigsame Herr in der Gesellschaft aber gab mir einen heftigen Rippenstoß und flüsterte mir zu, daß ich mich damit ordentlich blamiert habe: ob ich denn nicht wisse, daß unsere moderne Dampfmaschine über Salomon de Caus auf eine Erfindung des Hero zurückzuführen sei.
    Wir waren in der größten Gefahr, eine Schlappe zu erleiden; zum Glück hatte sich Doktor Ponnonner wieder so weit gesammelt, daß er uns jetzt zu Hilfe kommen konnte. Er fragte, ob die Ägypter vielleicht mit uns Modernen in den wichtigen Einzelheiten der Bekleidung rivalisieren könnten.
    Der Graf tippte bei dieser Frage an seine Hosenträger, ergriff den Zipfel eines seiner Rockschöße und hielt ihn sich dicht unter die Augen. Als er ihn wieder fallen ließ, erweiterte sich sein Mund allmählich von einem Ohr zum anderen, doch erinnere ich mich nicht, ob er sonst noch etwas antwortete.
    Nun faßten wir wieder frischen Mut; der Doktor näherte sich der Mumie mit großer Würde, richtete die Aufforderung an sie, auf ihr Manneswort zu sagen, ob die alten Ägypter je verstanden hätten, Doktor Ponnonners Pastillen oder Brandreths Pillen herzustellen.
    Mit tiefer Spannung warteten wir auf die Antwort – vergebens.
    Der Graf wurde rot, senkte den Kopf und sagte kein Wort. Niemals erlebten wir einen vollständigeren Triumph, niemals wurde eine Niederlage mit weniger Anstand ertragen. Ich konnte es nicht länger mit ansehen, wie die arme Mumie sich schämte, ergriff meinen Hut, machte ihr eine rasche Verbeugung und ging fort.
    Als ich zu Hause ankam, es war vier Uhr vorbei, begab ich mich zu Bett. Jetzt ist es zehn Uhr morgens. Seit sieben Uhr bin ich auf und habe mittlerweile zu Nutz und Frommen meiner Familie und der ganzen Menschheit die Erlebnisse der letzten Nacht aufgezeichnet.
    Meine Familie will ich nicht mehr sehen, denn meine Frau ist eine Xanthippe. Ich bin überhaupt dieses Lebens im allgemeinen und des neunzehnten Jahrhunderts im besonderen herzlich überdrüssig. Alles geht mir gegen den Strich, und ich möchte auch ganz gern wissen, wer im Jahre  Präsident der Vereinigten Staaten sein wird. Deshalb werde ich, sobald ich mich rasiert und eine Tasse Kaffee getrunken habe, zu Doktor Ponnonner hinübergehen und mich für ein paar Jahrhunderte einbalsamieren lassen.

DIE MACHT DES WORTES
    The Power of Words ()

    Oinos: O Agathos, verzeihe meinem Geiste, der eben erst in die Unsterblichkeit einging, diese letzte Schwachheit …
    Agathos: Du hast nichts gesagt, mein Oinos, das der Verzeihung bedürfte. Selbst hier kommt die Erkenntnis nicht unwillkürlich, kommt nicht aus bloßer schauender Seele. Bitte du die Engel nur mutig um Weisheit, auf daß sie dir gegeben werde!
    Oinos: In meinen Träumen hatte ich gehofft, in diesem jenseitigen Leben das Wesen aller Dinge wie durch eine Offenbarung zu erkennen und so durch restlose Erkenntnis glücklich zu sein …
    Agathos: Ach, nicht in der Erkenntnis liegt das Glück, sondern im Erwerben der Erkenntnis! Etwas auf Immer zu wissen, ist ewige Seligkeit; der Gedanke, alles zu wissen, wäre unheilvoll wie der Fluch des bösen Feindes.
    Oinos: Aber weiß nicht der Allerhöchste ›Alles‹?
    Agathos: Da er auch der Allerseligste ist, muß dies das einzige sein, was selbst  unbekannt ist.
    Oinos: Aber werden wir nicht, da unsere Erkenntnis von Augenblick zu Augenblick wächst, zuletzt einmal alles wissen?
    Agathos: Blicke in diese abgründlichen Weiten hinab! Versuche einmal, diese Flucht zahlloser Sternengärten zu überschauen, während wir jetzt langsam durch sie dahingleiten – weiter – weiter – und immer weiter! Wird nicht der Blick unseres Geistes fortwährend und wie durch endlose goldene Mauern aufgehalten?! durch endlose Mauern von Myriaden leuchtender Körper, deren übergroße Zahl wieder in eine Einheit zusammenzurinnen scheint?!
    Oinos: Ja – nun erkenne ich klar, daß die Unendlichkeit der Materie kein Traum ist.
    Agathos: Hier im Eden gibt es keine Träume – doch hörte ich einmal leise sagen, der einzige Zweck dieser Unendlichkeit der Materie sei der, stets neue, nie versiegende Quellen zu eröffnen, in denen die Seele ihren Durst nach Erkenntnis stillen könne, diesen Durst, der ewig in ihr brennt und den zu löschen ihren Tod bedeuten würde. Frage mich also, Oinos! – frage mich mutig und ohne Furcht! Komm mit, wir wollen die laute Harmonie der Plejaden zu unserer

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