Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Es ist ja so einfach

Es ist ja so einfach

Titel: Es ist ja so einfach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
Vom Netzwerk:
kam es, daß er sich tags danach auch genötigt sah, die Mädels in dem kleinen Boot seines Vetters zum Angeln zu rudern. Peter beobachtete das, auf der Veranda sitzend, mit spöttischer Miene, und ich fragte mich, wie es John Muir gefallen mochte, sein Boot auf diese Weise benutzt zu sehen. Aber Mrs. Warren beruhigte mich in diesem Punkt.
    »In Wirklichkeit ist er ganz interessiert an Ihrem Camp, seitdem er gemerkt hat, daß die Gäste nicht ungebeten seinen Grund und Boden betreten. Ich denke aber, sie hätten auch dann nichts Schlimmes angerichtet, denn die meisten von ihnen sind ruhige Leute. Und wie nett war es für John, alte Freunde wiederzusehen! Er ist nämlich mit Philip Beale oft zusammen gewesen, als sie damals bei Massey auf die Landwirtschaftsschule gingen.«
    Sie waren oft zusammen. Überhaupt fanden die Platzschnorrer John Muir viel umgänglicher als ich. Sie brachten es fertig, ihn zum Besuch in unser Camp zu lotsen. Als ich vom Küchenhaus zurückkam, begegnete ich ihm, in Begleitung von Jean, die energisch auf einen Rundgang mit ihm bestanden hatte. Diesmal wirkte er beinah verstört, aber nicht verlegener als ich, denn wir sahen uns, nach meiner dummen Szene am Weihnachtsabend, zum ersten Male wieder. Da erschien es mir selbstverständlich, die Begegnung wie einen unbedeutenden Zufall hinzunehmen.
    »Haben Sie ihn mal zu den Tierställen geführt, Jean, und wie gefielen sie ihm?« fragte ich.
    »Er starrte die Tiere nur finster an und sagte, so ungefähr hätte er sich die Hölle vorgestellt.«
    Ich war ziemlich stolz auf unsere Zwinger und Ställchen, daher waren mir gewiß meine Gefühle, sosehr ich sie auch zu verbergen suchte, vom Gesicht abzulesen. Unser Nachbar war peinlich berührt.
    »Sehr gute Unterbringung der Tiere, selbstverständlich«, sagte er. »Ich meinte nur, der Lärm dort sei sehr groß. Und manche Eigentümer sind sogar noch empfindlicher als ihre Lieblinge. Schlimmer als die Mütter im Gemeindekindergarten.«
    Sicher, es gab manchmal nervöse Szenen, wenn ein ungehorsamer Hund seinen Nachbarn beißen wollte oder eine Katze schlau ihre Pfote durch den Maschendraht schob und sich ein Stück Fleisch stibitzte, das nicht für sie bestimmt war. Auch Kämpfe zwischen angeleinten Hunden ereigneten sich zuweilen, und wilde Tumulte brachen aus, wenn Hunde ihre Halsbänder abgestreift hatten und hinter allem herjagten, was sie entdeckten. Ich hatte jedoch nicht die Absicht, John Muir noch mehr von unseren Schwierigkeiten anzuvertrauen, also sagte ich nur achselzuckend: »Oh, das beunruhigt uns gar nicht. Ernste Streitigkeiten kommen nicht vor. Die Sache läuft sehr schön, vor allem, weil Trina immer für Frieden unter den Gästen und bei deren Lieblingen sorgt.«
    Trina erklärte, treu, wenn auch nicht wahrheitsgemäß, die Tiere seien goldig und ihre Eigentümer desgleichen. Und dann entstand ein kurzes Schweigen, das ich unterbrach, indem ich mit erzwungener Liebenswürdigkeit sagte: »Da Sie nun tatsächlich mal hier sind — möchten Sie sich nicht mit Jean zusammen auch das Haus ansehen und einen Cocktail bei mir trinken?«
    Zu meinem Erstaunen nahm er an, äußerte sich dann freundlich und sehr lobend über das Haus und sprach taktvoll und herzlich mit Peter, der bleich und hager aussah und wütend wurde, sobald ihn jemand deshalb bemitleidete. Ich mußte zugeben, daß John Muir sowohl gemütlich als auch freundlich sein konnte. Tatsächlich versprach ich dann bei dieser Begegnung, mit Peter, sobald er sich besser fühlte, einen Besuch bei ihm zu machen und sein Haus zu besichtigen.
    Kühn geworden durch sein herzliches Wesen, wagte ich es, um Entschuldigung dafür zu bitten, daß Bruce einfach über sein Boot verfügt hatte. »Aber es geschah mit einer guten Absicht. Bruce gelang es auf die Art, das Interesse der Töchter von Mrs. Brooks an den Jünglingen, die uns so lästig waren, abzulenken.«
    »Im großen ganzen scheinen Sie’s aber gut getroffen zu haben, oder nicht: Ich meine: daß Sie nur wenige so ruppige Gäste haben, und mit Peter und Andy zu Ihrem Schutz sind Sie ja wohlbehütet, nicht wahr?«
    »Absolut«, sagte ich erhaben, damit er nicht etwa dachte, ich wünschte mir Hilfe von ihm. »Ja, im allgemeinen sind die Gäste angenehm«, ergänzte ich. »Es mag dumm klingen, aber vielleicht spielt es eine Rolle dabei, daß wir auch ihre Lieblinge aufnehmen, denn Leute, die, wenn sie in die Ferien fahren, auch ihre Tiere um sich haben wollen, sind meistens verläßlich

Weitere Kostenlose Bücher