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Erzählungen

Erzählungen

Titel: Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Allan Poe
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seinen Wirkungen auf jedes Atom der Materie – aufwärts und weiter in allen Veränderungen, die sie bei alten Formen hervorrufen, oder, mit anderen Worten, bis dahin, wo sie eben Neues schaffen – und noch weiter, bis dahin, wo sie sich, endlich wirkungslos geworden, am Thron. der Gottheit zerschlagen. Und nicht nur dieses könnte ein solches Wesen tun, es könnte auch zu jeder Zeit aus jedem gegebenen Resultate – zum Beispiel aus einem der zahllosen Kometen – durch die retrogradive Analyse herausrechnen, welchem ersten Anstoße es sein Dasein verdankt. Natürlich ist es das Vorrecht der Gottheit allein, die retrogradive Analyse in dieser absoluten Vollkommenheit anwenden und zu jeder Zeit jede Wirkung auf ihre Ursache zurückführen zu können: doch besitzt die ganze Schar der Engel-Intelligenzen diese Fähigkeit in allen Gradstufen bis kurz an die Vollkommenheit hinan.
    Oinos: Du sprachest aber bloß von Einflüssen auf die Luft!
    Agathos: Wenn ich von der Luft sprach, bezog ich mich bloß auf die Erde, aber meine Grundbehauptung trifft auch für alle Einflüsse auf den Rhythmus des Äthers zu, der, weil er, und zwar er al ein , den ganzen Raum durchdringt, das große Medium al er Schöpfung ist.
    Oinos: Also jede Bewegung schafft, welcher Natur sie auch immer sei?!
    Agathos: Es muß so sein; doch lehrt uns jede tiefer eindringende Philosophie seit langem, daß alle Bewegung ihren Ursprung im Gedanken hat, und die Quelle jedes Gedankens ist …
    Oinos: !
    Agathos: Ich sprach zu dir, Oinos, einem Kinde der schönen Erde, die vor kurzem unterging, sprach zu dir von den Einflüssen auf die Atmosphäre der Erde. Durchzuckte da nicht plötzlich ein Gedanke an die physische Macht des Wortes deinen Sinn? Hat nicht jedes gesprochene Wort Einfluß auf die Atmosphäre?
    Oinos: Weshalb, Agathos, weinst du jetzt plötzlich – und weshalb, o weshalb, lässest du deine Schwingen sinken, während wir über diesen schönen Stern dahinschweben, – den grünsten und doch zerklüftetsten, den wir auf unserem Fluge gesehen? Seine strahlenden Blumen gemahnen mich an einen schönen Traum – seine tobenden Vulkane an die Leidenschaften eines unseligen Menschenherzens!
    Agathos: Sie sind es auch! – Sie sind es auch! Vor drei Jahrhunderten rief ich diesen Stern mit gerungenen Händen und überströmenden Augen zu Füßen meiner Geliebten durch wenige leidenschaftliche Worte ins Dasein. Seine strahlenden Blumen entblühten dem schönsten aller, ach! unerfüllten Träume, und seine tobenden Vulkane sind in Wahrheit die Leidenschaften eines unseligen Menschenherzens.

DER GEIST DES BÖSEN
    The Imp of the Perverse ()

    Bei der Erforschung der Neigungen und Triebe, der prima mobilia der Menschenseele, haben die Psychologen stets einen Hang übergangen, der, obwohl er sichtbar und deutlich als erstes, ursprüngliches, nur auf sich selbst zurückzuführendes Gefühl vorhanden ist, auch von den Moralisten, ihren Vorgängern, übersehen wurde. Wir alle haben ihn, durch die törichte Anmaßung unseres Verstandes unaufmerksam gemacht, nie beachtet, ja selbst der Möglichkeitsgedanke ist uns nie gekommen, weil wir das Bedürfnis nicht fühlten, die Tatsache jener Neigung, jenes Hanges festzustellen. Wir sahen nicht ein, daß dies notwendig sei. Wir verstanden nicht, das heißt, wir würden nie verstanden haben (selbst wenn sich das Bewußtsein von der Existenz dieses primum mobile unserer Erkenntnis aufgedrängt hätte), welche Rolle es in der Ökonomie aller menschlichen Dinge, der zeitlichen und der ewigen, spielt. Es läßt sich nicht leugnen, daß die Psychologie und zum großen Teil alle Metaphysik auf aprioristischen Behauptungen aufgebaut ist. Der intellektuelle und streng logisch denkende Mensch glaubt noch mehr als der bloße Verstandesmensch und der Beobachter, die Pläne Gottes zu verstehen, seine Absichten zu kennen. Und wenn er diese Absichten zu seiner Zufriedenheit ergründet hat, baut er nach ihnen seine zahllosen kapriziösen Systeme auf. In der Psychologie zum Beispiel stellten wir, völlig natürlich, zuerst fest, es sei die Absicht Gottes, daß der Mensch esse. Daraufhin gaben wir dem Menschen den Nahrungsinstinkt, und dieser ist nun die Geißel, mit der Gott den Menschen zum Essen zwingt, er mag wollen oder nicht. Wir behaupteten, es sei Gottes Absicht, daß der Mensch seine Spezies fortpflanze, und entdeckten infolgedessen den Zeugungsinstinkt und so machten wir es mit dem

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