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Es ist ja so einfach

Es ist ja so einfach

Titel: Es ist ja so einfach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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begeistert. »Wie hätte sich die liebe Emily Cato darüber gefreut!«
    »Sie war doch Ihre Schwester, nicht wahr?«
    »Nein. Gar nicht verwandt mit mir, aber eine ganz liebe Freundin. Sie war die Schwester von Johns Vater, und ich gehöre zur Verwandtschaft mütterlicherseits. John ist, wie wir sagen, unser gemeinsamer Neffe. Ist natürlich bloß ein kleiner Scherz von uns.«
    Ein Scherz, den ich zu schätzen wußte. Ich hätte den Mann allerdings deutlicher bezeichnen können. Mrs. Warren ahnte, glaube ich, meine Gefühle, denn sie fuhr, ihn gewissermaßen entschuldigend, fort: »John ist ein sehr netter Mensch, Miss Napier. Regt sich freilich leicht auf und hängt vielleicht allzusehr an seinem Land, aber sonst ist er so freundlich. Ich lebe nun schon zehn Jahre bei ihm, und immer ist er so gut und geduldig gewesen bei seinen Bemühungen, Bruce für die Landwirtschaft zu interessieren. Mein Sohn weiß nämlich im Grunde wirklich nicht recht, was er werden möchte — viele junge Leute sind heute so unschlüssig, nicht wahr? Aber von Ihnen höre ich, daß Sie ganz wundervolle Pläne haben! Einen Campingplatz und so weiter.«
    Wir erklärten ihr alles und zeigten ihr unsere Skizze. »Und hier sehen Sie, Mrs. Warren, daß die Bäume den größten Teil der unschönen Bauten verdecken, also wird sich weder Ihren Augen noch denen der Gäste ein häßliches Bild bieten.«
    »Eine ganz glänzende Idee, meine Liebe. Und was heißt häßliches Bild — solche Bauten sind doch notwendig, nicht wahr? Und ihr jungen Leute seid so vernünftig und offen in diesen Fragen. Als ich noch jung war, erröteten wir schon und fanden es schon peinlich, wenn ein Wort wie Toilette erwähnt wurde. Nun, das alles ist so interessant, und ich freue mich so, daß Samkin mir einen Vorwand geliefert hat, mal ‘reinzuschauen. Bruce hat schon gestern abend Genaues über Ihre Pläne erfahren, von der hübschen kleinen Mrs. Macleod. Er bewundert sie so. Sie wissen ja, wie gern die jungen Männer eine Witwe hofieren. Aber Sie hatten ja John schon alles erzählt, und er erwähnte es mir gegenüber.«
    »Ja, ich habe gehört, daß er es >erwähnte<«, sagte ich trocken. Zwar wollte ich sie nicht in Verlegenheit bringen, hielt es aber für an der Zeit, sie merken zu lassen, daß wir von ihren >zwanglosen Gesprächen< mancherlei mithören konnten, besonders Johns Stimme, wenn er in Wut war.
    Sie wurde rot, und dann lachte sie. »Um die Wahrheit zu sagen, meine Liebe — John hat gewisse Vorurteile gegen Campingfreunde. Manche Ausflügler haben ihm Ärger gemacht, zerbrochene Flaschen in seine Plantage geworfen und dergleichen. Und einmal hatte einer von Emilys jungen Bekannten ein Weidetor offengelassen — zwischen unseren Grundstücken war eins, das John später durch einen Drahtzaun ersetzt hat — , und da ist der Bulle zwischen ein paar alte Kühe geraten. John ärgerte sich darüber sehr, aber es war doch, wie ich zu ihm sagte, eigentlich viel schöner, wenn die armen alten Kühe noch mal ein Kälbchen bekämen, ehe sie ins Schlachthaus mußten. Ich finde immer, je älter eine Mutter ist, um so mehr weiß sie ein Kindchen zu schätzen. Denken Sie mal an die biblische Geschichte von Sarah, und ich war schon vierzig, als Bruce geboren wurde. Aber John sah die Sache trotzdem nicht so an und kann deswegen auch diese Zelterei nicht leiden. Sie wissen ja, wie Farmer sind.«
    Ich antwortete, das wüßte ich nicht, würde es aber sicher noch feststellen. Da setzte sie mich durch ein helles, beinah krähendes Lachen in Erstaunen. »Ach, Sie müssen John nichts übelnehmen. Er wird schon anderen Sinnes werden. Und Ihre schöne Hündin! Sagen Sie mir doch, wann wird sie denn Junge haben?«
    »In ungefähr zwei Wochen. Übrigens, Mrs. Warren, ist hier ein guter Tierarzt in der Nähe?«
    »Aber ja doch, liebes Kind. In Thurston mehrere. John wird Ihnen Näheres sagen. Doch darüber würde ich nicht weiter besorgt sein. Tiere machen da ja wenig Umstände. Sind darin viel vernünftiger als die Menschen, nicht wahr? Im übrigen versteht sich John auf derlei sehr gut. Sie brauchen ihm nur Bescheid zu sagen.«
    Ausgerechnet ich sollte John Muir zu dem Hund rufen, den er als >tapsiges Riesenluder< bezeichnet hatte, während er mich >Großstadtpflanze< titulierte! Das sagte ich jedoch nicht, und inzwischen war Mrs. Warren plaudernd mit mir bis zum Grenzzaun gekommen, über den sie verblüffend gewandt kletterte.
    »Na?« forschte Peter, als ich ins Haus zurückkam.

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