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Es ist ja so einfach

Es ist ja so einfach

Titel: Es ist ja so einfach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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mir für meine Hilfe lächerlich dankbar war.
    »Gütig, ja, das sind Sie wirklich, daß Sie sich um eine dumme alte Frau so bemühen«, sagte sie. »Und Alf haben Sie ja tüchtig Bescheid gesagt. Ordentlich ‘runtergeputzt haben Sie den. Tut mir gut, daß mir wenigstens einmal jemand so beigestanden hat.« Und dann begann sie, zu meiner Pein, leise und ganz mutlos zu weinen.
    Ich wußte nichts Passendes zu sagen und wunderte mich nur, daß diese robuste, äußerst energische kleine Frau plötzlich so die Nerven verlieren konnte. Ich vermochte nichts anderes zu tun, als weiter über die Blüte zu reden — wie schön sie gewesen sei und daß bald wieder ebenso schöne an dem langen stachligen Stengel aufgehen würden. Und ein bißchen lachend fügte ich hinzu: »Ich wette, daß Alf nicht so töricht ist, noch mehr solche Streiche zu machen. Er hat seine Lektion bekommen. Und als Sie hinfielen, hat er sich doch sehr erschrocken.«
    »Der? Der würde sich keinen Pfifferling darum scheren, wenn ich mir den Hals bräche«, gab Melly zurück, und wieder kamen ihr die Tränen. »Ach, ich bin ein Dussel, Miss Napier, aber es nützt alles nichts. Gar nichts nützt es. Ich habe mir die größte Mühe gegeben, aber es ist eben für zwei einfach kein Platz, und er fing zuerst an und hat ja auch mehr Geld als ich.«
    Für zwei kein Platz? Damit mußte sie den Laden meinen, und das überraschte mich, denn sie schien doch in ihrem Recht gut abzuschneiden. Oder wahrte sie nur den Schein und ging mit ihrer trotzigen Geste schließlich in Konkurs? Sie sprach weiter: »Oh, ich habe immer so getan, als ob sich das Geschäft hier prima macht. Das muß man schon in dieser Branche. Aber jetzt habe ich alles satt und es ist schön, daß ich’s mir von der Seele reden kann, und Sie sind stets nett zu mir gewesen, Miss Napier, und Ihr Bruder auch. Haben immer gerecht in beiden Läden gekauft und keinen von uns bevorzugt. Aber jetzt habe ich nicht mehr viel Ware liegen und die Großhändler nehmen mich in die Zange. Ich habe vor den Kunden markiert, daß die Sendungen mit der Bahn zu lange unterwegs seien, aber das ist nicht wahr. Die Großhändler wollen mir nichts mehr schicken, wenn ich nicht bar bezahle, und das Geld habe ich eben nicht.«
    »Wie mir das leid tut«, sagte ich, nicht ganz angemessen, denn ich mußte daran denken, wie lebhaft sie oft auf den Bahnbetrieb geschimpft hatte. Aber ich bewunderte, wie sie sich so lange durchgekämpft hatte, um das Gesicht zu wahren. Vor einem halben Jahr hätte ich dabei vielleicht nicht soviel Mitleid gehabt, aber jetzt wußte ich recht gut, was Geldnot bedeutet...
    »Bin gewiß allein schuld daran«, fuhr Melly fort, mehr im Selbstgespräch. »Boshaft bin ich gewesen, ja — daß ich zurückkam und genau gegenüber einen Laden aufmachte. Ich dachte nur: dich werde ich lehren, mich zu beschimpfen und meine Kaktusse auf die Straße zu schmeißen.«
    »Die Kakteen?« Also hatte Peter recht gehabt, daß diese kauzigen Gewächse die Ursache des ganzen Unheils waren. Es bereitete mir große Genugtuung, eher auf die Lösung zu kommen als er. Jetzt ging’s an die Wahrheit über die Fehde, die lange Zeit unsere Neugier so gereizt hatte.
    »Jawohl, mit den Kaktussen hat’s angefangen...«, betonte Melly, und ich gab rasch ein paar ermunternde Laute von mir. Sie sah sich ertappt und hatte ein geradezu schmerzhaftes Verlangen, jemandem zu beichten. Und es war leichter für sie, sich einem Fremden anzuvertrauen als Leuten, die es mit verfolgt hatten, wie dieser Ehekrieg sich zuspitzte. »Alf mochte sie nie leiden. Na, und wenn? Ich mochte diese frechen Weibsbilder nicht leiden, die er sich an die Wände hängte. Ein Paket nach dem andern von dem Zeugs brachte er an, bloß um sich von diesen Bildern, den bemalten Gesichtern mit falschen Wimpern, wollüstig angrienen zu lassen. >Das ist direkt unanständig von einem Mann in deinem Alter<, habe ich zu ihm gesagt, und da antwortete er immer bloß: >Jedenfalls sind sie billig. Kosten nicht so viel wie deine Pflanzen und sind hübscher.< — Vielen Dank, liebe Miss Napier, der Tee beruhigt so schön. Jetzt habe ich gar keine Schmerzen mehr.«
    Da ich befürchtete, sie werde nicht weiterreden, sagte ich schnell: »Aber natürlich hat Alf doch diese Bilder kostenlos bekommen, nicht wahr?«
    »Das mögen Sie wohl denken — kostenlos!« entgegnete sie erbittert. »Sein Laden war ja knallvoll von Frühstücksnährmitteln, die den Kunden schon zum Halse

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