Erzählungen von der Eroberung Spaniens (German Edition)
Feindes und setzte sich auf ein Felsstück neben ihm, um Athem zu schöpfen. In dieser Lage wurden die beiden Krieger von einigen maurischen Reitern gefunden, welche über die Spuren dieses wilden und blutigen Kampfes sehr erstaunt waren.
Da sie bemerkten, daß in dem christlichen Ritter noch Leben sei, setzten sie ihn auf eines ihrer Pferde, halfen Magued wieder auf sein Roß und zogen der Stadt langsam entgegen. Als der Zug an dem Kloster vorüber kam, schauten die Ritter heraus und sahen ihren Anführer, der blutend und als Gefangener dahin geführt wurde. Wüthend über diesen Anblick, stürzten sie zu seiner Befreiung heraus, wurden aber von der Uebermacht zurückgetrieben und bis an das Thor der Kirche gedrängt. Der Feind drang sich in dem Gewirre des Kampfes mit ein, und man focht von Flügel zu Flügel, von Altar zu Altar und in den Höfen und Gängen des Klosters. Der größere Theil der Ritter starb den Tod der Ehre, mit dem Schwert in der Hand; die übrigen wurden durch Wunden unfähig zum Kampfe und mußten sich ergeben. Das Kloster, das noch vor Kurzem ihre Veste, wurde nun ihr Gefängniß, und in den späteren Zeiten erhielt es, zur Verewigung dieses Ereignisses, den bedeutsamen Namen: »St. Georg zu den Gefangenen.«
Fünftes Kapitel.
Zusammentreffen zwischen dem Vaterlandsfreunde Pelistes und dem Verräther Julian.
Die Biederkeit und Tapferkeit des guten Ritters Pelistes hatte ihm die Achtung selbst seiner Feinde gewonnen. Er lag an seinen Wunden eine lange Zeit nieder, während welcher er von den arabischen Häuptlingen, die auf alle Weise bemüht waren, seinen Trübsinn zu verscheuchen und ihn vergessen zu lassen, daß er ein Gefangener, auf das Freundlichste behandelt wurde. Als er von seinen Wunden genesen war, veranstalteten sie ihm ein stattliches Mahl, um ihre Bewunderung für seine Tugenden an den Tag zu legen.
Bei diesem Mahle erschien Pelistes in einer schwarzen Rüstung und mit blassem, niedergeschlagenem Antlitz; denn das Wehe seines Landes nagte immerwährend an seinem Herzen. Unter den versammelten Gästen war Graf Julian, welcher eine hohe Stelle in dem Heere der Moslemen begleitete und in einer Weise gekleidet war, welche halb christlich und halb maurisch war.
Pelistes war in früherer Zeit ein warmer und inniger Freund Julian’s gewesen und hatte mit ihm in den afrikanischen Kriegen gedient. Als nun jetzt der Graf sich mit der gewohnten Freundschaft ihm zu nähern anschickte, wandte er sich stumm weg und würdigte ihn keiner Beachtung; auch während des ganzen Mahles richtete er nie ein Wort an ihn, sondern behandelte ihn als einen Unbekannten.
Als das Mahl fast zu Ende war, wandte sich das Gespräch auf die Begebenheiten des Krieges und die sarazenischen Häuptlinge verweilten mit großen Lobsprüchen bei den Verdiensten der christlichen Ritter, welche in den Kämpfen gefallen waren, und Alle erhoben die Tapferkeit derer, welche neulich bei der Vertheidigung des Klosters umgekommen waren.
Pelistes blieb eine Zeitlang stumm und drängte den Kummer zurück, welcher in seinem Herzen anschwoll, als er seiner treuen Ritter gedachte. Endlich erhob er seine Stimme und sagte:
»Glücklich, die todt sind; denn sie ruhen in Frieden und sind dahin gegangen, den Lohn ihrer Frömmigkeit und ihrer Tapferkeit zu empfangen. Ich würde über den Verlust meiner Waffengefährten trauern, wenn sie nicht ehrenvoll gefallen wären; wenn ihnen das schreckliche Gefühl nicht erspart wäre, das mein Herz zerreißt, indem ich Zeuge der Knechtschaft meines Vaterlandes sein muß. Ich habe meinen einzigen Sohn, den Stolz und die Hoffnung meiner alten Tage, an meiner Seite tödten sehen; ich habe Verwandte, Freunde und Dienstmannen einen nach dem andern um mich fallen sehen, und bin an diese Verluste so gewöhnt worden, daß ich keine Thräne mehr vergoß. Ueber einen Mann aber werde ich nimmer und nimmer aufhören, mich zu grämen. Er war der geliebte Gespiele meiner Jugend und der stete treue Gefährte meiner spätern Jahre. Er war einer der biedersten christlichen Ritter. Als Freund war er zärtlich und bieder; als Krieger waren seine Thaten über alles Lob erhaben. Ach, ich weiß nicht, was aus ihm geworden ist. Wenn er im Kampfe gefallen ist und mir Jemand sagte, wo seine Gebeine liegen, ob sie auf den Ebenen um Xerez bleichen oder in den Wellen des Guadalate begraben sind, würde ich sie suchen und sie als die Reliquien eines heiligen Vaterlandsfreundes aufbewahren. Oder wenn er, gleich so vielen
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