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Erzählungen von der Eroberung Spaniens (German Edition)

Erzählungen von der Eroberung Spaniens (German Edition)

Titel: Erzählungen von der Eroberung Spaniens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Washington Irving
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Friedensfahne in die Hand, ließ den Pagen den Waffenrock eines Heroldes anziehen, und Beide ritten mit einander aus der Stadt, um wegen der Uebergabe zu unterhandeln, und wurden von Abdalasis mit vieler Huld empfangen.
    »Ich komme,« sagte Theudemir, »von Seiten des Befehlshabers dieser Stadt, um wegen solcher Bedingungen zu unterhandeln, welche Eurer Großmuth und seiner Ehre würdig sind. Ihr seht wohl, daß die Stadt in der Lage ist, eine lange Belagerung auszuhalten; er aber wünscht sehnlich, das Leben seiner Krieger zu schonen. Versprecht, daß es den Bewohnern frei stehen solle, mit ihrer Habe unbelästigt abzuziehen, und die Stadt wird Euch morgen in der Frühe ohne einen Schwertstreich übergeben werden; ohne ein solches Versprechen sind wir gerüstet, uns zu vertheidigen, so lange ein Mann am Leben ist.«
    Abdalasis freute sich sehr, um so leichte Bedingungen einen so mächtigen Platz zu erhalten, und hielt sich blos aus, daß die Besatzung die Waffen niederlegen sollte. Theudemir willigte gern ein; nur nahm er den Befehlshaber der Stadt und sein Gefolge aus, was in der Berücksichtigung seiner Würde zugestanden ward.
    Die auf die Uebergabe bezüglichen Punkte wurden niedergeschrieben, und als Abdalasis seinen Namen und Siegel beigesetzt hatte, nahm Theudemir die Feder und schrieb seinen Namen darunter. »Seht,« sagte er, »in mir den Befehlshaber der Stadt.«
    Abdalasis freute sich der Kühnheit des Befehlshabers des Platzes, welcher sich persönlich in seine Hand gegeben hatte, und erzeigte dem alten Krieger nur um so größere Ehre. Als Theudemir in die Stadt zurückkam, machte er die Bewohner mit der Uebergabe bekannt und trug ihnen auf, ihre Habseligkeiten während der Nacht einzupacken und sich bereit zu halten, am Morgen die Stadt zu verlassen.
    Mit dem Anbruch des Tages wurden die Thore geöffnet, und Abdalasis erwartete, ein zahlreiches Heer ausziehen zu sehen; zu seinem großen Erstaunen erblickte er aber nur Theudemir und seinen Pagen in arg zugerichteter Rüstung, von einer Menge von Greisen, Weibern und Kindern gefolgt.
    Abdalasis wartete, bis Alle heraus gekommen waren; dann wendete er sich zu Theudemir und rief: »Wo sind die Krieger, welche ich gestern Abend auf den Mauern und Thürmen gesehen habe?«
    »Ich habe keine Krieger,« versetzte der Greis. »Was meine Besatzung angeht, so seht Ihr sie vor Euch. Mit diesen Frauen habe ich meine Mauern und Thürme bemannt, und der Page hier ist mein Herold, meine Wache, mein Gefolge.«
    Der Bischof Oppas und Graf Julian schrieen nun, die Kapitulation sei ein arger Betrug, und man dürfe die Bedingungen nicht als gültig erachten; Abdalasis aber billigte die Kriegslist des alten Ritters und befahl, dem Vertrage sollte in allen Punkten auf das Genaueste und Gewissenhafteste nachgekommen werden. Er faßte sogar eine so hohe Meinung von der Klugheit und Gewandtheit dieses Ritters, daß er ihn, nachdem er die Oberherrschaft der Araber anerkannt und sich verpflichtet hatte, dem Kalifen Tribut zu bezahlen, die Statthalterschaft über die ganze Gegend anvertraute. Noch lange Zeit wurde dieser ganze Theil von Spanien, welcher die schönen Provinzen von Murcia und Valencia in sich begriff, nach dem arabischen Namen ihres Vertheidigers genannt und wird noch in den arabischen Chroniken als »das Land von Tadmir« bezeichnet.
    Nachdem es Abdalasis gelungen war, dieses reiche und fruchtbare Gebiet sich zu unterwerfen, und er sich durch seine Großmuth und Tapferkeit das größte Lob errungen hatte, kehrte er mit dem größern Theil seines Heeres in die Stadt Sevilla zurück. [Fußnote:
Conde , p. I. Chronica dol Moro Rasis . – Cluron. gen. de Espana por Alonso el Sabio , p. III. cap. I.
– Der Verf. ]
    Eilftes Kapitel.
    Musa zieht gen Toledo. – Seine Zusammenkunft mit Tarek.
    Als Musa Ben Nosair seinen Sohn Abdalasis abgesandt hatte, um Sevilla zu unterwerfen, reis’te er nach Toledo ab, um Tarek wegen seines Ungehorsams gegen seine Befehle zur Rede zu stellen; denn inmitten seiner eigenen Triumphe nagte die siegreiche Laufbahn dieses Heerführers an seiner Seele. Was vermag ein argwöhnisches und ehrgeiziges Herz zufrieden zu stellen? Auf dem Zuge Musa’s durch das Land unterwarfen sich ihm Flecken und Städte ohne den geringsten Widerstand; er konnte den Reichthum des Landes und die edlen Kunstdenkmale, mit welchen es geschmückt war, nicht genug bewundern. Als er die in alten Zeiten von den Römern gebauten Brücken sah, erschienen sie ihm weniger

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