Es grünt so grün

Titel: Es grünt so grün Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ward Moore

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kann, Miss Francis, wird mir eine Freude sein“, versicherte ich ihr.
    Sie nahm wieder einen Zahnstocher, aber es war nicht der altmodische goldene – nur ein gewöhnlicher Holzsplitter. „Ahemm. Erinnern Sie sich an Ihre Bitte, daß ich das Einsammeln von Cynodon-daetylon-Proben überwachen sollte?“
    „Seitdem haben die Umstände sich sehr geändert“, antwortete ich.
    „Sie haben die Angewohnheit, so etwas zu tun. Ich erwähne Ihr Angebot nur, weil Sie es als Anreiz mit der Möglichkeit koppelten, meine eigenen Forschungen voranzutreiben. Ich bin auf dem Weg, das Gegenmittel zu entwickeln, aber um weiterzukommen, muß ich Tests am lebenden Gras vornehmen. Der Weltkontrollkongreß hat mir die Erlaubnis versagt, Pflanzenproben zu benutzen. Ich habe keine privaten Mittel, mich dieser Anordnung zu entziehen.“
    „Eine großartige Sache. Die Erlasse des Kongresses werden zu unser aller Schutz beschlossen.“
    „Heuchelei und triefendes Pathos!“
    „Was erwarten Sie von mir?“
    „Sie haben hundert Chemiker im Sold, alle mit einer Reihe von Titeln. Ich will mir zwei von ihnen ausleihen und auf einem amerikanischen Berg über der Schneegrenze abgesetzt werden, wo ich meine Arbeit fortführen kann.“
    „Einmal abgesehen davon, daß es ungesetzlich ist – so etwas zu erwähnen ist anscheinend Heuchelei –, ist ein so riskantes und absurdes Wagnis wohl kaum ein geschäftlicher Vorschlag, Miss Francis.“
    „Dann eben ein philantropischer.“
    „Ich habe fünfzigtausend Pfund gegeben, um hier in London Schwesternschulen zu errichten …“
    „Damit die Mütter der kleinen Gören Zeit haben, um in Ihren Fabriken zu arbeiten.“
    „Ich habe zur Bekämpfung des Hungers in Indien zehntausend Pfund gespendet …“
    „Damit Sie die ohnehin nicht sonderlichen Löhne Ihrer Hindu-Arbeiter kürzen können.“
    „Ich habe für Hygienemaßnahmen in Szechuan fünftausend Dollar überwiesen.“
    „Und dadurch die Fehlzeiten Ihrer Kulis vermindert.“
    „Ich lasse mich nicht dazu herab, auf Ihre Anspielungen einzugehen“, sagte ich. „Ich habe meine Spenden nur erwähnt, um zu zeigen, daß sie im Weltmaßstab fließen und daher wenig Spielraum für die Unterstützung einzelner bleibt.“
    „Meinen Sie, ich komme wegen einer eigenen einträglichen Dotierung? Ich frage Sie nicht, ob Sie andere als eigennützige Interessen haben, denn die Antwort liegt auf der Hand; aber ist es nicht ein ebenso eigennütziges Interesses, das, was von der Welt noch bleibt, zu schützen? Wenn die anderen Kontinente wie Nordamerika verloren gehen, werden Sie dann allein in eine außerirdische Sphäre versetzt? Und falls ja, werden Sie Ihr Vermögen und Ihre Macht mitnehmen?“
    „Ich finanziere drei Laboratorien, die sich ausschließlich der Antigramin-Forschung widmen, und außerdem ist der Rest der Welt ohnehin ausreichend durch die Ozeane geschützt.“
    Sie zog den Zahnstocher aus dem Mund, um unfreundlich zu lachen. „Einmal Vertreter, immer Vertreter, Weener. Belügen Sie sich nur selbst, leugnen Sie Tatsachen, seien Sie ruhig so dreist! Die Welt war auch hinter dem Salzband sicher, damals, als Josephine Francis noch ein Quacksalber und Scharlatan war.“
    „Zugegeben, Miss Francis, Sie besitzen große Fähigkeiten, aber die Tatsache bleibt doch, daß Sie eine Frau sind, und das Abenteuer, das Sie vorschlagen, ist wohl kaum ein Unternehmen, für das eine Dame geeignet ist.“
    „Weener, Sie sind unmöglich. Ich bin keine Dame ich bin Chemikerin.“
    Das Gespräch drehte sich im Kreis, und ich wartete darauf, daß sie endlich ging. Merkwürdigerweise war ich trotz ihres Geschlechts und trotz der Gesetzwidrigkeit ihres Plans geneigt, ihr zu helfen, hätte sie mich nur auf vernünftige Weise angesprochen und nicht mit diesem aufgetragenen Gehabe eines Überlegenen gegenüber einem Unterlegenen. Wenn sie ein Gegenmittel finden könnte, dachte ich … wenn sie eine Waffe finden könnte, dann war die Möglichkeit, das Gras als Rohstoff für Nahrungskonzentrate zu verwenden, eventuell zu verwirklichen – ein Gedanke, der mich immer noch anzog. Die Laborkosten würden auf ein Minimum sinken …
    Ich konnte nicht zulassen, daß diese Frau sich ständig selbst im Wege stand; ich war souverän genug, ihr unglückliches Benehmen zu übersehen und durch das verkorkste Äußere die wertvolle Idealistin und echte Frau darunter zu erkennen. Ich wurde in meinem Gedankenweg unterbrochen, als Miss Francis weitersprach:
    „Nordamerikanischer