Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erzählungen

Erzählungen

Titel: Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
Vom Netzwerk:
Chef.«
    »Interessant, dieses letztere?«
    »Ja! Eine Revolution im Zentralreich zugunsten der liberalen Reaktionäre und gegen die konservativen Republikaner.«
    »Aha! Wie bei uns! – Und von Jupiter? …«
    »Noch nichts, bis jetzt! Wir verstehen einfach die Signale der Jupiterbewohner noch nicht so recht. Vielleicht erhalten sie unsere Nachrichten nicht?«
    »Das ist Ihre Sache, und ich mache Sie dafür verantwortlich, Cash!« gibt Francis Benett verstimmt zurück. Er sucht den Saal der Redaktion für wissenschaftliche Angelegenheiten auf.
    Dort sitzen über ihre Rechnungsmaschinen gebeugt dreißig Wissenschaftler und beschäftigen sich mit Gleichungen fünfundneunzigsten Grades. Einige spielen mit Formeln für die Unendlichkeit in der Algebra und mit solchen des Weltraumes mit vierundzwanzig Dimensionen herum, wie ein Primarschüler sich mit den vier Funktionen der Arithmetik beschäftigen würde.
    Francis Benett platzt in ihre Mitte wie eine Bombe:
    »So, meine Herren, was habt ihr zu melden? Keine Antwort von Jupiter? … Ist doch immer die gleiche Geschichte! Also wirklich, Corley, jetzt beackern Sie seit zwanzig Jahren diesen Planeten, scheint mir …«
    »Was wollen Sie, Chef«, erwidert der Angeredete, »unsere Optik läßt eben noch viel zu wünschen übrig, und sogar mit unseren Dreikilometerteleskopen …«
    »Haben Sie das gehört, Peer!« fährt Francis Benett dazwischen, und dabei dreht er sich dem Nachbarn des ›Corley‹ Genannten zu, »die Optik läßt zu wünschen übrig! … Das ist
Ihre
Sparte, mein Lieber! So zieht euch doch Brillen an, verdammt nochmal! Zieht euch Brillen an!«
    Dann, wieder zu Corley: »Nun, wenn’s mit Jupiter nichts ist, bekommen wir wenigstens vom Mond eine Antwort? …«
    »Auch nicht, Herr Benett!«
    »Ha! Diesmal könnt ihr aber nicht der Optik schuld geben! Der Mond liegt uns sechshundertmal näher als Mars, mit dem wir immerhin eine regelmäßige Korrespondenz unterhalten. An den Teleskopen kann es also nicht liegen …«
    »Nein! An den Bewohnern muß es liegen«, bemerkte Corley mit dem feinen Lächeln des mit allen Wassern gewaschenen Wissenschaftlers.
    »Sie wagen es, zu behaupten, der Mond sei unbewohnt?«
    »Auf der uns zugekehrten Seite wenigstens, Herr Benett. Wer weiß, vielleicht auf der andern …«
    »Also gut, Corley, es gibt ein sehr einfaches Mittel, das sicher festzustellen …«
    »Welches Mittel? …«
    »Wir drehen den Mond um!«
    Und noch am selben Tag erarbeiteten die Gelehrten der Benett-Betriebe die mechanischen Mittel, welche die Umdrehung unseres Satelliten ermöglichen werden.
    Im übrigen hat Francis Benett Grund zur Zufriedenheit. Einer der Astronomen des
Earth Herald
hat soeben die Daten des neuentdeckten Planeten Gandini zu bestimmen vermocht. Dieser Planet kreist in einem Abstand von zwölf Trillionen, achthunderteinundvierzig Billionen, dreihundertachtundvierzig Millionen, zweihundertvierundachtzigtausendsechshundertunddrei-undzwanzig Metern und sieben Dezimetern um die Sonne. Er tut das innert fünfhundertzweiundsiebzig Jahren, einhundertundvierundneunzig Tagen, zwölf Stunden, dreiundvierzig Minuten und neun und vierfünftel Sekunden … Francis Benett ist begeistert von solcher Präzision.
    »Gut!« ruft er, »nun aber rasch den Reportersaal benachrichtigen! Ihr wißt doch alle, mit welcher Leidenschaft die Öffentlichkeit all diese astronomischen Probleme verfolgt. Mir liegt daran, daß diese Neuigkeit noch in der heutigen Nummer erscheint!«
    Ehe er den Saal der Redaktoren für wissenschaftliche Angelegenheiten verläßt, geht er rasch zur Spezialgruppe der Interviewer hinüber und wendet sich rasch an den, der das Ressort ›Berühmte Persönlichkeiten‹ unter sich hat:
    »Haben Sie Präsident Wilcox schon interviewt?«
    »Jawohl, Herr Benett, und ich schreibe in der Informationsspalte, er leide ganz entschieden an einer Magenerweiterung und er lasse sich gewissenhaft immer wieder den Verdauungstrakt ausspülen.«
    »Ausgezeichnet. Und die Sache mit dem Mörder Chapmann? … Haben Sie die Geschworenen, die zu Gericht sitzen werden, bereits interviewt? …«
    »Ja. Alle sind von seiner Schuld dermaßen überzeugt, daß sie die Affäre nicht einmal werden besprechen müssen. Der Angeklagte wird hingerichtet sein, ehe sie ihn haben verurteilen können.«
    »Ausgezeichnet! Sehr gut!«
    Der angrenzende Saal ist der Werbung gewidmet. Er mißt gut und gern einen halben Kilometer. Man kann sich ja denken, welche Rolle die Werbung

Weitere Kostenlose Bücher