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Es Geht Noch Ein Zug Von Der Gare Du Nord

Es Geht Noch Ein Zug Von Der Gare Du Nord

Titel: Es Geht Noch Ein Zug Von Der Gare Du Nord Kostenlos Bücher Online Lesen
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Kann ich mich auf den Stuhl hier setzen?«
    »Bitte sehr. Was finden Sie an Fischen?«
    »Die Fische und ich verstehen uns. Und außerdem leben wir seit dreißig Jahren zusammen, da wagt man nicht mehr, sich zu verlassen. Wenn mich ein Fisch sitzenlassen würde, wäre ich verwirrt. Außerdem arbeite ich mit ihnen, sie lassen mich Geld verdienen, sie sichern meinen Unterhalt, wenn Sie so wollen.«
    »Sind Sie zu mir gekommen, weil ich einem Ihrer verdammten Fische im Dunkeln ähnle?«
    Mathilde dachte nach.
    »So kommen Sie nicht weiter«, schloß sie. »Sie sollten ein bißchen fischähnlicher sein, ein bißchen wendiger, fließender. Na ja, das ist Ihre Angelegenheit, wenn Sie vorhaben, der ganzen Welt das Leben schwerzumachen. Ich komme, weil Sie eine Wohnung gesucht haben und anscheinend immer noch suchen. Vielleicht haben Sie nicht soviel Geld. Dabei ist das Hotel hier doch teuer.«
    »Seine Gespenster sind mir ebenfalls teuer. Vor allem aber haben die Leute keine Lust, an einen Blinden zu vermieten, wissen Sie, Königin Mathilde. Die Leute haben Angst, daß der Blinde überall Dummheiten macht, daß er seinen Teller neben den Tisch stellt und daß er auf den Teppich pinkelt, weil er denkt, er sei im Badezimmer.«
    »Mir dagegen kommt ein Blinder gelegen. Meine Arbeiten über den Stichling, den Fliegenden Knurrhahn und vor allem über den stachligen Meerengel haben mir drei Wohnungen übereinander eingebracht. Die große Familie, die in der ersten und der dritten Etage gewohnt hat, das heißt im Meerengel und im Stichling, ist weggezogen. Ich wohne im zweiten Stock, beim Fliegenden Knurrhahn. Ich habe den Stichling an eine komische Dame vermietet und habe für den Meerengel, also die erste Etage, wenn Ihnen das lieber ist, an Sie gedacht. Ich werde sie Ihnen günstig vermieten.«
    »Warum günstig?«
    Charles hörte, wie Mathilde lachte und sich eine Zigarette anzündete. Mit der Hand suchte er einen Aschenbecher, den er ihr hinstreckte.
    »Sie strecken den Aschenbecher zum Fenster«, sagte Mathilde. »Ich sitze einen guten Meter weiter links, als Sie denken.«
    »Oh, entschuldigen Sie. Sie sind schon ein bißchen brutal. In solchen Fällen wissen die Leute sich zu helfen, sie beugen sich vor, um den Aschenbecher zu fassen zu kriegen, und sagen nichts.«
    »Sie werden mich noch brutaler finden, wenn Sie erfahren, daß die Wohnung schön und groß ist, aber niemand darin wohnen will, weil sie sehr dunkel ist. Also habe ich mir gesagt: Charles Reyer mag ich gern. Und da er blind ist, paßt das wunderbar, es wird ihm egal sein, an einem dunklen Ort zu wohnen.«
    »Sind Sie immer so taktlos?« fragte Charles.
    »Ich glaube«, erwiderte Mathilde sehr ernsthaft. »Nun, reizt Sie der stachlige Meerengel?«
    »Ich habe Lust, ein Auge darauf zu werfen«, sagte Charles lächelnd und faßte mit der Hand an seine Brille. »Ich glaube, daß mir ein sehr dunkler stachliger Meerengel gut paßt. Aber wenn ich dort wohnen soll, will ich die Sitten dieser Fische kennenlernen, sonst würde mich meine eigene Wohnung für einen Idioten halten.«
    »Das ist einfach. Squatina aculeata, Wanderfisch, Bewohner der lockeren Meeresböden entlang der Mittelmeerküsten. Fleisch relativ fad, wird sehr unterschiedlich geschätzt. Schwimmt wie die Haie, indem er mit der Schwanzflosse wedelt. Abgeplattetes Maul, seitliche, mehr oder weniger ausgefranste Kiemenöffnungen. Weite, halbmondförmige Spritzlöcher, das Maul mit einhöckrigen, kegelförmigen Zähnen bewehrt, und so weiter und so fort. Braun, dunkelmarmoriert mit hellen Flecken, ein bißchen wie der Teppichboden im Eingang, wenn Sie so wollen.«
    »Das Tier könnte mir gefallen, Königin Mathilde.«
     
    ***
     
    Es war sieben Uhr. Clémence Valmont arbeitete bei Mathilde. Sie ordnete Dias und kam vor Hitze um. Sie hätte gern ihre schwarze Baskenmütze abgelegt, sie wäre gerne keine siebzig gewesen und hätte auch auf Haare verzichten können, die von der Oberfläche ihres Kopfes verschwanden. Jetzt nahm sie nie mehr ihre Mütze ab. Heute abend würde sie Mathilde zwei recht interessante Kontaktanzeigen vom Tage zeigen, auf die sie versucht war zu antworten:
    »M., 66 Jahre, gut gehalten, groß, kleine Rente, sucht Frau, nicht häßlich, klein, große Rente, für die letzte Lebensstrecke, um nicht einsam zu sterben.«
    Das war freimütig. Und dann war da noch die folgende, ziemlich verlockende:
    »Großes Medium mit der Gabe seines Vater sofort Kontakt sagt jede Wahrheit die sie

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