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Es ist ja so einfach

Es ist ja so einfach

Titel: Es ist ja so einfach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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Zusammentreffen keine tiefe Wirkung gehabt hatte, denn er kam und ging höchst nonchalant bei uns aus und ein und machte sogar die Lücke, die er während der Überschwemmungsnacht in seinen Zaun gerissen hatte, zu einem endgültigen Durchgang zwischen unseren Grundstücken. Allem Anschein nach störte es ihn nicht, daß die >Kameradschaft< abgelehnt war und daß ich ihm aus dem Wege zu gehen versuchte. Aber bei dieser Haltung kann man nicht bleiben, wenn der Zurückgewiesene so tut, als merke er gar nicht, daß etwas peinlich Störendes im Wege liegt. Jetzt, da er auf der Farm weniger zu tun hatte und oft bei uns war, brachte er es tatsächlich fertig, mich zum Reiten auf >Darkie< zu überreden, und zeigte mir, wie ich mit dem Pferd umgehen mußte. Wir ritten zusammen über seine Weiden und Ländereien, und ich tat das so gern, daß ich bald das Gefühl hatte, er müsse jene lächerliche Szene vergessen haben. Auch ich vergaß es, außer während der Nachtwachen, in denen mir das Erlebnis, aus irgendwelchen törichten Gründen, sehr wichtig vorkam.
    Als dann Trina anrief und Peter und mich zu einem Wochenende einlud war ich entzückt. Die wenigen Gäste im Camp konnte Andy, wie er erklärte, leicht allein betreuen. Als ich meinte, eigentlich sei er derjenige, der mal Urlaub nötig hätte, fragte er mich, mit vorwurfsvollem Blick, ob ich denn vergessen hätte, daß Venedig am Ende der Woche wieder Mutter werden sollte. Kleinlaut entschuldigte ich mich und ging zu Peter.
    »Trina hat angerufen, sie möchte uns zum Wochenende bei sich haben. Es könnte sein, daß Angus mal nicht soviel zu tun hätte. Wäre doch schön, wie?«
    »Gewiß... ja, das denke ich auch, aber...«
    Ich wußte sofort, daß er nicht mitfahren wollte, obwohl er, als er mich ansah, rasch Begeisterung heuchelte. »Ja, wäre schön, das Karnickel wiederzusehen, aber...«
    »Aber trotzdem würdest du lieber mit deiner Arbeit weitermachen, nicht wahr?«
    »Weißt du, ich bin gerade an einer ziemlich schwierigen Stelle, doch wenn du gern hinfahren möchtest...«
    Ich zwang mich, freundlich zu sagen: »Unbedingt mit mußt du ja nicht. Trina wird volles Verständnis haben, und autofahren kann ich auch selber ganz gut.«
    »Ist es dir auch ganz bestimmt recht so?«
    »Durchaus. Schreib du nur weiter.« Ich ging hinaus, sehr bekümmert und gekränkt.
    Meine Laune sank noch tiefer, als ich merkte, daß der Wagen nicht anspringen wollte und noch unschlüssiger war als Peter. Nachdem ich mich zehn Minuten mit ihm abgemüht hatte, stieg ich aus und sagte laut: »Verflixter Mist!«
    »Gut«, sagte eine heitere Stimme vom Eingang der Garage. Als ich hinsah, war es John Muir, der mich zum Überfluß noch anlächelte.
    »Wieso gut?« fragte ich verdrießlich.
    »Weil es mir Freude macht, einmal zu sehen, wie Sie Ihr sorgsam gewahrtes Gleichgewicht verlieren, wenn auch nur durch ein Auto. Lassen Sie mich bitte mal probieren.«
    Mit tiefem Genuß sah ich, daß es auch ihm nicht gelang, und dann war ich auch schon wieder mißmutig. Wie kam ich eigentlich dazu, mich mit meinen Schwierigkeiten so ohne weiteres an John zu wenden?
    »Ich wollte Trina zum Wochenende besuchen, um mal für ein paar Tage hier herauszukommen, aber Peter will nicht mit und der Wagen anscheinend auch nicht.«
    Zu meinem Erstaunen sagte er: »Würden Sie mich als Ersatz für Peter akzeptieren?«
    Ich vermochte nur zu sagen, daß das sehr nett von ihm sei, während ich eigentlich fand, daß er es zu weit trieb. Immer hatte ich laut die Theorie verkündet, eine Frau könne mit dem Mann, dessen Heiratsantrag sie abgelehnt hatte, befreundet bleiben — nie aber hätte ich erwartet, daß ein Mann diese Situation so leichtnehmen würde.
    Als ich bei Trina telefonisch anfragte, sagte sie sofort: »Selbstverständlich. Sehr gern möchte ich John wiedersehen, und er wird sich mit Angus gut verstehen. Aber Peter darfst du sagen, daß er eine treulose Bestie ist.«
    Ich fühlte mich bei unserer Abfahrt noch ein bißchen als Märtyrerin, denn es tat mir weh, daß der Bruder, dem zuliebe ich meine Lebensweise gänzlich geändert hatte, mir nicht mal ein Wochenende opfern konnte. In dieser Formulierung fand ich es freilich so albern, daß ich laut über mich selbst lachen mußte, und John mich gleich fragte, was denn los sei.
    »Ach, ich fühle mich so gekränkt, daß Peter an seiner Arbeit festhält, während doch gerade ich ihn ständig zum Schreiben angespornt hatte. Ich bin ein typisches Beispiel der

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