Es begann im Grand Hotel
verblüffte, er hatte sie tatsächlich erkannt. Dabei war es sogar ihrem Vater oft schwergefallen, seine Töchter auseinanderzuhalten.
In diesem Augenblick wurde ihr bewusst, dass sie doch über die große Portion Entschlossenheit verfügte, die die Garrisons auszeichnete. Brooke war genauso mutig, auch wenn sie es bis jetzt nicht geglaubt hatte. Sie hob ihr Glas, toastete Jordan stumm zu und sah ihm in die Augen.
Sie war ihm so oft begegnet, und sie hatte ihn schon immer begehrt. Heute Abend würde sie – der Feindschaft zwischen ihren Familien zum Trotz – ihrem Wunsch nachgeben und ihn sich nehmen.
1. KAPITEL
Gegenwart
„Frohe Weihnachten, ich erwarte ein Kind. Dein Kind“, murmelte Brooke vor sich hin. Sie übte die richtige Formulierung, bevor der Vater ihres Babys ihr Büro betrat. Jeden Augenblick musste er hier sein.
Nervös saß sie hinter dem Metallschreibtisch, wo sie für gewöhnlich das „Sands“ leitete, das Immobilienunternehmen der Familie. Ohne sich dessen richtig bewusst zu sein, spielte Brooke mit einer Haarsträhne und verspürte schon wieder Appetit auf Pfefferminzeis. Dabei hatte sie zum Frühstück bereits eine riesige Kugel gegessen.
Die Zeit schien zu rasen, die Sekunden schienen schneller zu verstreichen, als die Lichter am Weihnachtsbaum aufblitzten, der in der Ecke des Büros stand. Brooke wusste immer noch nicht, wie sie Jordan am besten die Neuigkeiten beibrachte.
„Ich erwarte ein Baby, und es ist deins“, probierte sie einen anderen Ansatz. „Die Kondome, die wir benutzt haben, haben offenbar versagt. Wahrscheinlich das eine Mal im Whirlpool.“
Nein, es war keine gute Idee, sich an jenen Abend mit Jordan zu erinnern. Sie schob sich eine Locke aus dem Gesicht, die sich aus dem Knoten gelöst hatte. Als Leiterin eines Immobilienunternehmens sollte ich wirklich entschlussfreudiger sein, schalt Brooke sich im Stillen.
Nur dass bis jetzt noch nie ein Entschluss so wichtig gewesen war wie dieser.
Und überhaupt, „erwarten“. Das klang fast, als würde die Post bald ein Paket bei ihr abliefern.
Sie zog sich die Schuhe aus und seufzte. Obwohl sie keine Nylonstrumpfhose trug, waren ihre Füße in letzter Zeit leicht geschwollen. Weil Brooke wie die meisten in Miami oft leicht gebräunt war, konnte sie es sich leisten, einfach ohne Strumpfhose aus dem Haus zu gehen. Warum machte sie sich gerade über so profane Dinge Gedanken?
Höchstwahrscheinlich um dich vom eigentlichen Problem abzulenken, beantwortete sie sich ihre Frage nüchtern.
Die fehlerlose Rede hätte schon längst fertig sein sollen. Einer Situation so schlecht gewachsen zu sein, das sah Brooke gar nicht ähnlich. Sie war die Perfektionistin in der Familie, war immer sehr gut vorbereitet und bereitete niemandem Schwierigkeiten. Nur heute, an diesem wichtigen Tag, konnte sie das von sich nicht gerade behaupten.
Am schlimmsten fand sie, dass es keine Rechtfertigung für ihren Mangel an Konzentration gab. Nachdem die Neuigkeit neulich beim Familientreffen wie eine Bombe eingeschlagen war, hatte Brooke gewusst, dass es nicht lange dauern würde, bis es sich herumsprach. Irgendwann würde ihr Schwager eine Bemerkung machen. Emilio würde es seinem Bruder und Geschäftspartner schon erzählen – der kein anderer war als Jordan Jefferies höchstpersönlich. Irgendwann musste Brooke sich der Konfrontation stellen.
Vorhin hatte ihre Sekretärin angerufen und erklärt, dass sich der größte Rivale der Garrisons auf dem Weg in Brookes Büro befand. Da hatte sie gewusst, dass dieses „Irgendwann“ gekommen war.
Schnell überlegte sich Brooke eine andere Version. „Weißt du noch, vor fünf Monaten, als ich gerade von der Testamentseröffnung meines Vaters gekommen war? Es war derselbe Abend, an dem ich tatsächlich einen Cocktail getrunken habe.“ Darin hatte ihr erster Fehler bestanden, da sie an Alkohol wirklich nicht gewöhnt war. Eigentlich trank Brooke nie. „Und danach hatten wir heißen Sex in einem Hotelzimmer, bis …“
Plötzlich ging die Tür auf, und Brooke stockte der Atem.
Jordan brauchte die Tür nicht dramatisch aufzureißen oder sie mit einem Stoß gegen die Wand schlagen zu lassen. Das hatte er nicht nötig. In seinem Nadelstreifenanzug strahlte er eine Autorität aus, auf die jeder reagierte, ohne dass Jordan sich dazu besonders anstrengen musste. Brooke betrachtete die diamantenen Manschettenknöpfe und den perfekt sitzenden Anzug. Der Anblick ließ sich in keiner Weise mit der wilden,
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