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Es ist nicht alles Gold was glänzt

Titel: Es ist nicht alles Gold was glänzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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Pipeline würde automatisch den gesamten Norden einer Belieferung mit Öl erschließen, und das würde erhöhte Gewinne bedeuten. Henryk begriff sofort, daß die Standard-Oil-Aktien auf dem Markt unaufhaltsam steigen würden, sobald die Neuigkeit eingeschlagen hätte – um so mehr, als Standard Oil bereits 90 Prozent der Ölraffinerie in Amerika kontrollierte.
    Normalerweise würde Henryk diese Information sofort an Mr. Gronowich weitergegeben haben – und er war auch drauf und dran, dies zu tun –, als er bemerkte, wie ein ziemlich übergewichtiger Mann, der die Toilette ebenfalls gerade verließ, einen Zettel verlor. Da im Augenblick niemand sonst anwesend war, hob Henryk das Papier auf und zog sich erneut in seine Kabine zurück, überzeugt, es handle sich bestenfalls um eine weitere Information. Tatsächlich war es ein Scheck über 50.000 Dollar zur Barauszahlung an eine Mrs. Rose Rennick.
    Henry überlegte blitzschnell. Eiligst verließ er die Toilette und stand bald darauf mitten in der Wall Street. Er ging zu einem kleinen Café in der Rector Street, wo er sorgfältig seinen Plan ausarbeitete und ihn sogleich in die Tat umzusetzen begann.
    Zunächst löste er den Scheck bei einer Zweigstelle der Morgan Bank auf der südwestlichen Seite der Wall Street ein; er wußte, daß man ihn, da er die schicke Uniform eines Boten der Börse trug, für nichts anderes als für den Austräger irgendeiner distinguierten Firma halten würde. Sodann kehrte er zur Börse zurück und kaufte von einem auf eigene Rechnung arbeitenden Makler 2.500 Standard-Oil-Aktien zu 19,85 Dollar pro Stück, wobei ihm nach Abzug der Maklergebühren 126,61 Dollar übrigblieben. Diese 126,61 Dollar zahlte er auf ein Depositenkonto bei der Morgan Bank ein. Schwitzend vor gespannter Erwartung einer Bekanntgabe durch das Gouverneursbüro, verrichtete er weiterhin die gewohnten Handlungen seines normalen Arbeitstages, war jedoch innerlich zu sehr mit Standard Oil beschäftigt, um mit den auszutragenden Botschaften noch seine Umwege über die Toilette zu machen.
    Aber er wartete vergebens auf eine Bekanntgabe. Henryk konnte nicht wissen, daß diese bis zum offiziellen Börsenschluß um 16 Uhr zurückgehalten wurde, da der Gouverneur selbst überall Aktien aufkaufte, wo immer er sie nur mit seinen schmutzigen Fingern erwischen konnte, und damit den Kurs bis Geschäftsschluß auf 20,25 Dollar hochtrieb, ohne daß irgendeine offizielle Bekanntgabe erfolgt wäre. Henryk ging an diesem Abend nach Hause, völlig versteinert vor Angst, einen katastrophalen Fehler begangen zu haben. Er sah sich bereits im Gefängnis landen, seine Stellung verlieren und alles, was er sich in den letzten vier Jahren aufgebaut hatte.
    In dieser Nacht konnte er keinen Schlaf finden und wurde zunehmend unruhiger in seinem kleinen Zimmer. Um 1 Uhr morgens hielt er es nicht mehr länger aus, stand auf, rasierte sich, zog sich an und nahm einen Zug zur Grand Central Station. Von dort lief er zu Fuß zum Times Square, wo er mit zitternden Händen die erste Ausgabe des ›Wall Street Journal‹ kaufte. Und da stand es in schreienden Schlagzeilen: G OUVERNEUR B EWILLIGT R OCKEFELLER Ö L -P IPELINE -R ECHTE ; und darunter eine Zwischenüberschrift: Standard Oil-Aktien – Lebhaftes Geschäft erwartet.
    Völlig benommen ging Henryk in das nächste 24-Stunden-Café in der östlichen 42. Straße, bestellte einen enormen Hamburger mit Pommes frites und verschlang beides wie ein Mann seine Henkersmahlzeit vor dem Gang zum elektrischen Stuhl und nicht etwa wie sein Antrittsmahl auf dem Weg zu Glück und Erfolg. Er las sämtliche Einzelheiten auf Seite 1 und deren Fortsetzung auf Seite 14, und um 4 Uhr früh hatte er die ersten Ausgaben der ›New York Times‹ und die ersten zwei Ausgaben der ›Herald Tribune‹ gekauft. Henryk eilte nach Hause, schwindelig vor freudiger Erregung, und warf sich in seine Uniform. Um 8 Uhr traf er an der Börse ein und verrichtete geistesabwesend und automatisch seine tägliche Arbeit, in Gedanken mit nichts anderem beschäftigt als mit dem zweiten Teil seines Planes.
    Als die Börse offiziell geöffnet wurde, ging Henryk hinüber zur Morgan Bank und nahm ein Darlehen von 50.000 Dollar gegen seine 2.500 Standard-Oil-Aktien als Sicherheit auf, deren Eröffnungskurs an diesem Morgen bei 21,30 Dollar lag. Er zahlte die 50.000 Dollar auf sein Depositenkonto ein und wies die Bank an, ihm eine schriftliche Zahlungsanweisung, ausgestellt auf den Namen von Mrs.

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