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Es geschah im Nachbarhaus - die Geschichte eines gefährlichen Verdachts und einer Freundschaft

Es geschah im Nachbarhaus - die Geschichte eines gefährlichen Verdachts und einer Freundschaft

Titel: Es geschah im Nachbarhaus - die Geschichte eines gefährlichen Verdachts und einer Freundschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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Linden, herrschte schwarze Stille. Niemand spazierte nachts über den Kirchplatz, wenn man den Pfarrer nicht rechnete, der auch zu dieser Stunde gelegentlich zu einem Sterbenden gerufen wird.
    »Hier sind wir sicher.« Karl atmete auf.
    »Sicher schon«, stimmte Sigi zu. »Aber mir ist doch anders zumute. Wenn man die Nacht durch die Fensterscheibe sieht, dann ist das doch etwas anderes, als hier im Dunkeln herumzulaufen.«
    Sie waren jetzt nahe an die Große Kirche herangekommen. Sigi legte den Kopf in den Nacken und schaute zur Turmspitze hinauf. Hier am Fuß des Turmes zeigte sich die gewaltige Höhe erst richtig. Hastig stieß Karl den schweren Schlüssel ins Schloss. Er ließ sich überraschend leicht drehen. Sigi drückte den Türflügel nach innen. Ein hohes Quietschen verriet, wie selten die Turmtür geöffnet wurde. Sie schlüpften durch den Spalt und schoben die Tür wieder zu. Mit dem Rücken lehnte sich Sigi gegen das Holz. »Hier kann man ja nicht die Hand vor den Augen sehen«, flüsterte er.
    »Warte ein paar Sekunden. Gleich haben sich deine Augen an das schwache Licht gewöhnt.«
    Wirklich schimmerten bald die hohen Spitzfenster wie matte Eisspiegel. Die Rippen und Gewölbe, die Pfeiler mit ihren Kapitellen, der große Leuchter inmitten des Hauptschiffes, eins nach dem anderen trat aus der Dunkelheit hervor. Nur dort, wo der vergoldete Altar seinen Platz hatte, lastete tiefe Schwärze. Wie ein roter Stern funkelte das ewige Licht. Karl nahm Sigi fest bei der Hand.
    »Ich kenne mich hier aus. Halt dich an mich.«
    Er tappte vorwärts in das Turmgewölbe hinein. Die eine Hand hielt er vorgestreckt. Er fand die schmale Tür, die zur Galerie und weiter in den Turm hineinführte. Mit der Fußspitze tastete er nach dem ersten Tritt. In enger Windung ging es Stufe um Stufe hinauf. Kein Geländer führte die Hand. Die Finger berührten nur glatte, kalte Steine.
    »Manche Stufen sind tief ausgetreten, Sigi. Geh vorsichtig!« Sie stiegen und stiegen.
    »Sind wir bald oben?«, fragte Sigi. Sein Atem ging schnell.
    »Die Galerie ist noch nicht einmal erreicht. Es dauert schon seine Zeit.«
    Nach jeder dritten vollen Drehung kamen sie an einem schmalen Fensterschlitz vorbei. Immer häufiger rasteten sie dort. Die Dächer lagen schon längst tief unter ihnen, als Karl Sigi von der Treppe weg auf die Galerie führte. Schweigend schauten sie in das Mittelschiff. »Es ist ein wundervolles Bauwerk.«
    »Ja, Sigi, es ist die größte und älteste Kirche im Land ringsum.«
    »Unser Tempel war größer.«
    »Der Tempel in Jerusalem?«
    »Ja. Er war viel, viel größer.«
    Karl antwortete nicht. Schließlich sagte er: »Wir müssen weiter, wenn wir es schaffen wollen.«
    Sie erreichten die Glockenstube gerade in dem Augenblick, als es halb elf schlug. Ihre Hände fassten sich fester. Was in der Stadt als Glockenschlag zu hören war, das war hier oben ein Glockengedonner. Die Steinwände bebten, das Gebälk zitterte. Der Ton schien die Mauern sprengen zu wollen. Karl schrie Sigi etwas ins Ohr, aber es war nicht zu verstehen.
    Der letzte Schlag verhallte. »Was hast du gesagt, Karl?«
    »Du musst den Mund öffnen, wenn die Glocken läuten. Der Küster hat mir erzählt, dass früher hier in der Glockenstube ein Glöckner mit dem Hammer die Glocken anschlug. Er ist mit der Zeit taub geworden. Die Trommelfelle sind gesprungen. Wenn man den Mund aber weit aufmacht, dann können sie nicht platzen.«
    »Das hat mein Vater auch erzählt«, fiel Sigi ein. »Im Krieg, wenn die Geschütze abgefeuert wurden, dann haben die Soldaten auch den Mund geöffnet.«
    Wieder stiegen sie in dem engen Gang empor. Das Hemd klebte Sigi auf der Haut.
    Vor sich hörte er Karl keuchen.
    »Jetzt haben wir es gleich geschafft.«
    Karl rastete an einem Fensterschlitz. Mit einem Male raschelte es dicht vor ihnen. Sigi überlief es kalt. Wer hatte mitten in der Nacht etwas auf dem Turm zu suchen? Sigi presste sich gegen die Mauer.
    »Wären wir doch in den Betten geblieben«, wünschte er sich. An seinen Beinen strich es vorbei. Er wagte kaum zu atmen. Ein Piepen ertönte, weinerlich, ängstlich. Da lachte Karl befreit auf.
    »Eine junge Taube, Sigi, eine Taube ist aus dem Nest gefallen.«
    Er bückte sich und griff zu.
    »Au! Wirst du wohl Frieden geben?«, hörte Sigi ihn schimpfen. Karl hielt den Vogel in das Licht des Fensterspalts. »Es ist gar keine Taube. Eine junge Dohle haben wir da erwischt.«
    »Was fangen wir mit einer Dohle an?«
    »Wenn ich

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