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Es grünt so grün

Es grünt so grün

Titel: Es grünt so grün Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ward Moore
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mit der scharfen Klinge zurück. „… kannst Georges Werk nicht so verbrennen … hat sein Leben gegeben …“
    Ich hatte Joes Begabung als Musiker nicht hoch eingeschätzt, hatte sie im großen und ganzen für Reflektionen seiner unglückseligen Neigung gehalten. Ich kann wohl behaupten, daß ich gute Musik mag, und ich habe oft mit viel Vergnügen während der Mahlzeiten eine Hotelkapelle Rubinsteins Lied in F oder ähnliche Klassiker spielen hören. Aber selbst wenn Joes Sinfonie nur eine Serie schriller und zusammenhangloser Töne war, so hielt ich es doch für eine schreckliche Sache, wenn Mama sie vernichtete, und von allen Fragen künstlerischen Geschmacks einmal abgesehen, war es um so schockierender, weil diese Tat alles auf den Kopf stellte, was wir mit dem Verhalten wahrer Mütterlichkeit in Verbindung bringen.
    „Mrs. Thario“, protestierte ich, „als Freund Ihres Sohns bitte ich Sie, daran zu denken …“
    „Unverschämt“, erklärte Mama und richtete den Säbel auf mich, so daß ich unwillkürlich zurückfuhr, obwohl ich ohnehin schon respektvollen Abstand gehalten hatte.
    „Verdammte Unverschämtheit“, wiederholte sie und warf eine weitere Seite ins Feuer. „Kommt in mein Haus, frech wie Oskar, und sagte: ‚Sahne, bitteschön’. Ha! Ich werde ihn schon einsahnen, das werde ich!“ Und sie machte eine wilde Bewegung mit dem Säbel, als wollte sie mich aufspießen.
    Ich flüsterte Constance, die mir am nächsten stand, zu, daß sie offenbar den Verstand verloren habe und mit Gewalt zurückgehalten werden müsse. Unglücklicherweise erlauschten die scharfen Ohren der alten Dame meinen Vorschlag.
    „Oho. ‚Geistesgestört’ bin ich? Ich verbringe mein Leben damit, mehr Geld zu bekommen, als ich ausgeben kann, oder? Ich drängele mich gegen jede Anstandsregel in die Gesellschaft von Menschen, die mir über sind, und langweile sie und mich selbst, oder? Ich lebe von Zwieback und Milch, weil ich meine Nervenkraft damit vertan habe, einen unendlichen Vorrat von Steaks und Schnitzel zu kaufen, die der Arzt mir zu essen verbietet? Ich lasse meine Angestellten fast verhungern, um das Geld, das ich ihnen gestohlen habe, einer Wohlfahrtsorganisation zu geben, die einen kleinen Teil wieder zurückgibt, hä? Ich kaufe mir Lobbyisten oder besteche Beamte, um Gesetze durchzudrücken, und bezahle dann andere, um diese Gesetze zu brechen? Ich hätschele nationalistische Organisationen mit der einen Hand und baue mit der anderen internationale Kartelle auf, oder? Ich bin verrückt, oder?“
    Von ihrem eigenen Redeschwall in Rage gebracht, warf sie mehrere Seiten gleichzeitig in die Flammen. Constance flehte: „Mama, das ist alles, was wir noch von Joe haben. Bitte, Mama!“
    „Sonntags wird das Kirchenbanner über der Nationalflagge aufgezogen. Ich habe noch nie einen Feldkaplan sagen hören, daß Unsterblichkeit in Papierblättern enthalten ist.“
    „Beruhige dich, Mama“, rief Winifred.
    „Schöpferische Arbeit“, murmelte der General.
    „Ist es denn gar nichts, die Schmerzen des Kindbetts zu erdulden, daß die Schöpfungen der Männer verherrlicht werden? Ich habe mein Leben auf dem Schlachtfeld nicht mehr und nicht weniger als mein Großvater im Kampf bei Chancellorsville angeboten. Kleingeister verurteilen nicht, aber ich verurteile. Ich habe einen Sohn geboren; er war ein Teil von mir, so wie diese Waffe ein Teil von mir ist.“
    Sie stieß ihren Säbel vor, um ihre Worte zu unterstreichen. „Ich werde nicht zögern, meinen Sohn zu verurteilen. Wenn er schon nicht in Uniform gestorben ist, werde ich nicht zulassen, daß er sich als Erzeuger von Klaviernoten anstatt von Waldhornklängen entwürdigt.“ Sie schleuderte den Rest der Partitur ins Feuer und ließ es mit Hilfe der Säbelspitze aufflammen.
    Das Klingeln des Telefons brachte die Szene zu einem Abschluß. Constance, die mehrere Sprachen beherrschte, nahm den Anruf an. Eine Minute lang führte sie ein unverständliches Gespräch und winkte mich dann mit einer Kopfbewegung heran. „Für Sie, Mr. Weener, Rio. Ich warte, bis sie die Verbindung durchstellen.“ Sie nahm den Hörer wieder auf und ermunterte die Vermittlung mit einem besänftigenden Wortschwall.
    Die Unterbrechung verschaffte mir große Erleichterung. Zweifellos war es Preblesham, der mich wegen einer Routinesache anrief, aber das half mir, meine Aufmerksamkeit von der immer noch vor sich hinmurmelnden alten Dame abzuwenden, und gab ihr eine Möglichkeit, sich zu

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