Erzählungen von der Eroberung Spaniens (German Edition)
darzuthun, als indem ich mein werthloses Leben daran setze, um euch zu befreien. Das Einzige fordere ich, ehe ich euch verlasse, von euch, daß ihr mir feierlich versprecht, euch als tapfere Männer und als christliche Ritter bis zu dem Aeußersten zu vertheidigen und nie euerm Glauben zu entsagen oder euch der Gnade des Abtrünnigen Magued oder des Verräthers Julian zu ergeben.«
Sie gaben sämmtlich ihr Wort zum Pfand und schworen einen feierlichen Eid, es zu halten, vor dem Altare.
Pelistes umarmte nun einen nach dem andern und gab ihnen seinen Segen, und indem er dies that, blutete sein Herz; denn sein Gefühl gegen sie war nicht sowohl das eines Waffenbruders und Anführers, als das eines Vaters; und er nahm Abschied von ihnen, als ging er in seinen Tod. Die Ritter ihrer Seits umdrängten ihn schweigend, küßten ihm die Hand und den Saum seines Waffenrockes, und viele der Unerschütterlichsten vergossen heise Thränen.
Das Grau der Morgendämmerung säumte den östlichen Himmel; da nahm Pelistes seine Lanze in die Hand, schlang seinen Schild um den Hals, bestieg sein Roß und ritt still aus einem geheimen Thörchen des Klosters hinaus. Langsam zog er die leeren Straßen entlang und der Hufschlag seines Pferdes hallte in dieser schweigsamen Stunde in der Ferne wieder; aber Niemand argwöhnte, daß der Kriegsmann, der so allein und still durch eine bewaffnete Stadt ritt, ein Feind sein könne.
Er erreichte das Thor in dem Augenblicke, wo es geöffnet wurde. Eine Streifpartie, die zum Raube ausgeritten, zog eben mit Ochsen und Rindern und Lastthieren in die Stadt zurück, und Pelistes kam unbeachtet durch das Gedräng. Sobald er den Kriegsleuten, welche das Thor bewachten, aus den Augen war, beschleunigte er seines Pferdes Schritt, trieb es dann zum vollen Galopp an und war so glücklich, das Gebirg zu erreichen. Hier hielt er an und stieg an einem einsamen Pachthof ab, um sein keuchendes Thier ausruhen zu lassen. Kaum aber hatte er den Fuß auf die Erde gesetzt, so hörte er aus der Ferne den Hufschlag eines Verfolgenden und sah einen Reiter sein Roß bergan spornen.
Rasch warf er sich wieder auf sein Pferd, ging von dem Wege ab und jagte über die zerrissenen Felsböden dahin. Die tiefe, ausgetrocknete Rinne eines Waldbaches setzte seiner Eile Schranken, und sein Pferd, das an dem Rande strauchelte, stürzte mit seinem Reiter in die Tiefe.
Pelistes ward durch den Fall schmerzlich verwundet, und sein ganzes Gesicht war im Blut gebadet. Auch sein Pferd hatte Schaden genommen und war nicht im Stande, sich auf den Füßen zu halten, so daß alle Hoffnung, zu entrinnen, verschwand. Der Feind kam näher, und es zeigte sich, daß derselbe der abtrünnige Feldherr, Magued der Grieche, war, welcher ihn, als er aus den Thoren der Stadt ritt, bemerkt und allein verfolgt hatte.
»Willkommen, Señor Alcayde,« rief er aus; »willkommen und glücklich eingeholt. Uebergebt Euch mir als Gefangenen!«
Pelistes antwortete nicht, sondern zog sein Schwert, nahm sein Schild vor und stellte sich in Vertheidigungsstand. Obgleich Magued ein Glaubensabtrünniger und ein roher Kriegsmann war, besaß er doch einige Funken von ritterlichem Edelmuthe. Da er seinen Gegner unberitten sah, verschmähte er es, davon Vortheil ziehen zu wollen, sondern stieg ab und band sein Pferd an einen Baum.
Der Kampf, welcher nun folgte, war verzweifelt und unsicher; denn selten waren zwei Krieger auf einander gestoßen, welche sich an Stärke und Tapferkeit so sehr gleich kamen. Ihre Schilder wurden zu Stücken gehauen, der Boden mit den Trümmern ihrer Rüstung und mit ihrem Blute bedeckt. Sie ruhten mehrere Male aus, um Athem zu schöpfen, und betrachteten sich gegenseitig mit Erstaunen und Bewunderung. Allein Pelistes, der vorher durch seinen Fall verwundet worden, war in dem Kampfe sehr im Nachtheil. Der Renegat bemerkte es und suchte, ihn nicht zu tödten, sondern lebendig gefangen zu nehmen. Indem er den Kampfplatz stets änderte, ermüdete er seinen Gegner, welchen sein Blutverlust mehr und mehr schwächte.
Endlich schien Pelistes seine ganze ihm noch übrige Kraft zu sammeln, um einen entscheidenden Streich zu führen; er wurde geschickt abgewehrt, und Jener stürzte zu Boden. Der Renegat sprang herzu, setzte seinen Fuß auf sein Schwert und die Spitze seines Säbels an seine Kehle und forderte ihn auf, um Gnade für sein Leben zu bitten; Pelistes lag aber ohne Besinnung, wie todt, da.
Magued lös’te jetzt den Helm seines besiegten
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