Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Es ist ja so einfach

Es ist ja so einfach

Titel: Es ist ja so einfach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
Vom Netzwerk:
Neffe.«
    »Sieht er ebenso aus wie sein unangenehmer Cousin?« unterbrach ich Peter wieder.
    »Kein bißchen. Blond und blauäugig. Etwas schüchtern. Seine Mutter kam auch heraus, sobald sie meine Stimme hörte, doch vom Herrn des Hauses war nichts zu sehen. Na, wir riefen den ersten Tierarzt an, während die liebe alte Dame sorgenvoll zwitscherte. Dann versuchten wir’s beim zweiten, auch vergeblich. Während ich mit dem dritten verbunden wurde, ging Mrs. Warren aus dem Zimmer, und ich konnte hören, wie sie mit Muir sprach. >John, du bist doch lieb und wirst helfen, nicht wahr?< Ein Gemurmel, dann sagte sie wieder: >Aber lieber Junge, es ist doch ein Hund, kein Mensch.< Muir hätte keinen Finger gerührt, aber ein Hund, das war eine andere Sache.«
    »Na, so wie ich ihn erlebt habe, war er zu Venedig nicht freundlicher als zu mir.«
    »Immerhin fand er sich schließlich bereit. Kam mit verbissener Miene ins Zimmer, nickte mir zu und sagte: >Versuchen Sie lieber, Kirk herzurufen<. Als ich antwortete, das hätte ich schon erfolglos getan, sagte er unwillig: >Nun, ich bin kein Fachmann, werde aber mitgehen und mir’s ansehen, wenn Sie das möchten.« Ich hätte am liebsten gesagt, daß ich’s nicht möchte, doch ich hatte zuviel Angst vor Andy und — um die arme Venedig. Also unterdrückte ich meinen Stolz und sagte ergeben: >Das wäre sehr nett von Ihnen< — und wir gingen gleich los.«
    »War er denn nun wirklich so nötig, oder übertrieb Andy seine Besorgnis?«
    »Ich glaube, das Tier hätte letzten Endes alles allein geschafft, aber seine Hilfe war bestimmt wertvoll. Komisch, der Hund mochte ihn leiden. Leckte ihm tatsächlich die Hand, und er reagierte ganz menschlich und sagte: >Braves Mädchen, es wird alles gutgehen.<«
    »Venedig würde jedem die Hand lecken. Die hat doch überhaupt kein Urteil«, sagte ich.
    »Sie ist jedenfalls jetzt mit sich zufrieden. Kommt lieber mal mit, seht euch die Familie an und gratuliert Andy. Der benimmt sich ganz und gar wie ein stolzer Großvater.«
    Venedig lag mit einem seligen Ausdruck in den sanften Augen auf ihrem >Bett<. Sie hob, als wir hereinkamen, den Kopf, offenbar Beifall erwartend, wurde jedoch unsere überschwengliche Reaktion sehr bald leid und widmete sich wieder der Aufgabe, ihre Jungen zärtlich sauberzulecken. Soweit ich’s beurteilen konnte, waren es prächtige Exemplare, über die Trina vor Freude ganz außer sich war, aber ich wußte, mir würden sie besser gefallen, wenn sie erst ein bißchen >menschlicher< aussähen. Vermutlich war ich noch etwas verstimmt, weil wir John Muir um Hilfe ersucht hatten. Das hieß also, kleinlaut >Dankeschön< sagen, wenn ich ihm wieder begegnete, anstatt, wie ich’s mir schon ausgedacht hatte, ihn nur mit einem hochmütigen, gleichgültigen >Guten Tag< zu grüßen. Ich kann aber nicht gut die Demütige spielen. Wie jedesmal, wenn durch Venedig solche Komplikationen entstanden, spürte ich wieder intensiv das Verlangen, mit Luigi bloß mal für zehn Minuten unter vier Augen zu sein.
    Und doch war es eine große Erleichterung, nachdem die aufregenden Stunden vorüber waren. Mrs. Warren kam am folgenden Tage, um sich die jungen Doggen anzusehen, und war viel zu taktvoll, zu erwähnen, daß ihr Neffe sich auch um sie verdient gemacht hatte. Bruce stellte sich, angeblich auf der Suche nach seiner Mutter, ebenfalls ein. Er war ein netter Junge, offen und liebenswürdig, wenn auch nicht sehr zielbewußt. Für unsere Pläne interessierte er sich lebhaft. Für ihn war der Gedanke an ein Autocamp so in der Nähe kein rotes Tuch.
    John Muir aber machte sich nicht bemerkbar. Peter verriet, er habe ihn eingeladen, nach den Anstrengungen mit Venedig bei uns zu Abend zu essen, doch das hatte er schroff abgelehnt und war davonstolziert und über seinen Zaun gestiegen.
    »Hast gar keinen Anlaß, mich so ärgerlich anzublicken«, verwahrte sich mein Bruder. »Das war doch das wenigste, was ich tun konnte, nachdem er sich überwunden hatte.«
    Gewiß, er hatte recht, deshalb gab ich mir, als ich einige Tage danach John Muir wieder auf der Landstraße begegnete, alle Mühe, freundlich zu sein, und bedankte mich herzlich bei ihm. Er ging darauf nicht ein und fragte nicht einmal nach der >Patientin<, sondern tat es achselzuckend ab. Und dann erwähnte er, als er sich schon zum Weitergehen anschickte, unser Inserat im Bezirksblatt habe ihn interessiert.
    Das klang schon netter und nachbarlicher. Wir waren auch ziemlich stolz auf dieses

Weitere Kostenlose Bücher