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Es ist ja so einfach

Es ist ja so einfach

Titel: Es ist ja so einfach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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war jämmerlich wenig. Alle Sachen waren auf den Regalen ganz nach vorn gerückt, um die Leere dahinter zu verdecken. Nachdem ich dann so viel gekauft hatte, wie ich mir leisten konnte, ließen sich die leeren Plätze kaum wieder ausfüllen. Melly jedoch hatte sich inzwischen gefaßt und war wieder >die Alte<, die sich nicht kleinkriegen ließ.
    »Niemals werde ich mir anmerken lassen, daß ich pleite bin, Miss Napier. Ist auch nicht nötig. Mrs. Morris würde ich’s schließlich erzählen — die ist nett, diese Dame. Ihn allerdings kann ich nicht ausstehen. Also wollen wir’s unter uns behalten, ja?«
    »Ich werde es bestimmt weder den Morris’ noch Peter oder Trina erzählen«, wich ich aus, denn im Geist plante ich schon, wie ich eingreifen würde. »Aber vielleicht kommt’s ja gar nicht so weit, also wollen wir nicht deprimiert sein. Vergessen Sie nur nicht, mir Bescheid zu geben, wenn die nächste Blüte aufgeht, damit ich sie genau betrachten kann. Lange dauert es sicher nicht, bis sie kommt.«
    Das machte sie froher. Sie begleitete mich humpelnd bis zur Tür. Gegenüber regte sich nichts, auch das greuliche Grammophon schwieg. Ich dachte mir: Alf hat Gewissensbisse und hat dazu auch allen Anlaß.
    Im Grunde überraschte es mich nicht sehr, daß ich seine lange hagere Gestalt hinter der ersten Kurve stehen sah, wo er auf mich wartete. Ich machte bei ihm halt und sagte in strengem Ton: »Na, ich hoffe, Sie schämen sich.«
    Er lächelte und fragte dann, wirklich besorgt: »Wie geht es ihr? Ist doch bestimmt nicht verletzt, wie? Rannte doch bloß aus Wut hinter mir her, nicht wahr?«
    Seine Worte klangen beinah flehend, und deshalb wurde >Tante Maudie< jetzt energisch. Hochmütig sagte ich: »Keine Spur von Verletzungen, bloß eine kleine Zerrung. Hätte sich allerdings das Bein brechen können. Doch steigen Sie jetzt ein, Alf, ich wünsche mit Ihnen zu reden — aber erst wollen wir uns ein Stück weit entfernen.«
    Als wir das Dorf ziemlich weit hinter uns hatten und uns auf dem Hügel befanden, von dem aus wir auf unser Camp blicken konnten, sagte ich streng: »Wie konnten Sie das überhaupt tun, Alf? Eine solche Grausamkeit paßt doch gar nicht zu Ihnen. Melly liebte diese Blüte. Und zur Zeit hat sie außer ihren Kakteen nicht viel, woran sie sich freuen könnte.«
    Nach einer Pause sagte er barsch: »Ein Scherz is’n Scherz, aber Melly tobte ja immer vor Wut wegen der verflixten Pflanzen. Dies stachlige Zeugs! Und Freuden — die hat sie ebenso wie die meisten Leute, jedenfalls ebenso viele wie ich.«
    »Sie ist sehr einsam und macht sich schrecklichen Kummer.«
    »Ist nicht der einzige einsame Mensch, und sie wollte es ja so, oder etwa nicht?«
    »Zurückkommen wollte sie damals natürlich, aber daß sie die Absicht hatte, dann tatsächlich wieder wegzugehen, glaube ich nicht. Nicht im Ernst, doch als Sie ihr dann das Geld aushändigten, blieb ihr ja keine andere Möglichkeit, klar? Sie sagte sich: Wenn er nicht wollte, daß ich ihn verlasse, hätte er mir das Geld nicht gegeben.«
    »Ist ja alles Quatsch: Ein Mann will seine Frau behalten, auch wenn sie sich wegen einer verdammten Pflanze aufführt wie in ‘ner Klapsmühle. Als sie aber ihr Geld verlangte, da mußte ich ihr doch zeigen, daß ich zahlungsfähig war, verstehen Sie. Schwierig war es, die Summe zu beschaffen. Zahle jetzt noch an dem Minus auf meinem Konto ab. War’n harter Schlag für mich.«
    »Für Melly ein noch härterer.«
    Er wandte sich mir zu und blickte mich erstaunt an. »Für sie? Die kann sich doch kaum beklagen! Stiehlt mir die Kunden, unterbietet meine Preise und zeigt mir, daß sie mich nicht braucht und ein besserer Verkäufer ist als ich.«
    Ich war unschlüssig. Schließlich hatte ich ja Melly versprochen, Alf nichts von ihren Kalamitäten zu erzählen. Immerhin sagte ich: »Melly geht’s schlecht, Alf.«
    »Schlecht? Ist doch nicht krank, was? War doch immer kerngesund. Hurtig wie ein Heimchen, die Melly.«
    »Krank ist sie nicht, abgesehen von dem Schmerz am Knöchel, an dem Sie schuld sind. Aber sie kann den Laden nicht weiterführen, ist so gut wie blank. Will verkaufen, was sie noch auf Lager hat, und dann still fortgehen. Ich mußte ihr versprechen, es keinem zu erzählen, nicht mal meinem Bruder, aber wenn Sie überhaupt Melly noch mögen...«
    Er war offensichtlich verblüfft. Lehnte sich ins Polster zurück und schwieg eine volle Minute. Dann erst sagte er: »Blank? Will fort? Diese verdammten

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