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Es Geht Noch Ein Zug Von Der Gare Du Nord

Es Geht Noch Ein Zug Von Der Gare Du Nord

Titel: Es Geht Noch Ein Zug Von Der Gare Du Nord Kostenlos Bücher Online Lesen
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Nähe, mit der toten Katze in der Rue Froidevaux, auf der Seite des Friedhofs.«
    »Die gehört ja zu uns«, bemerkte Louviers. »Sie haben uns nicht benachrichtigt.«
    »Es gab keinen Mord, nicht einmal einen Zwischenfall«, antwortete Danglard. »Wir sind aus reiner Neugier hin. Übrigens stimmt nicht genau, was Sie sagen, denn es war einer von Ihren Leuten, der mir den Hinweis gegeben hat.«
    »Ah, gut«, sagte Louviers. »Trotzdem schön, daß ich es erfahre.«
    »Genau wie die vorherige Leiche ragt auch die hier nicht über den Kreis hinaus«, unterbrach Adamsberg, der am Ende des Tisches saß. »Somit ist es unmöglich, herauszufinden, ob der Mann mit den Kreisen dafür verantwortlich ist oder ob man sich seiner bedient hat. Noch immer Zweideutigkeit. Sehr geschickt.«
    »Also?« fragte Louviers.
    »Also nichts. Der Gerichtsmediziner vermutet, der Tod sei gegen ein Uhr morgens eingetreten. Ein bißchen spät, finde ich«, schloß er nach einem weiteren Schweigen.
    »Das heißt?« fragte Louviers, der nicht aufgab.
    »Das heißt, nachdem die Metroeingänge zugemacht wurden.«
    Louviers war unschlüssig. Dann las Danglard auf seinem Gesicht, daß er das Gespräch aufgab. Adamsberg fragte nach der Uhrzeit.
    »Fast halb neun«, sagte Margellon.
    »Rufen Sie Castreau an. Ich habe ihn gegen halb fünf um ein paar kurze Überprüfungen gebeten. Er muß damit jetzt fertig sein. Beeilen Sie sich, bevor er schlafen geht. Castreau kennt keinen Spaß, was seinen Schlaf betrifft.«
    Als Margellon wiederkam, sagte er, daß die kurzen Überprüfungen nicht viel gebracht hätten.
    »Habe ich mir gedacht«, sagte Adamsberg. »Aber erzählen Sie trotzdem.«
    Margellon überflog seine Notizen.
    »Dr. Pontieux ist bislang nicht aktenkundig geworden. Seine Schwester, die noch immer im Haus der Familie im Departement Indre lebt, wurde bereits informiert. Sie scheint seine ganze Familie zu sein. Sie ist um die Achtzig. Dr. Pontieux war das Kind von Landwirten und hat sich einen sozialen Aufstieg erarbeitet, der offenbar seine gesamte Energie in Anspruch nahm. Der Satz stammt von Castreau«, präzisierte Margellon. »Kurz, er blieb ledig. Nach Auskunft der Hausmeisterin, die Castreau ebenfalls angerufen hat, gibt es kaum Frauengeschichten bei ihm zu enthüllen, auch nichts anderes übrigens. Das hat auch Castreau hinzugefügt. Er hat seit mindestens dreißig Jahren da gewohnt, hatte seine Praxis im dritten Stock und seine Wohnung im zweiten, die Concierge hat ihn schon immer gekannt. Sie sagt, er sei zuvorkommend und herzensgut, und sie weint sehr. Ergebnis: keinerlei Wolke am Horizont, ein zurückhaltender Mann. Ruhe, Monotonie. Das...«
    »Das hat Castreau hinzugefügt«, unterbrach ihn Danglard.
    »Weiß die Concierge, warum der Doktor gestern abend das Haus verlassen hat?«
    »Er war an das Bett eines fieberkranken Kindes gerufen worden. Er hat nicht mehr praktiziert, aber einige frühere Patienten haben ihn noch immer gern um Rat gefragt. Sie vermutet, daß er beschlossen hatte, zu Fuß nach Hause zu gehen. Er ging gern zu Fuß, wegen der Gesundheit, notgedrungen.«
    »Nicht notgedrungen«, sagte Adamsberg.
    »Und außerdem?« fragte Danglard.
    »Außerdem nichts weiter.« Margellon steckte seine Notizen weg.
    »Ein harmloser Arzt aus dem Viertel also«, schloß Louviers, »genauso friedlich wie Ihr vorangegangenes Opfer. Dasselbe Handlungsschema, würde man meinen.«
    »Trotz allem gibt es einen großen Unterschied«, sagte Adamsberg. »Einen enormen Unterschied.«
    Die drei Männer sahen ihn schweigend an. Adamsberg malte mit einem abgebrannten Streichholz auf einer Ecke des Papiertischtuchs herum.
    »Sehen Sie es nicht?« fragte Adamsberg und sah sie an. In seinem Blick lag keinerlei Provokation.
    »Anscheinend springt's einem nicht gerade in die Augen«, bemerkte Margellon. »Was für einen enormen Unterschied?«
    »Dieses Mal ist ein Mann umgebracht worden«, sagte Adamsberg.
     
    ***
     
    Am späten Nachmittag legte der Gerichtsmediziner den vollständigen Bericht vor. Seinen Untersuchungen zufolge war der Tod gegen halb zwei eingetreten. Dr. Gérard Pontieux war wie Madeleine Châtelain niedergeschlagen worden, bevor man ihm die Kehle durchgeschnitten hatte. Der Mörder hatte sich verbissen auf ihn gestürzt und ihm mindestens sechs Einschnitte am Hals zugefügt, wobei er bis zu den Wirbeln vorgedrungen war. Adamsberg verzog das Gesicht. Die ganzen Ermittlungen des Tages hatten kaum mehr Informationen gebracht als die, die

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