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Es ist ja so einfach

Es ist ja so einfach

Titel: Es ist ja so einfach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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von den 6 Guineen für jede der Kabinen — wenn in diesem Preis auch das Frühstück eingeschlossen war —, mußten wir in der Lage sein, unsere Zinsen und unseren Unterhalt zu bezahlen.
    Da kam Anfang Dezember eines Tages Trina früher zu uns als gewöhnlich, mit ganz rotem Kopf, das Haar trotzig gesträubt, Lippenstift rücksichtslos dick aufgetragen und die Augen anscheinend geschlossen. Sie platzte ins Haus, wo Peter und ich gerade die Post bewältigten, und verkündete: »Ihr Lieben, bleibt ruhig. Ich bin auf euch angewiesen. Bin rausgefeuert.«
    Wir sagten gleichzeitig: »Oh, Trina, wie schauderhaft!« Und ich brachte noch hervor: »Wie konnte er das tun, wo Lehrkräfte so knapp sind« Peter war weniger freundlich und sagte: »Wundert mich kein bißchen. Das war doch vorauszusehen.« Da brach Trina in ein Gelächter aus, unter dem sie gewaltsam das Weinen verbarg.
    »Krach hat’s zuletzt eigentlich gar nicht gegeben«, sagte sie schließlich. »Mit so einer ausgestopften Null wie Morris kann man sich nicht verkrachen. Der elende Wicht sagte mir ganz kühl, ich tauge nicht viel und es sei ihm gelungen, jemanden zu finden — eine junge Frau, die das Leben und ihre Pflichten ernst nähme.«
    »Wie schön«, bemerkte Peter. »Auf deren Bekanntschaft kann ich verzichten.«
    »Dich hat er übrigens auch auf dem Kieker. Er sagte: >Die wird nicht bei jeder sich bietenden Gelegenheit wegrennen wollen, zum Umgang mit unverantwortlich frivolen Leuten!< Das seid ihr, liebe Freunde. Aber hat man schon je so furchtbare Worte gehört! >Sich bietende Gelegenheit< und >frivol    »Und was hast du gesagt, als der Schlag gefallen war?«
    »Na, ich bin leider mächtig wütend geworden über diesen groben Klotz und habe ihm gesagt, ich sei herzlich froh, daß es mit dem ganzen Kram zu Ende ist. Daß ich das Unterrichten haßte und das Leben in Edgesea gräßlich langweilig fände — womit ich natürlich nur das Leben in diesem Vegetarierhaushalt meinte — , und nur eins hätte mich so lange hier gehalten, nämlich die >unverantwortlichen Leute< — in dicken Gänsefüßchen gesprochen, versteht ihr? Das fand ich ziemlich schlau von mir.«
    »Lag aber recht nahe«, meinte Peter. »Es war an sich nicht nötig, mit ihm zu streiten, weil du als Lehrerin eine Niete bist und Rohkost nicht magst.«
    »Aber er hätte mir doch früher ein bißchen helfen können, dann hätte mich vielleicht noch die Leidenschaft für den >edelsten aller Berufe< gepackt«, sagte Trina, wobei sie Stimme und Gehabe ihres Hauptlehrers täuschend echt imitierte. Sie fügte gleich hinzu: »Und du brauchst hier nicht den Biederen und Gerechten zu spielen, Peter, sonst muß ich noch losheulen.«
    Ich sah, daß sie wirklich ganz durcheinander war, legte den Arm um sie und fixierte Peter scharf, der sich jedoch nicht einschüchtern ließ, sondern bloß sagte: »Nun tu nur nicht so, als ob dir der Rausschmiß zu Herzen ginge. Bist doch heilfroh, daß mit dem Krempel Schluß ist.«
    »In einer Weise, ja, aber es war meine erste Stellung im Leben, und ich finde es scheußlich, versagt zu haben«, erwiderte Trina. »Und wo hätte ich sonst wohl eine Chance?«
    »Hast du denn vor deiner Heirat gar nichts getan?« Wahrhaftig, Peter belohnte die Zurückhaltung anderer Leute durchaus nicht mit Diskretion, zumindest nicht bei Trina.
    »Wie konnte ich wohl! Mit achtzehn kam ich erst von der Schule und brachte dann ein Jahr auf dem Lande zu, wo ich ritt und zur Jagd ging und mich auf das Studium eines bestimmten Berufes vorbereiten wollte. Aber dann heiratete ich.«
    »Und wie alt bist du jetzt?« Das war natürlich wieder Peters Frage, was nicht heißt, daß ich etwas dagegen gehabt hätte, über das Alter anderer Leute zu sprechen oder über meins. Glücklicherweise ist man in dem Punkt heute nicht mehr so wählerisch.
    »Ein bißchen über einundzwanzig. Du bist wahrscheinlich einen ganzen Berg älter?«
    »Ein regelrechter Methusalem. Dreiundzwanzig. Helen ist noch urälter — beinah fünfundzwanzig.«
    »So alt sieht die liebe Helen aber nicht aus. Du allerdings, wenn du dabei bist, mich so böse abzukanzeln. Aber was soll ich jetzt machen, liebe Leutchen? Geld habe ich keins, also werde ich mir einen Job suchen müssen.«
    »Ist’s nötig, sich darüber schon jetzt den Kopf zu zerbrechen?« fragte ich. »Du wirst doch sowieso bei uns bleiben, und wenn sich alles gut anläßt, könntest du hier einen Job haben. Zu tun wird’s massenhaft geben. Sobald die Moneten

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