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Es grünt so grün

Es grünt so grün

Titel: Es grünt so grün Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ward Moore
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Experiments solche ausgefeilten Rituale aufführt, ist es kein Wunder, daß sie Jahre braucht, um etwas zu erreichen. Mein Interesse schwand, und ich wollte gerade die Kabine verlassen, als ich bemerkte, daß meine Hand noch eine der Proben festhielt.
    Sie war verwelkt und trocken.
     
    100.
     
    17. September: Die Begeisterung, mit der die Entdeckung begrüßt wurde, das F.’s Reagens das Gras zerstörte, wurde nur durch den Gedanken gedämpft, daß seine Wirkung unvollständig war. Wie gut war eine tödliche Verbindung, wenn sie nur dann ihre Arbeit tat, wenn die besprühten Pflanzenteile abgetrennt wurden?
    F. schien zu denken, daß sie sehr gut wirkte. Ihr Verhalten mir gegenüber, stürmisch und unsere unterschiedliche Position außer acht lassend, war beinahe freundlich zu nennen. Während der Rückfahrt nach Southampton schlug sie mir ständig auf die Schulter und schrie: „Es ist vorbei, Weener; jetzt ist alles vorbei.“
    „Aber es ist nicht vorbei“, protestierte ich. „Ihr Mittel hatte nicht die geringste direkte Wirkung auf das Gras.“
    „Ach was! Das bedeutet gar nichts. Nur eine Verzögerung. Nur eine Zeitfrage.“
    „Nur eine Zeitfrage! Großer Gott, ist Ihnen klar, daß das Gras schon halb Irland unter sich hat? Daß wir von vier Seiten umzingelt sind?“
    „Eine Rettung in höchster Not hat allerbeste Vorbilder. Nur keine Sorge. Sie werden weiterleben und sich am Tod besserer Männer ergötzen.“
    Ich drängte den PM, bei der Verkündung der Neuigkeiten nicht zu optimistisch zu sein. Er nickte zustimmend, konnte seine Einsicht aber dem BBC-Sprecher offenbar nicht vermitteln, denn dieser sprach mit butterweicher Stimme so, als hätte Miss Francis einen großen Abschnitt des Grases an der französischen Küste vernichtet. In den Straßen Londons wurde gefeiert, und eine große Menschenmenge versammelte sich vor dem Ehrenmal und sang Rule Britannia.
    18. September: In der Hoffnung, F. in ruhigerer Stimmung anzutreffen, fragte ich sie heute, was sie mit „Zeitfrage“ meinte. Sie tat die Frage ab. „Nicht mehr als vier oder fünf Monate“, sagte sie leichthin.
    „In einem Monat? Sind Sie sich im klaren darüber, bis dahin wird das Gras in Großbritannien sein.“
    „Soll es nur kommen“, entgegnete sie gefühllos. „ Wir nehmen die Sisyphos und werden unsere Arbeit dort zu Ende bringen.“
    „Aber in der Zwischenzeit werden Millionen sterben“, protestierte ich.
    Die Art, in der sie mir antwortete, kann ich nur als raubtierhafte Wildheit bezeichnen. „Haben Sie an die Millionen gedacht, als Sie sich weigerten, Konzentrate an die asiatischen Flüchtlinge zu verkaufen?“
    „Wie konnte ich an Leute verkaufen, die nichts kaufen konnten?“
    „Und die Millionen, die starben, weil Sie ihnen Arbeit verweigerten?“
    „Bin ich verantwortlich für die, die zu faul sind, sich selbst zu helfen?“
    „,Bin ich der Hüter meines Bruders?’ Wenn fünfzig Millionen Engländer sterben, weil ich das Testverfahren nicht beschleunigen kann, ist es meine Schuld, und ich gestehe es ein. Ich bin nicht darauf aus, mich von Schuld loszusagen, indem ich mit dem Finger auf Sie zeige oder meine Verantwortung mit dummen, prahlerischen Ausflüchten verneine. Wenn das Gras kommt, bevor ich bereit bin, ist es mein Fehler. In der Zwischenzeit werde ich versuchen, jedes Geschöpf zu retten, das am Leben bleibt, selbst wenn seine Initialen A. W. sind. Solange wir auf dem Land bleiben können, werde ich es auf dem Land versuchen. Und wenn das mißlingt, werden wir an Bord der Sisyphos gehen und unsere Arbeit dort, irgendwo auf dem Atlantik, zu Ende bringen.“
    „Sie meinen, Sie geben endgültig alle Hoffnung auf, Ihr Mittel fertigzustellen, bevor England untergeht?“
    „Ich gebe gar nichts auf,“ erwiderte sie. „Ich glaube, es ist immer noch möglich, daß ich rechtzeitig fertig werde, um England zu retten. Aber ich kann es mir nicht erlauben, nicht auch den schlimmsten Fall einzukalkulieren. Und das bedeutet, daß wir aufs Meer getrieben werden.“
    Das Bild, das ihre Worte beschrieb, bestürzte mich: Einige wenige Schiffe mit Überlebenden, eine Welt, die vom Gras bedeckt war.
    „Und wenn der Erfolg da ist, werden wir uns Zentimeter für Zentimeter zurückholen.“
    Aber dieser Redeschwall konnte mich nicht aufrichten. Ich verspürte nicht den Wunsch, Zentimeter für Zentimeter zurückzuholen; ich wollte wenigstens ein Bruchstück der Zivilisation gerettet wissen.
    19. September: F. war nicht die

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