Es grünt so grün
die kleinsten Nester entsannen sich spontan der alten Sitte, Plumpsklosetts aus dem Boden zu reißen und auf dem Kirchturm aufzupflanzen.
Ich hatte meinen eigenen, ganz besonderen Grund zur Freude, der sich mit dem Sieg über das Gras traf. Er war so unwirklich, so traumhaft, daß ich tagelang Schwierigkeiten hatte, mich davon zu überzeugen, daß er real war. Es begann mit einer Reihe hektischer Telefonanrufe von einer Börsenmaklerfirma, die um meinen sofortigen Besuch bat; wegen meiner beruflichen Aufgaben verpaßten diese Anrufe mich einige Zeit. Ich war mit den Ereignissen rund um den Sieg über das Gras so beschäftigt, daß ich nicht zu erkennen vermochte, wieso irgendein Börsenmakler sich mit mir verabreden wollte; daher verschob ich meinen Besuch einige Male, bis die Dringlichkeit der Anrufe meine Neugierde weckte.
Der Mann, der mich begrüßte, war runzlig, dünne Streifen schütteren Haars kräuselten sich wie bei einem Mop auf seinem kahlen Kopf. Sein gestreifter Anzug war zerknautscht. der Kragen seines Hemds knittrig, und auf seiner Oberlippe und seiner Stirn standen Schweißperlen. „Mr. Weener?“ fragte er. „Oh, Gott sei Dank, Gott sei Dank!“
Völlig verwirrt folgte ich ihm in sein Büro. „Sie entsinnen sich, daß Sie uns beauftragten – als wir noch in Pomona residierten –, auf Ihre Rechnung einige Anteile von Consolidated Pemmican and Allied Concentrates zu kaufen?“
Um die Wahrheit zu sagen, hatte ich den Vorgang zwar nicht vergessen, aber mich meines übereilten Handelns so sehr geschämt, daß ich alle Erinnerungen an Transaktionen in den fernsten Winkel meines Gedächtnisses verbannt hatte. Aber ich nickte vorsichtshalber zustimmend.
„Zweifellos wären Sie bereit, für einen erklecklichen Profit zu verkaufen?“
Aha, dachte ich, der Kursanstieg hat Consolidated Pemmican zum ersten Mal über die normalen 1 /8 klettern lassen. Wahrscheinlich bin ich ein reicher Mann, und dieser Knabe will mich um die Früchte meiner klugen Voraussicht betrügen.
„Sie haben die Aktien doch gekauft?“
„Selbstverständlich, Mr. Weener“, versicherte er gekränkt.
„Gut. Dann möchte ich sie sofort übernehmen.“
Er zog ein Taschentuch heraus und wischte sich vergeblich über Lippen und Stirn, denn entweder blieb der Schweiß, oder aber er brach erneut aus. „Mr. Weener“, sagte er, „ich bin bevollmächtigt, Ihnen das Sechsfache anzubieten – das Sechsfache“, wiederholte er betont, „des Betrages Ihrer ursprünglichen Investition. Das ist eine erstaunliche Ausschüttung.“
Was ihm recht war, war mir billig. „Ich übernehme sie direkt“, wiederholte ich fest.
„Und ohne Maklergebühren“, fügte er hinzu, als mache er ein unglaubliches Zugeständnis.
Ich schüttelte den Kopf.
„Mr. Weener“, sagte er, „ich bin ermächtigt worden, Ihnen für Ihre Aktien ein unglaubliches Angebot zu machen. Die Vorstandsmitglieder von Consolidated Pemmican werden Ihnen nicht nur das Sechsfache Ihrer Investitionen auszahlen, sondern Ihnen darüber hinaus neunundvierzig Prozent der stimmrechtsfähigen Aktien der Gesellschaft überschreiben. Das ist eine großartige und noch nie dagewesene Offerte, und ich rate Ihnen eindringlich, sie anzunehmen.“
Ich preßte meine Handflächen gegen die Stuhllehne. Ich, Albert Weener, war ein Kapitalist. Das investierte Geld schien bereits nebensächlich, denn das war nur eine Sache von ein paar tausend Dollar, aber eine Kontrollminorität zu besitzen, und mochte es auch in einer erloschenen und dahindämmernden Gesellschaft sein, machte mich zu einem bedeutenden Menschen. Nur ein Reflex ließ mich keuchend wiederholen: „Ich übernehme sie direkt.“
Der Makler ließ die Hände auf die Schenkel sinken. „Mr. Weener, Sie sind ein spitzfindiger Mann. Mr. Weener, ich muß die Wahrheit gestehen. Sie haben mehr Anteile von Consolidated Pemmican gekauft als es überhaupt gibt; Sie besitzen nicht nur die Firma bis zum letzten Schräubchen, sondern Sie schulden sich selbst auch noch Geld.“ Er gab ein dünnes Lachen von sich.
„Darüber hinaus, Mr. Weener, müssen durch eine unglückliche Verkettung von Ereignissen, deren Ursache in der allgemeinen Verwirrung zu suchen ist – ohne diese wäre es nie zu einer solch absurden Situation gekommen – mehrere Leute, unsere eigene Firma, unsere Beauftragten in New York und die derzeitigen Chefs von Consolidated Pemmican, mit Strafverfolgung durch das Börsenaufsichtsamt rechnen. Wir können uns nur Ihrer
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