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Es ist ja so einfach

Es ist ja so einfach

Titel: Es ist ja so einfach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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Zug, doch sie wechselte, wie üblich, rasch das Thema und sprach über verschiedene >dramatische< Vorgänge im Camp.
    »Die arme Iris hat bei John Muir schließlich doch nicht recht landen können. Ein Jammer. Trix hat’s mir erzählt. Sie sagte, es sei doch merkwürdig, wie eine so schicke Frau derartig plump vorgehen könnte. So auffallend eifrig und mit so entschlossen funkelnden Blicken. John wand sich förmlich vor Verlegenheit und drückte sich sogar davor, mit ihr mal abends auszugehen.«
    »Eigentlich schade. Sie wäre gewiß eine nette Ehefrau.«
    »Ja, ganz demütig und verehrungsvoll. Trix sagte, sie verstände gar nicht, warum Iris sich so sehr bemühte. Sie hat doch viel Geld, und Trix sagt, wenn sie selber so reich wäre, dann würde sie sich ganz toll amüsieren, und die Männer könnten hingehen, wo der Pfeffer wächst.«
    »Schon richtig, aber Iris gehört zu dem echt weiblichen Typ, über den soviel geschrieben wird. Sie sind nie glücklich, wenn sie nicht einen Mann zu betreuen haben. Der Typ, der auch in Zeitungen inseriert: >Einsame Witwe möchte gebildeten Herrn von etwa Vierzig kennenlernen<.«
    »Na, John Muir hat sie jedenfalls ins Bockshorn gejagt. Trix hat mir erzählt, daß er sofort, wenn sie sich nähert, das Weite sucht.«
    Auf jeden Fall hielt er sich von unserem Camp fern, und ich war darüber froh, weil ich nicht vergessen konnte, wie albern ich mich Weihnachten aufgeführt hatte. Außerdem muß ich, wenn ich ehrlich sein will, auch zugeben, daß ich an einer feindseligen Haltung gegen ihn nicht mehr so inniges Vergnügen fand. Seine Stimme war an dem Abend so freundlich gewesen, und er hatte mir behilflich sein wollen. Vielleicht, dachte ich, wecken heulende Weiber und trächtige Hündinnen in ihm die besten Eigenschaften.
    Mrs. Macleod wandte, nachdem sie den schwer zu fangenden John eine Woche vergeblich zu bestricken versucht hatte, leider ihre Aufmerksamkeit unserem netten, harmlosen Colonel Ross zu, der sich nichts anderes wünschte als ein gutes Frühstück und friedliche Einsamkeit beim Angeln. Sie erschien auf einmal mit kostspieligem Angelgerät und folgte ihm dauernd nach, wohin er auch ging. Miss Kendall gefiel das offenbar nicht, doch sie machte getreulich mit, wobei sie, laut Trinas Bericht, wie eine freundliche Polizistin hinter ihr herlief, um die Leidenschaft ihrer Freundin zu dämpfen. Der Colonel bekam schon einen scheuen Blick, und ich glaubte, ihn fragen zu müssen, ob er nicht lieber auf die für sechs Wochen gemietete Kabine verzichten wolle. Es jammerte einen, wenn er sich zum Haus hinüberstahl und schüchtern fragte, ob er sein Frühstück früher haben könnte, und dann vorsichtig fortschlich, ehe im Camp die Gäste wach wurden.
    Ich war ärgerlich über Iris Macleod. Keine Frau sieht es gern, wenn ihre Geschlechtsgenossinnen sich lächerlich machen. Sie war doch weder häßlich noch arm oder einsam. Sie war, kurz gesagt, eine von denen, die einem heutzutage, da die Frauen so selbständig geworden sind, nicht oft begegnen — eine Frau, die nicht anders als in der Ehe glücklich werden konnte.
    Daran freilich konnte ich nichts ändern, denn es lag mir nicht, >unserer Witwe< Vorhaltungen zu machen. Nur eins konnte ich: den Colonel nach Möglichkeit vor ihr schützen. Trina dagegen fühlte sich berufen, einzugreifen.
    »Ich denke, ich könnte mit ihr ganz offen reden«, sagte sie.
    »Als Witwe zu Witwe? Da sieh dich lieber vor, meine Liebe.«
    »Oh, ich werde nur so ein bißchen behaglich mit ihr plauschen wie sonst und so ganz nebenbei bemerken, daß der Colonel seiner Frau absolut treu ist, und es sei schade, daß sie in einer Irrenanstalt sitzt.«
    »Du weißt doch aber genau, daß er Witwer ist. Das darfst du nicht machen.«
    »Und ob ich das tue! Was bedeutet eine kleine Lüge für einen guten Zweck? Ist doch albern, das so wichtig zu nehmen. Eigentlich wäre es ja tatsächlich besser, wenn sie verschwände. Miss Kendall paßt dieses Benehmen ganz und gar nicht, und ihren Platz können wir ja leicht neu vermieten.«
    »Na ja, wenn ich zwischen Iris und dem Colonel zu wählen hätte, wäre es mir lieber, sie ginge. Aber sag ihr das nicht.«
    Das Ergebnis von Trinas kleinem, gemütlichem Plausch wurde wenige Tage später deutlich, als Iris mich fragte, ob ich etwas dagegen hätte, wenn sie schon eine Woche vor dem Ende ihrer Campingzeit abführe.
    »Was hast du ihr bloß alles gesagt?« fragte ich Trina, die ganz >gewissenlos< und sorglos antwortete:

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