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Es grünt so grün

Es grünt so grün

Titel: Es grünt so grün Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ward Moore
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schon hinter uns?“
    Jetzt zeigte das Licht ihn ganz. Seine Hände waren klein, und ich bezweifelte, daß die Arme sehr muskulös waren, aber er strahlte eine große Vitalität aus. Sein Gesicht war von scharfen Linien gezeichnet, unter den buschigen Brauen leuchtete ein helles Augenpaar, seine Lippen waren streng, soweit sie unter dem Bart zu sehen waren, aber seine ganze Haltung wirkte nicht unfreundlich.
    „Es ist leicht festzustellen, wie weit wir gekommen sind, aber wer kann schon wissen, wie weit wir noch müssen?“
    Diese metaphysischen Zweideutigkeiten ärgerten mich. „Ich weiß nicht, was mit den Menschen geschieht“, sagte ich. „Entweder verhalten sie sich wie die dort drüben“ – ich machte eine Geste zu der Einen und Unteilbaren Republik –, „oder sie werden Mystiker.“
    „Sie halten Fragen ohne direkte Antworten für mystisch, Sir?“
    „Ich mag es, wenn meine Fragen irgendeine Antwort ermöglichen.“
    „Sie sind ein Mann von Verstand.“
    Es machte mir Spaß, so vertraut mit diesem Fremden zu sprechen. „Ich habe viele Jahre in mir selbst gelebt. Natürlich ist mein Verstand nicht die ganze Zeit müßig gewesen.“
    „Sie haben nicht geheiratet?“
    „Ich hatte nie die Zeit dazu.“
    „Aha.“ Schweigend ruderte er einige Sekunden. „Hatte nie die Zeit dazu“, wiederholte er nachdenklich.
    „Halten Sie die Ehe für wichtig?“
    „Ein Mann ohne Kinder verleugnet seine Eltern.“
    „Hört sich wie ein Sprichwort an.“
    „Ist es aber nicht. Nur eine Beobachtung. Ich vermute, da Sie keine Zeit zu heiraten hatten, haben Sie Ihr Leben guten Taten gewidmet?“
    „Ich habe vielen Arbeit gegeben und den Armen Unterstützung.“
    „Das ist gewiß wohltätig.“
    „Ich habe Millionen von Dollar, Hunderttausende Pfund Sterling für wohltätige Zwecke gespendet.“
    „Anonym, natürlich. Sie müssen ein gottesfürchtiger Mann sein, Sir.“
    „Ich bin Agnostiker. Ich weiß nicht, ob es so etwas wie einen Gott gibt.“
    Er schüttelte den Kopf. „Unter uns sind Fische, die nicht wissen, daß sie im Meer schwimmen; über uns sind Vögel, die die Weiten des Himmels nicht kennen. Die Fische haben keine Vorstellung vom Himmel, die Vögel wissen nichts von der Tiefe. Sie sind auch Agnostiker.“
    „Nun, es scheint ihnen nicht zu schaden. Fische laichen und Vögel bauen ihre Nester auch ohne die Vorzüge esoterischen Wissens.“
    „Genau. Fische bleiben Fische in glücklicher Unwissenheit; kein Zweifel läßt einen Vogel im Flug schwanken.“
    Die Sonne wurde von den Wellen wie eine Kugel von Daumen und Zeigefinger in die Luft gestoßen. Die Kreidefelsen wurden sichtbar, und ich schätzte, daß wir wenig mehr als eine Stunde vor uns hatten. „Sie haben sich eine seltsame Art ausgesucht, Ihren Lebensunterhalt zu verdienen, mein Freund“, äußerte ich schließlich.
    „Einigen ist das Joch des Gesetzes auferlegt, andere brauchen die Sonne als Quelle des Lichts“, sagte er. „Vielleicht habe ich, wie Sie, eine große Sünde begangen und sühne sie auf diese Weise.“
    „Ich verstehe nicht, was Sie meinen. Ich bin mir keiner Sünde bewußt – wenn ich die Bedeutung dieses theologischen Begriffs richtig verstehe.“
    „Wir haben gesündigt“, murmelte er verträumt, „wir waren ohne Glauben, wir haben gestohlen, wir haben gemeine Worte gebraucht, wir haben Unrecht begangen, wir haben ungerecht gehandelt …“
    „Da die rationale Welt sich des Aberglaubens der Religion vor einem halben Jahrhundert entledigt hat“, sagte ich, „haben wir gelernt, daß Gut und Böse relative Begriffe sind; eigentlich ohne Bedeutung.“
    Zum ersten Mal ließ er die Ruderblätter sinken, und das Boot schlingerte heftig. „Entschuldigen Sie“, sagte er und ruderte weiter. „Gut ist manchmal böse, und das Böse ist gelegentlich gut?“
    „Es hängt von den Umständen und vom Standpunkt ab. Was an einem Ort zu einer bestimmten Zeit gut ist,- kann unter anderen Umständen schädlich sein.“
    „Ähemm. Grün ist heute grün, aber gestern war es gelb, und morgen wird es blau sein.“
    „Sogar eine Übertreibung wie diese könnte ihre Fürsprecher finden, aber das habe ich nicht gemeint.“
    „Wir haben ungerecht gehandelt, wir waren anmaßend, wir haben gelogen, wir waren gewalttätig, wir haben gespottet, wir waren aufsässig, wir haben Gott gelästert, wir haben pervers gehandelt, wir haben gesündigt, wir haben gequält …“
    „Vielleicht haben Sie das“, unterbrach ich ihn ziemlich

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