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Es ist ja so einfach

Es ist ja so einfach

Titel: Es ist ja so einfach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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und vernünftig.«
    Als nachher Bruce hereinkam, ein bißchen erschöpft nach der Ruderei, fand ich, daß er seinen Teil geleistet hatte. Die Reihe war nun an mir. Diese lärmenden Bengels konnte ich wirklich nicht ausstehen und merkte auch, daß Mrs. Brooks die Herrschaft über ihre Töchter schnell verlor. Sie hatte zu oft an ihnen genörgelt und Theater gemacht, wenn gar kein Anlaß dazu war. Deshalb nahmen die Töchter, wenn’s ihnen paßte, gar keine Notiz mehr von ihrem Gezeter. Das war auch der Grund, warum ich an dem Abend vorgeschlagen hatte, sie möchten zu uns ins Haus kommen und dort auch meinem Bruder etwas Abwechslung bieten, weil er eine schlimme Erkältung habe, in gedrückter Stimmung sei und sich langweile.
    Als ich das Peter offenbarte, bekam ich von ihm einen nicht gerade liebevollen Blick, doch er nahm an dem Abend ohne zu mucken teil, indes die uns widerlichen Jünglinge sich damit trösteten, in ihrem greulichen alten Auto zur Stadt abzubrausen, so daß es im Camp friedlich blieb.
    Ich wurde über Weihnachten und Neujahr so sehr in Anspruch genommen, daß ich Mrs. Boyd kaum einmal zu sehen bekam, aber die seltsame Szene, die ihr Mann mit den Rechnungen aufgeführt hatte, stand noch lebendig vor mir. War Boyd wirklich einem Nervenzusammenbruch nahe? Und wenn — war dann das Kind von nebenan nicht geradezu Gift für ihn?
    Eines Abends holte ich Mrs. Boyd ein, als sie allein am Strand spazierenging, und fragte sie, ob ihr Mann durch die Anonymität und Entspannung in unserem nicht sehr modernen Camp schon ruhiger geworden sei.
    »Ja das ist er, Miss Napier«, antwortete sie, »und ich glaube, er ist darüber hinweg, sich einzubilden, daß unsere finanzielle Lage schlecht sei. Es hat ja so schlimme Auftritte wegen den Rechnungen gegeben, daß ich tatsächlich immer Angst vor der Post hatte, aber das kleine Mädel von nebenan hat ihm das abgewöhnt.«
    »Nanu, wie denn?« fragte ich unaufrichtig, da ich doch nicht eingestehen wollte, daß ich einmal zugesehen und gelauscht hatte.
    »Na ja — sie hielt es für ein Spiel, deshalb suchte sie aus der Post immer die Rechnungen aus und beobachtete dann, wie mein Mann sich aufregte, sie fand das urkomisch. Da wurde es ihm bald unmöglich, in dieser Art weiterzumachen, und auf einmal merkte er selbst, wie lächerlich das wirkte, und tat so, als sei es nur Scherz. Und jetzt, da die kleine Jane fort ist, benimmt er sich in Geldsachen ganz vernünftig. Tatsächlich hat er heute, als eine Rechnung über 24 Pfund kam, nichts weiter gesagt als >Pah, was sind schon vierundzwanzig Pfund?<«
    Ich hätte ihm sagen können, wieviel das ist. Auch, daß ich mit der gleichen Post eine Rechnung über 54 Pfund erhielt — was dem Klempner nachträglich noch eingefallen war — und daß damit ein gut Teil der Miete, die uns Boyds bezahlten, schon wieder futsch war. Ich beschränkte mich aber auf die Bemerkung, ich sei erfreut, daß das neue Milieu ihm so gut getan habe.
    Als ich Trina von diesem Gespräch erzählte, war sie sehr beeindruckt und meinte nachdenklich: »Daran sieht man doch, wieviel Gutes dieses Camp bewirkt, nicht wahr? John Muir hat sich als ein ganz lieber Mensch erwiesen, die Brooks’schen Mädels haben wir auf den richtigen Pfad geführt, und nun haben wir auch noch Mr. Boyd von seinem Komplex so gut wie geheilt. Ihr könntet tatsächlich euer Unternehmen als >Camp der erfolgreichen Missionare< bezeichnen, findet ihr nicht?«
    »Nicht, solange du da bist«, sagte Peter schroff, und Trina war schwer gekränkt.
    »Gerade damit haben Sie vorbeigehauen, Peter Napier«, gab sie zurück. »Schließlich war es ja mir zu verdanken, daß Iris Macleod den Colonel in Ruhe ließ, und — habe etwa nicht ich Bruce eingespannt, um Nancy Brooks abzulenken? Ich weiß noch, wie ich Angus mal erklärt habe, daß ich bei bestimmten heidnischen Typen eine gute Missionarin sein könnte.«
    »Und was hat der Unglückliche darauf geantwortet?« forschte Peter, aber Trina setzte eine würdige Miene auf und lehnte es ab, ihm Auskunft zu geben.
     
     
     

11
     
    Langsam kroch der Januar heran, und noch war das Wetter schön, bei unentwegter Hitze. Die Campgäste freuten sich und wir mit ihnen, denn Komplikationen, verursacht durch nasse Zelte, undichte Wohnwagen und mißmutige Menschen, wären eine harte Probe geworden. Doch es ließ sich nicht bestreiten, daß dieses Leben strapaziös war und daß wir uns recht erschöpft fühlten. Für mich war diese neue Erfahrung, kein

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