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Es ist ja so einfach

Es ist ja so einfach

Titel: Es ist ja so einfach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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Schafzüchter. Durchs Gitter habe ich Ihren kalbsgroßen Köter bemerkt. Einer ist schon schlimm genug, aber ganze Horden...«
    Die Worte fehlten ihm, und ich merkte, daß ich einen >Treffer mit Wirkung< gelandet hatte. In vorgetäuscht mitfühlendem Ton sagte ich: »Oh, darum brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen. Die Tiere kommen in Zwinger und Verschläge und dürfen nur an der Leine ausgeführt werden. Also immer schön unter Kontrolle, wie Ihr Hund ja auch. Ich bin nicht dafür, Tiere zu verspielen. Man muß ihnen die feste Hand zeigen.«
    Es war das übelste Pech, daß Venedig ausgerechnet in diesem Moment aus dem Tor galoppieren mußte. John Muir stand mit dem Rücken zum Tor und bemerkte sie nicht, aber sie hatte keinerlei Zweifel, daß er sie sehr schön finden werde, und sprang ihn plötzlich von hinten an. So stark er war, taumelte er unter diesem jähen Anprall doch nach vorn und verlor fast das Gleichgewicht. Das schien ihn ungeheuer zu erbittern, denn er brüllte: »Hinlegen! Platz, du tapsiges Riesenluder!«
    Ich will nun keineswegs tun, als hätte ich mich so närrisch mit Venedig wie Andy, Peter und Trina, und ich konnte verstehen, daß der Mann erschrocken war, aber schließlich gehörte Venedig mir, deshalb ärgerten mich seine Worte. »Tut mir leid«, sagte ich mit immenser Würde, »aber das Tier ist leider an Hundefreunde gewöhnt. Nun aber sofort Platz, Venedig!«
    Selbstverständlich gehorchte sie mir nicht. Das hatte sie bisher nie getan und tat es sicher auch später nie. Sie schaute mich nur verständnislos, aber freundlich an und kam zu dem Schluß, daß irgend etwas nicht geklappt hatte und sie es lieber noch mal versuchen müßte. Sie sammelte alle ihre Kräfte und sprang schwergewichtig auf Muir zu.
    Diesmal jedoch war er vorbereitet und trat rasch zurück, mit dem Ergebnis, daß Venedig vorbeitapste und hinfiel. Auf der Seite liegend gab sie ein lautes Grunzen von sich. Das alarmierte mich. Schließlich sollte das >große Ereignis< in vierzehn Tagen eintreffen. Wer weiß, ob nicht dieser brutale Mensch das wertvolle Tier unheilbar verletzt hatte! Ich muß sagen, daß ich nun die Haltung verlor. »Das war aber gemein von Ihnen«, sagte ich scharf. »Sie wollte doch bloß nett sein.«
    Er blieb gänzlich ungerührt und sagte nur in niederträchtigem Ton: »Tut mir leid, aber ich folgte Ihrem Beispiel und zeigte die feste Hand.«
    Hier beging ich einen Fehler, der mich nachher schwer ärgerte. Ich hätte etwas Geschicktes, Überlegenes sagen sollen, damit er wie ein Bauerntrampel dagestanden hätte. Statt dessen fühlte ich mich vor Zorn rot werden und hörte meine Stimme beben, als ich erwiderte: »Wir scheinen mit unseren Nachbarn ja Glück zu haben. Guten Morgen.« Und ich stelzte davon.
    Mein einziger Trost war, daß ich im Lauf des Morgens noch hörte, wie John Muir seine Tante an der Hintertür regelrecht anschrie: »Wußtest du, daß diese verfluchten Leute da nebenan ein Autocamp aufmachen wollen?«
    Ihre Antwort kam ganz gelassen und freundlich: »Wirklich, mein Junge? Und woher weißt du das? Hast du endlich das nette junge Mädchen kennengelernt? Ich finde sie so reizend in ihrer Art und muß sie gleich mal besuchen. So smart und so hübsch.«
    »Smart und hübsch? O ja, ich habe sie kennengelernt! Hosen, Lippenstift und Zigarette. Typische Großstadtpflanze.«
     
     
     

5
     
    Schon am Morgen nach dieser Begegnung sah ich Peter in Begleitung einer kleinen weißhaarigen, rotwangigen alten Dame zum Hause kommen. Ich kannte Mrs. Warren, John Muirs Tante, vom Sehen. Zuerst reagierte ich ärgerlich, da sie zum >feindlichen Lager< gehörte und ich von denen nichts wissen wollte.
    Sobald wir jedoch zusammenkamen, verschwand dieses Gefühl. Kein Mensch hätte ihrem lieben Lächeln und der herzlichen Wärme widerstehen können.
    »Schon seit Tagen wollte ich mal zu Ihnen kommen«, sagte sie. »Aus reiner Neugier, verstehen Sie, und so habe ich schon durch die Plantage geluchst. Herrlich, junge Nachbarn zu haben! Und dann ist heute früh unser unartiger Samkin, unser Kater, auf Ihr Grundstück gewandert, und ich wurde ganz nervös, weil Sie den großen Hund haben. Aber er ist ja unglaublich sanftmütig. Er hätte Samkin so leicht packen können und hat ihn bloß ein bißchen am Kopf geleckt. Also sehen Sie, daß ich einen Grund hatte, zu kommen, und hier bin ich nun.«
    »Dann treten Sie bitte ein und sehen Sie sich an, was wir aus dem Haus gemacht haben.«
    Sie war hell

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