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Es geschah im Nachbarhaus - die Geschichte eines gefährlichen Verdachts und einer Freundschaft

Es geschah im Nachbarhaus - die Geschichte eines gefährlichen Verdachts und einer Freundschaft

Titel: Es geschah im Nachbarhaus - die Geschichte eines gefährlichen Verdachts und einer Freundschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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schüttelte sie. Es dauerte lange, bis Mutter schließlich erfahren konnte, was sich im Schützenhaus ereignet hatte.
    Sie wärmte schnell ein wenig Milch, nahm Ruth in ihren Arm und flößte sie ihr ein. Wie ein kleines Mädchen schmiegte sich Ruth an sie, immer noch von Schauern geschüttelt. Mutter brachte sie ins Schlafzimmer, half ihr beim Ausziehen und deckte sie zu.
    Ruth lag ganz ruhig. Da klopfte es leise an die Tür. Frau Waldhoff ging auf Zehenspitzen durch den Laden. Es war Gerd.
    »Ist Ruth zu Hause?«, fragte er
    Sein Gesicht war rot vor Erregung. Quer über die Stirn lief eine blutige Schramme.
    »Ja. Aber sei leise. Sie schläft.«
    »Gott sei Dank. Ich habe sie überall gesucht.«
    »Wie ist es denn da oben zu Ende gegangen?«
    »Ach, den jungen Pfingsten haben sie so zerschlagen, dass er weggetragen werden musste. Alle Juden haben es bekommen.«
    »Und?«
    »Was und? Jetzt tanzen sie wieder, als ob nichts gewesen wäre.«
    »Aber, Junge, du willst mir doch nicht weismachen, dass alle diesen Dingen, die dort geschehen sind, ruhig zugesehen haben?«
    »Ruhig? Frau Waldhoff, das weiß ich nicht. Aber wer nicht zugesehen hat, der hat mitgeschlagen.«
    »Kein vernünftiger Mann hat sich gefunden, der eingegriffen hat?«
    »Nein, Frau Waldhoff, nein. Die ›Vernünftigen‹ haben sich vielleicht aus dem Staub gemacht, aber viele sind es nicht gewesen, ganz sicher nicht.«
    »Und der Bürgermeister?«
    »Hat geschwiegen. Niemand hat das Maul aufgetan. Nur der neue Kaplan wollte ein paar ganz wilde Burschen zur Ruhe mahnen. Da hat ihm einer ein Glas Bier ins Gesicht geschüttet.«
    »Wer?« Gerd zuckte die Schultern.
    »Komm, Gerd, ich verbinde dir die Schramme.«
    »Ach, lassen Sie es, Frau Waldhoff. Ich will jetzt nach Hause.« Er drehte sich um und ging fort. Frau Waldhoff setzte sich an den Tisch, drehte das Petroleumlicht ein wenig kleiner und starrte in die Flamme. Als Sigi am anderen Morgen aus dem Schlafzimmer kam, fand er sie. Sie war über ihren verschränkten Armen eingeschlafen.

13
    Bleierne Müdigkeit lag über der Stadt. Es war so recht ein blauer Montag. Viele spürten den Rausch noch in den Knochen. Es war kein Wunder, dass die Stammtische in den Kneipen schon am Montag gut besetzt waren. Im »Goldenen Apfel« spendierte der Stellmachermeister und Kirchenrendant Kohl eine Runde Bier. Er hatte den ganzen Streit verpasst, weil er bereits früh aufgebrochen war. Lang und breit ließ er sich erklären, was sich im Schützenhaus ereignet hatte. Wenn sich auch bei diesem und jenem das schlechte Gewissen regte, er verschloss es tief in der Brust, damit ja keiner auf den Gedanken kam, dass der Held von gestern sich heute wie ein Waschlappen fühlte. Sie führten große Reden.
    »Denen haben wir’s gezeigt!«
    »Das war schon längst einmal fällig!«
    »Jetzt wissen sie wenigstens, was die Butter kostet.«
    »Habt ihr denn nicht ein bisschen zu dick aufgetragen?«, fragte Meister Kohl.
    »Zu dick? Und der Kindesmord? erwiderte Mehlbaum hitzig.
    »Na, damit hat aber der Pfingsten nichts zu tun.«
    »Jude ist Jude«, stellte Huymann fest.
    »Sehr richtig«, bestätigte Dreigens. »Ist das nicht eine Schande, wie die Juden hier hausen?«
    Meister Kohl verstand nicht, was er meinte, und fragte: »Was willst du damit sagen?«
    »Na, dass sie den Viehhandel ganz in ihrer Hand haben. Denk nur an den Deichsel. Das ist doch ein Lump!«
    Alle nickten und Kohl brummte: »Das ist er. Der haut dich übers Ohr, wenn du dabeistehst.«
    »Eben. Das müssen sie doch endlich spüren, dass sie mit uns nicht machen können, was sie wollen.«
    »Jude ist Jude«, bekräftigte Huymann noch einmal.
    »Jawohl, die halten zusammen wie Pech und Schwefel.« Dreigens klatschte dabei die flache Hand auf den Tisch.
    Mehlbaum senkte seine Stimme, und die Köpfe schlossen einen engeren Kreis über dem Tisch: »Sie haben sich bereits zusammengesetzt und überlegt, wie sie alles vertuschen wollen.«
    »Passt auf, Leute«, ereiferte sich Huymann, »das gelingt ihnen noch. Sie haben ihre Finger überall dazwischen. Sie bringen es noch so weit, dass dem Waldhoff kein Haar gekrümmt wird.«
    »Das wollen wir mal abwarten«, sagte Mehlbaum, als ob er mehr wüsste als die andern.
    »Ich sage dir, Georg, dem geschieht nichts. Dabei ist die Sache klar, glasklar.«
    »Na, so klar wohl auch nicht«, dämpfte ihn Meister Kohl. »Sonst hätten sie ihn doch längst am Schlafittchen, wie?«
    »Die da oben schlafen doch«, maulte

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