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Erzählungen von der Eroberung Spaniens (German Edition)

Erzählungen von der Eroberung Spaniens (German Edition)

Titel: Erzählungen von der Eroberung Spaniens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Washington Irving
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o Tarek,« sagte er, »wegen des morgigen Tages – ich werde mit dir sein im Gefechte. Kämpfe daher kühn und siege. Diejenigen deiner Begleiter, welche die Schlacht überleben, werden dieses Land zu ihrem Erbe erhalten; für die, welche fallen, ist ein Wohnsitz im Paradies bereit und unsterbliche Houris harren ihres Kommens.«
    »So sprach er und verschwand; ich hörte Töne himmlischer Musik, und die Düfte des glücklichen Arabiens erfüllten mein Zelt.«
    Auch dies war, sagen die spanischen Chronikenschreiber, eines der Kunststücke, durch welche dieser verschmitzte Sohn Ismael’s die Herzen seiner Begleiter zu beleben suchte; während die angebliche Erscheinung von den arabischen Schriftstellern als ein wirkliches Begebniß erzählt wird. Wunderbar in der That war die Wirkung, welche diese Aussage auf die arabischen Krieger hatte, die nun feurig verlangten, gegen den Feind geführt zu werden.
    Zwölftes Kapitel.
    Die Schlacht von Calpe. – Ataulph’s Schicksal.
    Die grauen Spitzen des Felsen von Calpe erglänzten von den ersten Morgenstrahlen, als das christliche Heer aus seinem Lager rückte. Der Prinz Ataulph ritt von Schaar zu Schaar und feuerte seine Krieger zum Kampfe an.
    »Nimmer dürfen wir unsere Schwerter in die Scheide stecken,« sagte er, »so lange einer dieser Ungläubigen in dem Lande weilt. Sie sind auf jenem felsigen Berge eingeschlossen; wir müssen sie in ihrem klippigen Verstecke aufsuchen. Wir haben einen langen Tag vor uns; laßt die Sonne bei ihrem Niedergange auf Keinen aus ihrem Heere scheinen, der nicht flieht, gefangen oder todt ist.«
    Mit Jubelruf wurden des Prinzen Worte aufgenommen, und das Heer rückte gegen das Vorgebirg an. Als sie dahinzogen, hörten sie den Schall von Cymbeln und das Schmettern von Trompeten, und die Felsenbrust des Berges glänzte von Helmen, Speeren und Säbeln; denn die Araber, durch Tarek’s Worte von Neuem mit Vertrauen erfüllt, stürzten mit fliegenden Fahnen dem Kampfe entgegen.
    Der kühne arabische Feldherr stand auf einem Felsen, als seine Schaaren vorbeizogen; er hatte seinen Schild auf den Rücken geworfen und schwang in der Hand einen zweispitzigen Speer. Er rief die vielen Häuptlinge bei ihren Namen und ermahnte sie, ihre Angriffe gegen die christlichen Anführer und vorzüglich gegen Ataulph zu richten. »Ist der Häuptling gefallen,« sagte er, »so werden seine Leute wie der Morgennebel vor uns verschwinden.«
    Die gothischen Edeln waren an dem Glanze ihrer Waffen leicht zu erkennen; besonders aber zeichnete sich Prinz Ataulph vor allen übrigen durch die jugendliche Anmuth und das Majestätische seiner Erscheinung und die Pracht seiner Rüstung aus. Er ritt einen stolzen arabischen Streithengst, mit einer reichen goldgestickten Decke von rothem Sammt behangen. Sein Waffenrock war von gleicher Farbe und gleicher Verzierung, und die Federn, welche auf seinem polirten Helme weheten, waren vom reinsten Weiß. Zehn berittene, prachtvoll gekleidete Pagen folgten ihm in die Schlacht; ihr Amt bestand aber nicht sowohl darin, zu fechten, als ihrem Gebieter stets zur Hand zu sein und ihm sein Roß oder Waffen zu bringen, wenn er winkte.
    Die christlichen Truppen waren, obgleich weder in den Waffen geübt, noch an Ordnung und Kriegszucht gewöhnt, voll angebornen Muthes; denn der alte Kriegergeist ihrer gothischen Vorfahren glühte noch in ihrer Brust. Unter des Prinzen Truppen waren zwei Abtheilungen Fußvolk; er stellte diese jedoch in das Hintertreffen; »denn,« sagte er, »Gott verhüte, daß das Fußvolk den Ehrenplatz in der Schlacht haben sollte, wenn ich über so viele tapfere Reiterei zu verfügen habe.«
    Als die Heere sich aber näher kamen, ergab es sich, daß das Vordertreffen der Araber aus Fußvolk bestand. Die Reiterei hielt demzufolge die Pferde an und begehrte, das Fußvolk sollte vorrücken und dieses Gesindel zerstreuen; denn sie glaubten, es sei unter ihrer Würde, mit einem unberittenen Feinde zu kämpfen. Der Prinz befahl ihnen aber anzugreifen, worauf sie ihren Pferden die Sporen gaben und auf den Feind stürzten.
    Die Araber hielten den Anprall männlich aus und empfingen die Rosse mit den Spitzen ihrer Lanzen. Viele Reiter stürzten von den Bolzen der Armbruste oder den Dolchen der Moslemen. Den Reitern aber gelang es, in die Mitte der Schaar zu brechen und sie in Verwirrung zu bringen, wobei sie Viele mit ihren Schwertern zusammenhieben, Andere mit ihren Speeren durchbohrten und Andere unter den Hufen ihrer Pferde

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