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Es ist nicht alles Gold was glänzt

Titel: Es ist nicht alles Gold was glänzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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seine nächste Verabredung schon drei Minuten zu spät dran war. »Wir haben gerade noch etwas über eine Stunde bis zur Garden Party. Sehen wir uns ein oder zwei von den Colleges an.«
    Sie gingen gemächlich am Brasenose College vorbei, und Stephen erläuterte, daß dessen Name eigentlich ›brass nose‹ – Messingnase – sei und daß die berühmte echte Messingnase, ein Kirchentürklopfer aus dem 13. Jahrhundert, noch heute in der Halle hing. Etwa hundert Meter weiter dirigierte Stephen Harvey nach rechts.
    »Er ist nach rechts abgebogen, Adrian, und steuert aufs Lincoln College zu«, meldete James aus seinem Versteck im Eingang zum Jesus College.
    »Gut«, sagte Adrian und wandte sich an seine beiden Söhne. Sieben und neun Jahre alt, standen sie in ihren ungewohnten Eton-Anzügen linkisch herum, bereit, ihre Rolle als Pagen zu spielen. Nicht, daß sie etwa verstanden hätten, was Daddy im Schilde führte.
    »Kann's losgehen?«
    »Ja, Daddy.«
    Stephen und Harvey bewegten sich langsam auf das Lincoln College zu, und als sie gerade noch ein paar Schritte davon entfernt waren, kam Adrian aus dem Haupteingang des College in der offiziellen Robe des Vizekanzlers mit Beffchen, Kragen, weißem Querbinder und allem Drum und Dran. Er sah um fünfzehn Jahre gealtert aus und Mr. Habakkuk so ähnlich wie nur möglich. Vielleicht nicht ganz so kahl, dachte Stephen.
    »Möchten Sie den Vizekanzler kennenlernen?« fragte Stephen.
    »Das wäre toll!« sagte Harvey.
    »Guten Tag, Vizekanzler! Darf ich Ihnen Mr. Harvey Metcalfe vorstellen.«
    Adrian lüftete sein Barett und verbeugte sich. Bevor Stephen fortfahren konnte, sagte er: »Doch nicht der Mäzen der Universität Harvard?«
    Harvey errötete und sah verlegen auf die beiden kleinen Jungen, die die Schleppe des Vizekanzlers trugen. Adrian fuhr fort: »Das ist aber eine Freude, Mr. Metcalfe. Ich hoffe, Sie genießen Ihren Besuch in Oxford. Bedenken Sie – nicht jedermann wird von einem Nobelpreisträger herumgeführt.«
    »Ich habe es ungeheuer genossen, Vizekanzler, und ich muß sagen, ich würde mich freuen, wenn ich die Universität in irgendeiner Weise unterstützen könnte.«
    »Das ist ja eine ausgezeichnete Nachricht!«
    »Hören Sie, Gentlemen, ich wohne hier im Randolph Hotel, und es wäre mir ein großes Vergnügen, wenn ich Sie am späteren Nachmittag alle zum Tee einladen dürfte.«
    Adrian und Stephen waren einen Augenblick sprachlos. Der Mann müßte sich doch schließlich darüber klar sein, daß der Vizekanzler am Encaenia-Tag auch nicht einen Moment Zeit hatte, um zu Tee-Einladungen zu kommen.
    Adrian faßte sich als erster. »Ich fürchte, das ist leider unmöglich. An einem Tag wie diesem hat man so viele Verpflichtungen – das müssen Sie bitte verstehen. Aber vielleicht könnten Sie in meine Amtsräume im Clarendon Building kommen – dort hätten wir Gelegenheit zu einer privaten Unterredung.«
    Stephen zögerte keinen Augenblick. »Ausgezeichnet. Würde Ihnen 16.30 Uhr passen, Vizekanzler?«
    Adrian versuchte, den Eindruck zu vermeiden, als wäre er am liebsten meilenweit fortgerannt. Sie hatten nur ungefähr zwei Minuten lang da gestanden, aber schon die waren ihm wie eine Ewigkeit vorgekommen. Er hatte nichts dagegen einzuwenden gehabt, ein Journalist und ein amerikanischer Chirurg zu sein – aber einen Vizekanzler zu markieren widerte ihn aus tiefstem Herzen an. Sicher würde jeden Augenblick jemand auftauchen und ihn als den Hochstapler erkennen, der er im Moment ja tatsächlich war. Gott sei Dank waren wenigstens die meisten Studenten vor einer Woche schon nach Hause gefahren.
    Stephen dachte an Jean-Pierre und James, die zwei besten Schauspieler in ihrem Team, die nun kostümiert und nutzlos bei der Garden Party auf dem Rasen von Trinity College hinter dem Teezelt herumlungerten.
    »Es wäre vielleicht nicht unklug, Vizekanzler, den Registrar und den Sekretär der Universitätskasse zu bitten, ebenfalls zu kommen?«
    »Hervorragende Idee, Professor. Ich werde das übernehmen. Schließlich haben wir nicht jeden Tag einen berühmten Philanthropen bei uns zu Gast. Ich muß mich jetzt von Ihnen verabschieden und zu der Garden Party gehen. Sehr erfreut, Ihre Bekanntschaft gemacht zu haben, Mr. Metcalfe – ich sehe Sie dann also um 16.30 Uhr.«
    Sie drückten einander herzlich die Hand, und Stephen dirigierte Harvey in Richtung Exeter College, während Adrian zurückschoß in das kleine Zimmer im Lincoln College, das für ihn

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