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Es grünt so grün

Es grünt so grün

Titel: Es grünt so grün Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ward Moore
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staatliche Aufsicht gestellt, ebenso die Bergwerke und Transportmittel. Die Fünfundfünfzigstundenwoche wurde verfügt. Ein neuer Chef des Stabs und der Marineoperation wurde berufen, und junge Männer gingen in die Kasernen, um ausgebildet zu werden, entweder eine Invasion durchzuführen oder sie abzuwehren. Dann folgte eine Periode der Ruhe, während beide Länder einander ingrimmig über den Rundfunk attackierten.
     
    40.
     
    In der sozialistischen Orgie der Industrieverstaatlichung hatte ich Glück; Consolidated Pemmican and Allied Concentrates wurden in privater Hand belassen. Und vor allem war die Firma nicht durch die Vielfalt von Reglementierungen gebunden, die sonst die wenigen Unternehmen, die nominell von bürokratischer Herrschaft frei waren, behinderten. Die Gelegenheit, auf die ich mich lange vorbereitet hatte und die, da bin ich sicher, nicht unverdient war, lag endlich vor mir.
    In dem Zustand, in dem unser Land sich befand, schien es mir äußerst hilfreich, unsere Streitkräfte mit Feldrationen zu versorgen. Man würde die Realisierung eines so uneigennützigen und patriotischen Wunschs für leicht halten – wie ich es in meiner Naivität auch tat –, und ich begann sofort mit Gesprächen mit zahllosen Offizieren der Versorgungsabteilung, um dieses wertvolle Ziel zu fördern.
    Gewiß, ich glaube, daß jedes Unternehmen seine Regeln haben muß, sonst würden die leitenden Angestellten den ganzen Tag von Leuten belagert, die ihnen die Zeit stehlen wollen. Die Regierung ist, wie ich immer zu sagen pflegte, wenn ich dafür plädierte, Industrieverwaltungen zu wählen, mit Sicherheit ein Unternehmen, und bestimmte Abläufe und Reglementierungen sind einfach notwendig. Aber die Zahl und Länge der auszufüllenden Fragebogen und die Zahl der subalternen Bediensteten, die ein seriöser Geschäftsmann sprechen muß, ehe er einen verantwortlichen Beamten zu Gesicht bekommt, sollten begrenzt werden.
    Nachdem ich drei vergebliche Fahrten nach Washington unternommen hatte und mit zahllosen quälenden Warteräumen vertraut war, wurde ich ungeduldig. Der Mann, den ich sehen mußte, war ein Brigadegeneral Thario, aber nachdem ich kostbare Tage und Stunden verschwendet hatte, war ich ihm nicht näher als am Anfang. Ich hatte die notwendigen Formblätter ausgefüllt und die Art meiner geschäftlichen Tätigkeit so oft dargestellt, daß ich allmählich Angst bekam, meine Hand würde sich künftig weigern, etwas anderes zu schreiben, so daß ich dazu verdammt wäre, für den Rest meines Lebens die idiotischen Sätze zu wiederholen, die in die freien Zeilen eingetragen werden mußten.
    Ich fürchte, ich habe sehr laut gesprochen, als ich gegenüber der jungen Dame, die als Empfangsdame und Schranke funktioniert, meine Erbitterung ausdrückte. Jedenfalls wirkte sie sehr verschreckt und drückte einen Knopf an ihrem Schreibtisch. Ein rosagesichtiger Herr mit weißem Schnurrbart kam eilends durch die Tür hinter ihrem Rücken. Die Jacke seiner Uniform paßte in den Hüften ganz genau, und sein Kahlkopf war sonnenverbrannt und glänzte.
    „Was issas? Was issas …? hier los?“
    Ich sah den einzelnen Stern auf seiner Schulterklappe und riet: „General Thario?“
    Er strich mit dem Zeigefinger, der so rosig wie seine Wangen war, über seinen weißen Schnurrbart. „Ja. Ja. Aber Sie müssen einen Termin haben, um mich zu sprechen. So ist die Regel, wissen Sie. Müssen einen Termin haben.“’ Er wirkte äußerst nervös und verlegen, seine Augen fuhren zu der Zuflucht seines Büros zurück, aber offenbar hielt ihn die Notlage seiner Sekretärin an dieser Stelle fest.
    „General Thario“, beharrte ich unnachgiebig, „ich verstehe Ihren Standpunkt sehr wohl, aber seit drei Tagen versuche ich, einen Termin mit Ihnen zu bekommen, um eine lebenswichtige Angelegenheit mit Ihnen zu besprechen, und jedesmal bin ich von bürokratischen Federfuchsern abgewiesen worden. Es tut mir leid, General Thario, aber ich muß es wiederholen: von Federfuchsern.“
    Sein Blick wirkte jetzt besorgter als vorher, seine Augen suchten den Raum nach einer Fluchtmöglichkeit ab. „Weiß schon, wie Sie sich fühlen“, murmelte er, „weiß schon, wie Sie sich fühlen. Entsetzliche Sache. Hier eingewickelt. Einfach hier eingewickelt. Erstickt.“ Er räusperte sich, als wolle er seinen Hals von einer Garotte befreien. „Aber ahemm, sehen Sie, Mr. …“
    „Weener, Albert Weener, Präsident der Consolidated Pemmican and Allied Concentrates

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