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Es grünt so grün

Es grünt so grün

Titel: Es grünt so grün Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ward Moore
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enttäuschender Einförmigkeit. Es war wie die hundertste Wiederholung einer oft erzählten Geschichte. Der Blitz, das Chaos, die pilzförmige Wolke, die Druckwelle – alles verlief in präziser Ordnung; nichts Neues, nichts Erregendes, und ich kann mir vorstellen, daß sich mit mir der Rest des Landes mit dem eindeutigen Gefühl, enttäuscht worden zu sein, vom Radio abwandte.
    Die ersten Beobachtungen durch Teleskope und aus Flugzeugen, die sich in der notwendigen Sicherheitsentfernung hielten, zeigten, daß die Bombe eine Pflanzenfläche von etwa der erwarteten Größe zerstört hatte. Wenn es auch nichts Spektakuläres war, so hatte der Bombenabwurf doch offenbar auf einen vergleichsweise kleinen Ausschnitt seine Wirkung gehabt, und es wurde erwartet, daß dieses Vorgehen in größerem Maßstab wiederholt werden würde, sobald es sicher genug war, sich dem bombardierten Stück zu nähern und sich über die Auswirkungen sichere Informationen zu verschaffen. Während hunderte weiterer Babybomben, wie man sie jetzt liebevoll nannte, in Auftrag gegeben und Vorbereitungen getroffen wurden, die Existenz des Grases systematisch auszulöschen, flogen die Luftbeobachter immer näher heran; sie hatten Kameras an Bord, die darauf getrimmt waren, jeden Aspekt der Zerstörung aufzunehmen.
    Es gab keinen Zweifel, daß ein Bereich von annähernd neun Quadratkilometern vollständig von dem Unkraut befreit war, und eine weitere Zone von etwa neunfacher Größe war beträchtlich in Mitleidenschaft gezogen, das Gras dort zerfetzt und verstümmelt worden – mit höchster Wahrscheinlichkeit seiner Lebensfähigkeit beraubt.
    Ständige Beobachtung zeigte keinerlei Veränderung in dem zerstörten Zentrum, aber am zehnten Tag nach der Explosion wurde im Randbereich eine aufschreckende Entdeckung gemacht: Diese Zone war leuchtend orangefarben geworden.
    Kein Braun oder Gelb oder eine der vielfältigen Schattierungen des Absterbens, die Bermudagras in seiner ursprünglichen Form manchmal annimmt, sondern ein strahlender, unirdischer, juwelengleicher Glanz.
    Die seltsame Farbe war klar umrissen auf den verwüsteten Rand des Bombenkraters begrenzt; niedrig fliegende Piloten konnten eindeutig feststellen, wie sie sich von der übrigen Pflanzenmasse unterschied. Im Zentrum nichts, darum herum das rätselhafte Orange und sonst das normale und gewohnte Grün.
    Aber bei genauerem Hinsehen war es nicht völlig normal, nicht völlig gewohnt. Das behandelte Gras war immer ein oder zwei Farbtöne intensiver gewesen als das gewöhnliche Cynodon dactylon; unmittelbar hinter dem Organe war es jetzt noch leuchtender. Nicht nur das, es verhielt sich auch ungewohnt. Es schäumte in großen Klumpen nach oben und bildete riesige, überhängende Auswüchse, die ganz unvermeidbar an die Pilzwolke der Bombe erinnerten.
    Das Gras hatte sich stets vor dem Meer in acht genommen; jetzt tauchte das schimmernde Gewächs geradezu hektisch ins Salzwasser und baute neue Pflanzentürme auf. Molen, Deiche und Meerengen aus Gras schienen vom Grund des Ozeans hochzuwachsen, stellten die Verbindung zum Land her und dehnten den verlorenen Küstenstreifen weit in den Pazifik aus.
    Aber das wurde von der letzten Nachwirkung noch in den Schatten gestellt. Obwohl die Aufmerksamkeit von dem organgefarbenen Streifen natürlich durch das ungewöhnliche Verhalten des angrenzenden Grases abgelenkt worden war. blieb er weiter unter Beobachtung, und etwa eine Woche nach der ersten Verfärbung schien er seine unnatürliche Farbe zu verlieren und wieder grün zu werden.
    Aber es war weder das Grün der großen Pflanzenmasse noch das der merkwürdigen Randzone, noch das von normalem Teufelsgras. Es war ein Grün, das bislang noch nie bei einer lebenden Pflanze gesehen worden war: ein glasiges, durchscheinendes Grün, das Grün eines Kirchenfensters im Mondlicht. Im Gegensatz dazu wirkte der umgebende Ring blaß und normal. Die phantastischen Formen und die unnatürlichen Auswüchse in den Ozean waren nicht länger sichtbar, statt dessen ging das Gras kilometerweit im Umkreis der verwüsteten Stelle, wo die Bombe abgeworfen worden war, wie eine gewaltige Blüte auf. Purpurblumen erschienen – nicht das normale schlammige Braun oder das blasse Malvenblau, sondern ein Rotviolett, leuchtend und hell. Die Generationsperiode wurde abnorm verkürzt, der Samen entstand fast sofort – und dieser Samen war eine unerwartete Mutation.
    Er fiel nicht herab, um in den Boden einzusinken, sondern

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