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Es ist ja so einfach

Es ist ja so einfach

Titel: Es ist ja so einfach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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Ich staunte, wie geschickt Trina ritt. Offenbar auch mit echter Freude. Als ich das nachher erwähnte, sagte sie bloß: »Aber meine Liebe, ich bin auf dem Lande groß geworden und bin sehr viel geritten! Wir kamen erst in die Stadt, als mein Vater starb und unser Besitztum verkauft wurde. Gerade weil ich das Landleben so liebe, bin ich ja aufs Dorf gegangen — freilich ist es nicht mehr dasselbe.«
    Diesmal klang ihre Stimme schwermütig. Aha, dachte ich, ihr geht es so, wie ein Dichter es ausgedrückt hat: >Vermag das schöne, erste, sorglose Entzücken nicht wieder zu wecken.< Und ich fragte mich zum hundertstenmal, was für eine Ehe sie geführt haben mochte. Es plagte mich wieder meine >unersättliche Neugier<, die Schicksale von Mitmenschen zu ergründen. >Tante Maudie< war noch nicht ganz tot.
    Bruce sagte: »Das wäre die Masche: Reitgelegenheiten, pro Stunde soundso viel. Setzen Sie das in Ihr nächstes Inserat. Der jüngere Gaul ist noch nicht ganz eingeritten, John oder ich haben ihn nur gelegentlich geholt, wenn wir mal ein Pferd zuwenig hatten. Wenn’s Ihnen recht ist, nehme ich ihn mir vor und drille ihn möglichst jeden Tag eine Zeitlang. Dann werden Sie für die Campinggäste zwei Reitpferde zur Verfügung haben.«
    Das hörte sich gut an. Eine weitere Attraktion für Besucher. Trina war entzückt und ritt oft abends die alte Stute, während Bruce den Braunen trainierte. Wir hatten beratschlagt, ob wir für das Camp auch Boote anschaffen sollten, hatten aber Sorge, daß unser Geld nicht einmal mehr für zwei ganz kleine ausreichte. Bruce hielt das für belanglos. »Die meisten Camps an der Küste haben keine. Die Leute bringen sich heutzutage ihre eigenen auf Anhänger mit. Dabei ist nichts zu verdienen.« Er war ein fröhlicher Mensch, und solange wir ihn und Trina um uns hatten, konnten Peter und ich mit mehr Gelassenheit an die uns einschüchternde Hypothek denken.
    Bisweilen freilich wurde Peter, wenn er ermattet war oder sich schlecht fühlte, doch kleinmütig. »Scheint mir verdammt wenig, was wir bisher anschaffen konnten! Bloß diese dünn gebauten Häuserchen und drei kleine Baracken, ebenso zerbrechlich. Kann gar nicht begreifen, wo das Geld geblieben ist.«
    »Ich kann’s aber«, sagte ich. »Habe alles notiert. Die Löhne sind furchtbar hoch, und wir hatten noch Dusel, einen so fixen Zimmermann zu finden. Und noch mehr Dusel, daß Andy ihm geschickt zur Hand ging und du überall mit angefaßt hast. Sonst hätten wir unser Limit jetzt schon längst überschritten.«
    Wir wurden aber bald vergnügter, als Antworten auf unsere Inserate eintrafen. Zuerst nur tropfenweise eingehend, wuchsen die Bestellungen bald zu einem kleinen stetigen >Strom<. Andy steckte Plätze für Zelte und Wohnwagen ab, die wir im Nu vermietet hatten. Die Menschen schienen wild darauf zu sein, ihre gemütlichen Wohnungen mit dem strapaziösen Campleben zu vertauschen. Die drei Kabinen waren schnell vermietet, eine an einen ältlichen Colonel, der offenbar den größten Teil seiner Zeit darauf verwandte, in der Welt umherzureisen, überall angelte und jetzt auch noch Wellenreiten lernen wollte; die zweite an ein reiches Ehepaar, dessen Name mir aus meiner journalistischen Epoche noch vertraut war; die dritte wurde mehrmals nacheinander für je zwei Wochen — unserem Minimum für die Kabinen — von jungen Ehepaaren mit ein, zwei Kindern gebucht.
    Und mehr als ein Dutzend der Campgäste wollten ihre Lieblingstiere mitbringen. Im Handumdrehen hatten wir Aufnahmegesuche für neun Hunde und sieben Katzen über Weihnachten — das ein äußerst fröhliches Fest zu werden versprach. Endlos war die Zahl der Buschpapageien und Kanarienvögel, deren Besitzer darum baten, sie — in ihren Käfigen — mit im Zelt behalten zu dürfen. Damit waren wir einverstanden, vorausgesetzt, sie blieben auch im Käfig. In dem vielleicht merkwürdigsten der Briefe hieß es: »Wir möchten gern für den ganzen Januar kommen, falls es Ihnen recht ist, daß meine kleine Tochter ihr Zwerghühnchen mitbringt. Es ist ein Hahn, der aber sehr leise kräht, und das Kind hängt so an ihm. Könnten wir ein Ställchen für ihn haben? Wenn das Tier einmal an die frische Luft muß, wird meine Tochter es tragen.«
    Gleich mußte Andy zur Stadt fahren, um noch mehr Maschendraht und Eisenteile zu holen und nach billigem Bauholz für weitere Ställe zu stöbern. Aber bei 7½ Shilling pro Nacht oder 2 Guineen wöchentlich für Zeltplätze, gar nicht zu reden

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