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Es ist ja so einfach

Es ist ja so einfach

Titel: Es ist ja so einfach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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Inserat gewesen, mit dem der Welt kundgetan wurde, daß unser Autocamp in der zweiten Dezemberwoche eröffnet werde und Buchungen ab sofort erfolgen könnten. So hatten wir es mit großer Sorgfalt und vielem Nachdenken entworfen, denn Inserieren ist teuer. Alle vier hatten wir großartige Gedanken zu dem Text beigesteuert. Wir zählten sämtliche Attraktionen auf: die abgeschlossene Lage, das Wellenreiten und Baden, und betonten vor allem, daß die Tiere im >Lager der Lieblinge< untergebracht und bestens versorgt würden. Das Resultat war ein Triumph sprachlicher Komposition, zu dem wir uns beglückwünschten. Deshalb freute es mich, als John Muir nun sagte: »Bewundert habe ich, daß Sie ganz ungeschminkt das >Ländliche< der Umgebung hervorgehoben haben.«
    Da erkannte ich an einem Zug in seinem Gesicht, daß uns ein Fehler unterlaufen sein mußte. Ehrlich gesagt, ich hatte gerade auf diesen Punkt keinen großen Wert gelegt, Trina aber ganz besonders. Ich sagte: »>Weiträumige ländliche Umgebung< — was soll daran denn verkehrt sein? Bei den meisten Autocamps ist sie doch weiträumig, nicht wahr?«
    »Ja«, sagte er ganz sanft, »aber in Ihrem Inserat nicht.«
    Ich wollte ihn nicht fragen, was er meinte, hatte es aber nachher brandeilig, mir die Zeitung wieder vorzunehmen, um das elende Inserat noch mal zu lesen. Ach, da war es — >weiträudige< Umgebung! Ein d statt ein m hatten sie gedruckt, und das war natürlich ein gewaltiger Unterschied. Ich konnte mir denken, wie höhnisch John Muir gefeixt hatte, als er es sah! Ich beklagte mich telefonisch bei der Zeitung, wo man sich sehr entschuldigte und es in der nächsten Ausgabe berichtigte. Die andern lachten darüber, doch ich fand nichts Scherzhaftes dabei. War es also John Muir doch gelungen, mir eins auszuwischen! Diese Runde hatte er jedenfalls einwandfrei gewonnen.
     
     
     

6
     
    Natürlich gab es Verzögerungen. Der Klempner war zimperlich, wie Klempner eben sind, und der Elektriker so erhaben, daß es uns nervös machte, ihn zu bitten, daß er sich beeile. Aber schließlich wurde doch alles fertig. Andy hatte in geradezu genialer Weise billige Ausrüstungsstücke aufgetrieben und nicht nur einen großen, gebrauchten Herd für das Küchenhaus gefunden, sondern auch einen schon älteren, aber zuverlässigen Kessel, mit dem die Zufuhr aus der elektrischen Heißwasseranlage ergänzt werden konnte. Das alles war sehr aufregend und sehr teuer, so daß, als zuletzt die Sachen beisammen waren, von unserem geliehenen Geld nur wenig übrigblieb.
    Inzwischen waren Mrs. Warren und Bruce zu ständigen Besuchern des Camps geworden. Sie wurden uns beide lieb, und Mrs. Warrens einziger Fehler war ihre Vorliebe, uns mit Geschenken zu überladen. Meistens bekamen wir Gemüse, ein Glas Jam, und einmal sogar eine Schüssel Suppe, als wir so eifrig arbeiteten, daß kaum etwas Vernünftiges zum Essen zubereitet wurde. Immerfort starrten mich leere Gefäße an, die ihr zurückgegeben werden mußten, und ich hatte tatsächlich kaum etwas, was ich als Gegengeschenk hätte hineintun können. Die Folge war, daß ich wie wild Gläser mit Honig und Himbeermarmelade kaufte, deren Inhalt ich heimlich in Mrs. Warrens Gefäße kippte, um dann so zu tun, als hätte ich die Sachen >zufällig noch stehen gehabt<. Und die Folge davon wiederum war, daß ich, die im Leben noch nie Marmelade eingemacht hatte, in den höchst peinlichen Ruf kam, eine wunderbare Hausfrau zu sein.
    Wie John Muir diese Freundschaft gefiel, wußte ich nicht, und es war mir auch egal. Wir sahen ihn nur gelegentlich mal auf der Dorfstraße und grüßten einander rein formell. Falls er überhaupt die Entwicklung bei uns beobachtete, tat er das im Schutz seiner Plantage. Abgesehen von dem Abend, als er Venedig beistand, hatte er noch keinen Fuß auf unser ihm verhaßtes Grundstück gesetzt.
    Aber Bruce glich das aus. Er kam an den schon länger werdenden Abenden sehr oft, besonders wenn Trina im Gelände war. Ihn interessierte alles. Ein paarmal sagte er: »Herrschaften, ihr kriegt wirklich etwas vom Leben zu sehen! Macht mehr Spaß als der Ackerbau.« Es war unverkennbar, daß er kein Verlangen hatte, in die Fußstapfen seines Onkels, dieses eingefleischten Farmers, zu treten.
    Von Bruce kam der Vorschlag, die Pferde auch nützlich einzusetzen. Eines Tages brachte er einen Sattel und Zaumzeug herüber und veranlaßte Trina zu einem Ritt auf der alten Stute, die steif, aber willig unter ihr um die Koppel kanterte.

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