Erzählungen von der Eroberung Spaniens (German Edition)
zertraten. In diesem Augenblicke wurden sie von einer Schaar spanischer Reiter, den abtrünnigen Anhängern des Grafen Julian, angegriffen. Sie stürzten sich wild und ungestüm auf ihre Landsleute, welche durch den Kampf mit dem Fußvolk in Unordnung gekommen waren, und mancher wackere christliche Ritter fiel unter dem Schwerte eines unnatürlichen Feindes.
Der erste dieser abtrünnigen Krieger war der seinem Glauben untreu gewordene Ritter, welchen Theudemir in dem Zelte Tarek’s herausgefordert hatte. Mit gewaltigem Arme und boshafter Wuth führte er ringsum Hiebe; denn nichts ist furchtbarer, als der Haß eines Glaubensabtrünnigen. Inmitten seines Weges gewahrte ihn der kühne Theudemir, welcher sein Roß dem Feinde entgegen spornte.
»Verräther.« rief er, »ich habe mein Gelübde gehalten. Keinen Feind hat diese Lanze berührt, die bestimmt ist, deiner treulosen Seele einen Ausgang zu bereiten.«
Der Abtrünnige war, bevor er an seinem Glauben treulos wurde, wegen seiner Tapferkeit berühmt gewesen; aber die Schuld saugt des stärksten Herzens Muth aus. Als er Theudemir auf sich stürzen sah, hätte er sich gern gewendet und wäre geflohen. Nur der Stolz hielt ihn zurück; und obgleich man seine Geschicklichkeit im Handhaben des Säbels allgemein bewundert hatte, verlor er alle Gewandtheit in der Vertheidigung gegen seinen Gegner. Bei’m ersten Angriff stieß ihm Theudemir seine Lanze durch die Brust. Er stürzte zu Boden, knirschte, wahrend er sich im Staub wälzte, mit den Zähnen, verhauchte aber seinen Geist, ohne einen Laut von sich zu geben.
Die Schlacht wurde jetzt allgemein und währte mit wechselndem Erfolge den ganzen Morgen. Tarek’s Kriegslist begann aber, ihre Wirkung zu äußern. Die christlichen Heerführer und die ansehnlichsten Ritter zogen vor Allen die Blicke der Araber auf sich, und übermächtige Schaaren griffen sie einzeln an. Sie fochten verzweifelt und thaten Wunder der Tapferkeit, fielen aber, einer nach dem andern, unter tausend Wunden. Dennoch schwankte der Sieg unentschieden einen großen Theil des Tags hindurch, und als die scheidende Sonne durch die Staubwolken glänzte, war es, als wenn die streitenden Heere in Rauch und Feuer gehüllt wären.
Prinz Ataulph sah, daß das Kriegsglück gegen ihn war. Er ritt über das Schlachtfeld und rief die Namen seiner tapfersten Ritter aus. Allein nur wenige antworteten auf seinen Ruf; die übrigen lagen zusammengehauen auf dem Schlachtfeld. Mit dieser Handvoll Krieger bemühte er sich, den Sieg wieder auf seine Seite zu rufen, als er von Tenderos, einem Anhänger des Grafen Julian, an der Spitze einer Schaar abtrünniger Christen, angegriffen wurde. Beim Anblick dieses neuen Gegners sprühten die Augen des Prinzen Feuer; denn Tenderos war in dem Hause seines Vaters auferzogen worden.
»Du thust wohl, Verräther,« rief er ihm zu, »daß du den Sohn deines Gebieters, der dich nährte, angreifst, du, der sein Vaterland und seinen Gott verrathen hat.«
Bei diesen Worten ergriff er eine der Lanzen, die seine Pagen trugen, und stürmte wüthend auf den Abtrünnigen ein; inmitten des Laufes aber stieß Tenderos auf ihn, und des Prinzen Lanze flog zersplittert zu Boden. Ataulph faßte nun seine Keule, welche an seinem Sattelbogen hing, und ein Gefecht, dessen Ausgang sehr ungewiß war, erfolgte. Tenderos war von mächtigem Körperbau und in der Handhabung seiner Waffen überlegen; aber der Fluch des Verraths schien seinen Arm zu lähmen. Er brachte Ataulph eine leichte Wunde zwischen den Schienen seiner Rüstung bei; aber der Prinz versetzte ihm einen Schlag mit seiner Keule, welcher ihm durch Helm und Schädel ging und sein Gehirn zerschmetterte. Tenderos stürzte zu Boden, und seine Rüstung rasselte wild, als er fiel.
In demselben Augenblick durchbohrte ein Wurfspieß, den ein Araber daher geschleudert hatte, Ataulph’s Pferd, das unter ihm zusammenstürzte. Der Prinz ergriff die Zügel von Tenderos’ Streitroß; aber das treue Thier, welches in ihm den Feind seines getödteten Herrn zu erkennen schien, wich scheu zurück und bäumte sich und ließ ihn nicht aufsitzen. Der Prinz bediente sich seiner jedoch als eines Schildes, um sich gegen den Andrang der Feinde zu schützen, während er sich mit seinem Schwerte gegen die vertheidigte, welche er vor sich hatte. Tarek Ben Zejad kam auf den Schauplatz des Kampfes und hielt einen Augenblick an, die außerordentliche Tapferkeit des Prinzen bewundernd. Als er jedoch erwog, daß sein
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