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Es Geht Noch Ein Zug Von Der Gare Du Nord

Es Geht Noch Ein Zug Von Der Gare Du Nord

Titel: Es Geht Noch Ein Zug Von Der Gare Du Nord Kostenlos Bücher Online Lesen
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zu finden.«
    »Weil er der Mörder ist, nicht wahr, Adamsberg?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Wie oft sagen Sie täglich ›Ich weiß es nicht‹ und ›Vielleicht‹?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Ich weiß über alles Bescheid, was Sie bisher geschafft haben, und verdammt gut geschafft haben. Und doch - wenn man Sie sieht, fängt man an, sich zu fragen... Sind Sie sicher, daß Sie bei der Polizei an der richtigen Stelle sind?«
    »Sicher. Und außerdem mache ich nicht nur das.«
    »Zum Beispiel?«
    »Zum Beispiel kritzle ich.«
    »Was kritzeln Sie?«
    »Baumblätter und Baumblätter.«
    »Ist das interessant? Mir scheint das todlangweilig.«
    »Sie interessieren Sich doch für Fische, das scheint mir nicht besser.«
    »Was haben nur alle gegen Fische? Aber warum keine Gesichter kritzeln? Das ist wenigstens ein bißchen lustiger.«
    »Später. Sehr viel später oder nie. Man muß zunächst mit den Baumblättern anfangen. Jeder beliebige Pedant wird Ihnen das sagen.«
    »Später... Aber Sie sind doch schon fünfundvierzig, oder?«
    »Stimmt, aber ich glaube kein Wort davon.«
    »So, so, ganz wie bei mir.«
    Und da Mathilde einen Flachmann mit Cognac in ihrem Mantel hatte und es gehörig kühl wurde, sagte sie, es sei Phase 2, alles gehe schief, da könne man auch gut was trinken.
    Als die Metro-Gitter geschlossen wurden, war der Mann mit den Kreisen noch immer nicht aufgetaucht. Aber Adamsberg hatte Zeit gehabt, Mathilde zu erzählen, daß der kleine Liebling irgendwo auf der Welt gestorben sei, ohne daß er dagewesen wäre, um irgend etwas zu tun. Mathilde schien die ganze Geschichte faszinierend zu finden. Sie sagte, es sei eine Schande, die Kleine sterben zu lassen, sie kenne die Welt wie ihre Westentasche, sie würde sicher herausfinden, ob die Kleine mit ihrem Seidenäffchen begraben worden sei oder nicht. Adamsberg fühlte sich in erster Linie voll wie eine Haubitze, weil er es nicht gewohnt war zu trinken. Es gelang ihm nicht, »Ouahigouya« korrekt auszusprechen.
     
    ***
     
    Danglard befand sich zur gleichen Zeit in etwa identischem Zustand. Die vier Zwillinge verlangten, er solle ein großes Glas Wasser trinken, »um zu verdünnen«, sagten die Kleinen. Außer den vier Zwillingen gab es noch einen kleinen fünfjährigen Jungen, der zusammengekuschelt auf Danglards Knien schlief; von dem hatte er sich Adamsberg gegenüber nicht zu erzählen getraut. Den da hatte seine Frau mit einem Mann mit blauen Augen gemacht, das war ganz offensichtlich, und sie hatte ihn Danglard eines Tages dagelassen und gesagt, wenn's schon soviel zu tun gebe, sei es besser, wenn alle Kleinen zusammenblieben. Zweimal Zwillinge und dann noch so ein Ungerader, der immer zusammengekuschelt auf seinen Knien lag, machte also fünf, und Danglard fürchtete für einen Idioten gehalten zu werden, wenn er das alles erklärte.
    »Ihr nervt mich mit eurem Verdünnen«, sagte Danglard. »Außerdem finde ich es gar nicht toll«, sagte er zu dem ersten Jungen der ersten Zwillinge, »daß du dir Weißwein in einen Plastikbecher gießt, unter dem Vorwand, Verständnis für mich zeigen zu wollen, unter dem Vorwand, das sei schick, unter dem Vorwand, zeigen zu wollen, daß du keine Angst vor Weißwein in Plastikbechern hast. Wie soll denn das Haus aussehen, wenn überall Plastikbecher herumliegen? Hast du daran mal gedacht, Édouard?«
    »Das ist es doch gar nicht«, antwortete der Junge, »es ist wegen dem Geschmack, es ist wegen der Schlaffheit hinterher.«
    »Das will ich gar nicht wissen«, sagte Danglard. »Um die Schlaffheit kannst du dich kümmern, wenn Monsieur le Vicomte de Chateaubriand und neunzig Mädchen dich abweisen und du ein außer Haus gutangezogener und zu Hause heruntergekommener Bulle wirst. Es sollte mich wundern, wenn du so weit kommst. Wie wäre es mit einem großen Palaver heute abend?«
    Wenn Danglard und seine Kinder ein großes Palaver veranstalteten, bedeutete das, daß sie die aktuellen Polizeifälle diskutierten. Das konnte Stunden dauern, die Kleinen liebten das.
    »Stellt euch vor«, begann Danglard, »Johannes der Täufer hat sich den ganzen Tag verdrückt und uns den Saustall überlassen. Das hat mich so genervt, daß ich um drei völlig betrunken war. Na ja, kein Zweifel jedenfalls, daß es derselbe Täter ist, der seinen Kommentar um die früheren Kreise und jetzt um den mit der Toten geschrieben hat.«
    »Victor, sieh dich vor, was treibst du jetzt noch vor dem Tor?« rezitierte Édouard, »oder auch ›Édouard,

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