Es ist ja so einfach
oben offen für Hunde und kleine mit Dächern für Katzen. Für das Futter müssen die Gäste selbst sorgen, aber einer von uns müßte sich allgemein um die Tiere kümmern.«
Einer von uns — . Bisweilen hatte ich Zweifel, wann und wie Trina eigentlich ihren Pflichten als Lehrerin nachkommen wollte. Auch Peter machte ein zweifelndes Gesicht. »Das würde ja ein tolles Geld kosten.«
Da meldete sich Andy. Er war, das erkannte ich, zu allem bereit, wenn nur Venedig nicht als Störung betrachtet wurde. Der alte Mann war ganz verknallt in die Dogge. »Wird gar nicht so teuer, bestimmt nicht«, hub er an. »Vom Umbau der Stallungen liegen noch haufenweise Bretter und anderes brauchbares Material herum, und auf dem Markt könnte ich noch mehr besorgen, allen möglichen Draht und Maschendraht und Wellblech. Außerdem gibt es hier in der Nähe ein Sägewerk, wo Ausschuß billig verkauft wird. So eine Anlage könnte ich ganz fix zusammenzimmern, an den Sonntagen und anderen Tagen, wenn die Maurer nicht arbeiten.«
»Und die Gäste würden für die Unterbringung ihrer Lieblinge bezahlen. Denken Sie doch bloß an diese prächtigen Einnahmen!« rief Trina, deren Augen noch mehr leuchteten als sonst. »Wie glücklich werden sie sein, ihre Tiere bei sich zu haben, und sie könnten mit ihnen Spaziergänge machen. An der Leine natürlich, damit’s keine Raufereien gibt. O Helen, es wird ein ganz anderes Camp als alle übrigen!«
Peter meinte bissig, damit könne sie verdammt recht haben, doch Andy und Trina entwickelten den Plan immer weiter und hatten uns bald für ihn gewonnen. Andy wollte im fernsten Winkel des Grundstücks, nahe der Landstraße, ein paar Ställe bauen, auf erhöhtem Gelände, der Drainage wegen, in genügendem Abstand von den Zelten und auch weit genug von unserem Hause, damit wir uns nicht über Lärm zu ärgern brauchten. Als ich mir zu sagen erlaubte, manche Gäste würden eben der vielen Tiere wegen nicht kommen, stimmten sie mir bei, meinten aber, daß gerade von der anderen Sorte besonders viele erscheinen würden, und zwar so viele, daß wir sie kaum alle unterbringen könnten. Und dann gäbe es bestimmt über Venedig keine Beschwerden. Es war, dachte ich insgeheim, beinahe grotesk, wie riesig wir diesen Hund immer vor unserem Horizont aufgebaut sahen. Allerdings überraschte es mich kaum, als Trina sagte, Venedig werde wahrscheinlich der Star aller kommenden Lieblinge sein und wir könnten eigentlich das Camp >Autozeltplatz Venedig< nennen. Aber da revoltierte Peter ganz entschieden.
»Und dann möchten Sie schließlich noch Gondeln auf dem Bach haben, was, und ich soll mich als Gondoliere kostümieren und zur Gitarre Schifferlieder jodeln!« sagte er höhnisch.
»Das wäre entsetzlich — Ihr Singen, meine ich«, entgegnete Trina gleichmütig. »Na, wenn Sie den Namen nicht mögen, nennen Sie’s doch >Paradies der Lieblinge<. Das wäre doch eine wirklich aufsehenerregende Bezeichnung.«
»Könnte leicht mißdeutet werden. Die Gäste denken, die Lieblinge seien Helen und ich.«
»Aber nicht lange, wenn Sie so brummig dreinschauen wie jetzt. Also, nun seien Sie mal vernünftig und machen Sie nicht immer Schwierigkeiten. Finden Sie nicht, daß mein Plan Hand und Fuß hat, Helen?«
»Doch, ja, wenn wir das alles so hinkriegen und die Behörden es genehmigen. Ich wüßte nicht, weshalb Sie es verbieten sollten, wenn die Tiere hygienisch untergebracht werden. Schließlich kämen sie nicht näher an die Zelte als Mr. Muirs Hunde dort hinter dem Zaun.«
»Übrigens«, warf Peter ein, »ich finde es merkwürdig, daß unser Nachbar sich überhaupt nicht blicken läßt. Gesehen und gehört habe ich ihn schon, durch die Plantage, und die alte Dame hat mir ein paarmal zugewinkt, aber man sollte doch denken, sie kämen mal her und begrüßten uns.«
»Ja, das habe ich auch schon gedacht. Es heißt doch, hierzulande seien die nachbarlichen Verhältnisse so nett; nun sind wir schon zwei Wochen hier, und sie haben noch kein Lebenszeichen von sich gegeben. Ich möchte diesen John Muir kennenlernen. Es wäre anständig, ihn in unsere Pläne mit dem Camp einzuweihen.«
Schon am folgenden Morgen ging ich zu ihm hin und war von dem Mann ziemlich enttäuscht. Er ging gerade die Landstraße hinauf, als ich ans Tor kam, um einen Brief in den Kasten zu werfen. So hielt ich es für höflich, stehenzubleiben und mich mit ihm bekannt zu machen. Er war groß und hager, tief braun von der Sonne, hatte dunkles Haar,
Weitere Kostenlose Bücher