Es brennt!
Rücken. “Gut, ich nämlich auch.”
“Hier, probier mal”, forderte Meggie Dylan auf. “Es ist marinierter Sojaquark. Er schmeckt sehr ungewöhnlich.”
Dylan rümpfte die Nase. “Nein danke. Ich hatte genug Soja für heute.” Er deutete auf seinen Teller. “Das war gut.”
“Das sagst du nur so”, warf Meggie ihm vor. “Du bist sicher kein Fan der vegetarischen Küche. Aber nicht viele Männer wären abenteuerlustig genug gewesen, so ein Experiment zu wagen.”
“Das Essen ist nicht wichtig”, erklärte er, “sondern die Gesellschaft.” Kaum hatte er das gesagt, wünschte er, er könnte es zurücknehmen. Er hatte sich doch vorgenommen, nicht seinen Charme spielen zu lassen. Aber immer, wenn er nicht wusste, wie er sich verhalten sollte, verfiel er wieder darauf. “Möchtest du ein Dessert?”, erkundigte er sich.
“Ich glaube, es gibt eine Dessertkarte.” Meggie hielt nach der Kellnerin Ausschau, doch Dylan hielt ihre Hand fest.
“Ich hatte eigentlich etwas anderes im Sinn als Tofu-Käsekuchen.” Ihre Finger fühlten sich warm an und er versuchte sich zu erinnern, wie oft er sie heute Abend schon berührt hatte. So oft, dass es beinah instinktiv geschah.
Aber er wollte sie nicht nur berühren. Sie machte es ihm unmöglich, nicht an andere, leidenschaftlichere Dinge zu denken. In dem Moment, als er sie vor ihrem Coffee Shop geküsst hatte, hatte er aufgehört, in ihr das kleine verletzliche Mädchen zu sehen. Sie küsste nicht wie ein Teenager, sondern reagierte wie eine Frau, die sich ebenfalls nach mehr sehnte, eine Frau, die ihn immer mehr in ihren Bann zog.
Dylan winkte der Kellnerin, und als diese die Rechnung brachte, zahlte er und legte ein großzügiges Trinkgeld auf den Tisch. Dann stand er auf und zog Meggie mit sich. Plötzlich hatte er es sehr eilig, das überfüllte Restaurant zu verlassen. “Komm mit.”
An der Garderobe half er ihr in den Mantel und hielt ihr die Tür auf. Die Nacht war kühl, und als sie die Straße hinuntergingen, hakte Meggie sich bei ihm unter. Sie wollte die Richtung zu seinem Wagen einschlagen, doch er führte sie in die entgegengesetzte Richtung zu einem Eiscafé, das etwa einen Block entfernt lag.
“Ich frage mich, ob es hier Fleischeis gibt”, scherzte er. “Oder heiße Steak-Eisbecher mit Schinkenstreuseln.”
“Schon gut, schon gut”, meinte Meggie grinsend. “Nächstes Mal gehen wir zu Boodle’s, dann bekommst du dein Steak.”
“Abgemacht”, sagte er und zog die Tür des Eiscafés auf. Er war froh zu wissen, dass es ein nächstes Mal geben würde. Im Gegensatz zu seinen früheren Freundinnen hatte er bei Meggie nämlich nicht das Gefühl, die Zukunft der Beziehung unter Kontrolle zu haben. Bei ihr konnte er überhaupt nichts voraussehen.
Sie gingen zum Tresen, wo Meggie eine Kugel Schokoladeneis in der Waffel bestellte. Dylan entschied sich für einen Krokantbecher mit allem drum und dran. Mit ihrem Eis setzten sie sich an einen kleinen Tisch in der Nähe des Fensters.
“Jetzt verrate mir, wieso du Feuerwehrmann geworden bist”, forderte Meggie ihn auf und fing einen Tropfen Eiscreme mit der Zungenspitze auf.
Dylan zuckte die Schultern. “Als Kind wollte ich Straßenräuber werden. Oder Ritter der Tafelrunde. Aber der Bedarf an beidem ist in Boston nicht sehr groß.”
“Nein, vermutlich nicht. Aber wieso Feuerwehrmann?”
“Ich gebe immer die Standardantwort”, begann er. “Ich wollte Feuerwehrmann werden, weil ich so Menschen helfen kann. Aber das ist nicht der wirkliche Grund. Ich glaube, ich wollte einfach etwas wert sein. Jemand, auf den man vertrauen kann, wenn es wirklich darauf ankommt.” Seine Erklärung ließ ihn innehalten. Er hatte diese Worte noch nie laut ausgesprochen, nicht einmal vor sich selbst. “Außerdem wusste ich, dass ich die Ausbildung nicht mit meinem Charme bewältigen konnte. Wenn ich es schaffte, dann durch Leistung.”
“Hast du jemals Angst?”
“Ich denke nicht darüber nach, sondern mache einfach meinen Job. Vermutlich hatte ich als Kind oft genug Angst, sodass ich eine gewisse Immunität dagegen entwickelt habe.” Er nahm einen Löffel voll Eiscreme und hielt ihn ihr hin. “Hier, probier mal meins. Die Karamellsoße ist wirklich gut.”
Meggie beugte sich vor, aß die Eiscreme von seinem Löffel und lächelte. Dylan dachte, dass es nicht stimmte, was er gesagt hatte. Es gab etwas, wovor er Angst hatte. Er hatte Angst davor, bei Meggie irgendeinen dummen Fehler zu begehen,
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