Es ist ja so einfach
seine Rockaufschläge abwischte und ihm mit zärtlicher Besorgnis ins Gesicht schaute.
»Hat mir nicht im mindesten weh getan«, sagte er. »Ihr Gewicht war ja kaum zu spüren. Wie eine Feder, wirklich.«
»Daß Sie das sagen, finde ich ganz goldig von Ihnen. Ich muß unbedingt diese Bremsen in Ordnung bringen lassen, sonst könnte ich mal jemanden umfahren, der nicht so guten Sportgeist hat wie Sie. Aber schrecklich leid tut’s mir doch. Und ich wollte so gern einen guten Eindruck machen, weil Sie doch wegen dem Geld hergekommen sind, nicht wahr? Na also. Ich würde alles tun, um Napiers zu helfen, und statt dessen habe ich Sie nun beinah noch totgefahren!«
Nach diesem Zwischenfall ergab es sich, daß Trina an der weiteren geschäftlichen Diskussion teilnahm. Typisch für sie war, daß sie gegen die Verpfändung unserer ganzen weltlichen Werte sehr wenig Bedenken hatte. »Warum denn nun nicht? Untergehen oder schwimmen, sage ich mir immer. Ach, übrigens, Mr. Watson, haben Sie Ihnen gar nichts von Venedig erzählt? Das Tier ist ja ein ganz gewaltiges Wertobjekt! Eine furchtbar wertvolle Hündin, die noch dazu Dutzende von Jungen werfen wird, unbedingt. Kommen Sie doch und sehen Sie sich die mal an.«
Ich tauschte Blicke mit Peter. Wir hatten Venedig sorgsam im Baderaum versteckt — in den sie jetzt kaum noch bequem hineinpaßte — , weil wir glaubten, der Anwalt würde ein so teures Tier bei unseren Verhältnissen nur als Belastung ansehen und uns für unklug in finanziellen Fragen halten. Aber gegen Trinas Enthusiasmus war kein Kraut gewachsen, und so dirigierte sie denn auch sogleich Mr. Watson zum Bad und zog ihn dort in ein vertrauliches Gespräch über Venedig. Wir ließen sie gewähren, teils, weil uns diese Wendung der Dinge etwas peinlich war, und teils, weil in dem Raum, außer dem Hund, höchstens zwei Personen stehen konnten. Im übrigen waren wir ganz froh, uns zwischendurch einen Moment allein beraten zu können.
»Ich werde das Angebot ablehnen. Ich will nicht alles, was dir gehört, aufs Spiel setzen«, sagte Peter düster. »Fand’s schon schlimm genug, bevor dieses unselige Mädel plötzlich aufkreuzte und den Kerl beinahe umbrachte.«
»Ich glaube, das hat er nicht übelgenommen. Die Erde ist ja weich, und Trina sah so niedlich aus. Peter, gib’s doch nicht auf, bloß wegen des Autos und der Möbel. Was kann das schon schaden! Falls die Hypothek vorzeitig gekündigt werden sollte — und das wird sie nicht — , kommt doch, wenn du das Land verkaufst, weit mehr heraus als der Betrag des Darlehens. Es ist doch nur eine Formsache — eine Garantie, daß wir bereit sind, auch ein Risiko zu tragen.«
»Ein zu großes. Alles zu riskieren, was dein ist. Herrjeh, wozu hält das Mädchen bloß Watson so lange im Baderaum fest? Vermutlich soll der ihr ausrechnen, wieviel sich für den Hundenachwuchs erzielen läßt.«
»Nein, ich glaube eher, daß sie über die Qualitäten der Dänischen Doggen reden. Mr. Watson scheint ein Hundekenner zu sein. Möglich, daß in Venedig mehr steckt, als wir denken.«
Es stimmte, denn als sie endlich wieder zum Vorschein kamen, hörte ich Mr. Watsons letzte Bemerkung zu Trina: »Hat einen ganz besonders schönen Kopf. Ja, den Vater kenne ich. Lassen Sie mich nur ja wissen, wenn die Welpen da sind. Vielleicht höre ich von möglichen Käufern.«
Ich hatte das vage Gefühl, daß er jetzt nicht mehr, wie Shylock, auf seinem >Pfund Fleisch< bestehen würde. Und tatsächlich! Er räumte ein, daß wir die Hauseinrichtung nicht als Sicherheit zu geben brauchten. Der Wagen sei genug. Peter wurde dadurch allerdings nicht viel froher, er sagte grimmig: »Finde keinen Sinn darin, daß ich ein paar antike Möbel behalten soll, wenn ich kein Auto habe, um sie wegzukarren«, aber es gelang mir, ihn zu überreden, und so trennten wir uns von Mr. Watson unter Austausch aller möglichen, durch seine Begegnung mit einem Fahrrad und einer Rassedogge veranlaßten Freundlichkeiten.
»Na, da sitzen wir nun«, sagte Peter, als wir dem Auto des Anwalts, das in einer Staubwolke verschwand, nachsahen. »Wir haben uns verpflichtet, ein Camp einzurichten und Zinsen auf zweitausend Pfund Hypothek zu zahlen. Gott helfe uns.«
»Nun, seien Sie doch nicht so empfindlich, lieber Freund«, sagte Trina munter. »Vergessen Sie nicht, daß Sie fünfhundert selber haben. Sie schwimmen ja geradezu in Moneten.«
»Ja, stinkreich sind wir«, erwiderte er ironisch. »Und vergessen Sie gefälligst
Weitere Kostenlose Bücher