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Es ist nicht alles Gold was glänzt

Titel: Es ist nicht alles Gold was glänzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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Universitätsbeamten ihre Geschäftsräume haben.
    Das Clarendon Building ist ein großes imponierendes Gebäude aus dem 18. Jahrhundert, das von einem Besucher irrtümlich für ein weiteres College gehalten werden könnte. Ein paar Treppenstufen führten hinauf in eine eindrucksvolle Halle, bei deren Betreten einem klar wird, daß man sich in einem herrlichen alten Gebäude befindet, dessen Räumlichkeiten durch ein Minimum an baulichen Eingriffen so verändert wurden, daß sie als Geschäftszimmer und Büros dienen konnten.
    Bei ihrer Ankunft grüßte sie der Pedell.
    »Der Vizekanzler erwartet uns«, sagte Stephen.
    Der Pedell war etwas überrascht gewesen, als Adrian vor einer Viertelstunde gekommen war und ihm gesagt hatte, Mr. Habakkuk habe ihn gebeten, in seinem Zimmer auf ihn zu warten. Obgleich Adrian in voller akademischer Gewandung gewesen war, hatte der Pedell ihn doch mit schlecht verhohlenem Mißtrauen beobachtet, da er den Vizekanzler oder einen seiner Mitarbeiter nicht vor frühestens einer Stunde von der Garden Party zurückerwartete. Stephens Ankunft flößte ihm etwas mehr Vertrauen ein. Er erinnerte sich noch recht gut an die Pfundnote, die er von ihm für seine Führung durch das Gebäude erhalten hatte.
    Der Pedell begleitete Stephen und Harvey zu den Räumen des Vizekanzlers, wo er sie sich selbst überließ.
    Das Zimmer des Vizekanzlers war nichts weniger als anspruchsvoll; sein beiger Spannteppich und die hellen Wände hätten es wie das Büro irgendeines mittleren Beamten wirken lassen, wäre nicht das herrliche Bild von P. Wilson Steer, einen Dorfplatz in Frankreich darstellend, über dem Kamin gewesen.
    Adrian stand an einem der riesigen Fenster mit Blick auf die Bodleiana.
    »Guten Tag, Vizekanzler.«
    »Nochmals guten Tag, Professor.«
    »Sie erinnern sich an Mr. Metcalfe?«
    »Ja natürlich. Wie schön, Sie wiederzusehen.« Adrian schauderte. Er hatte nur einen einzigen Wunsch – nach Hause zu gehen. Man plauderte ein paar Minuten. Abermals ein Klopfen an der Tür, und Jean-Pierre kam herein.
    »Guten Tag, Registrar.«
    »Guten Tag, Vizekanzler – guten Tag, Professor Porter.«
    »Darf ich Ihnen Mr. Harvey Metcalfe vorstellen.«
    »Guten Tag, Sir.«
    »Registrar, möchten Sie etwas …«
    »Wo ist dieser … äh Metcalfe?«
    Die anderen waren wie vom Donner gerührt, als ein offenbar neunzigjähriger Mann, an Stöcken gehend, den Raum betrat. Er humpelte hinüber zu Adrian, zwinkerte, verbeugte sich und sagte mit laut krächzender Stimme in respektvollem Ton: »Guten Tag, Vizekanzler.«
    »Guten Tag, Horsley.«
    James ging auf Harvey zu und stupste ihn mit seinen Stöcken, wie um sich zu vergewissern, daß dieser leibhaftig vor ihm stehe.
    »Ich habe von Ihnen gelesen, junger Mann.«
    Seit dreißig Jahren war Harvey nicht mehr mit ›junger Mann‹ angeredet worden. Die anderen starrten James voll Bewunderung an. Sie konnten nicht wissen, daß er in seinem letzten Studienjahr unter großem Beifall ›L'Avare‹ gespielt hatte. Sein ›Sekretär der Universitätskasse‹ war lediglich eine Neuauflage dieser Rolle, an der selbst Molière seine Freude gehabt hätte. James fuhr fort: »Sie sind Harvard gegenüber äußerst großzügig gewesen.«
    »Sehr liebenswürdig von Ihnen, Sir«, sagte Harvey respektvoll.
    »Nennen Sie mich nicht Sir, junger Mann. Ich mag Sie – nennen Sie mich Horsley.«
    »Ja, Horsley – Sir«, stammelte Harvey.
    Die anderen vermochten sich nur mit Mühe ein Lachen zu verbeißen.
    »Nun, Vizekanzler«, fuhr James fort, »Sie können mich nicht meiner Gesundheit wegen durch die halbe Stadt hergezerrt haben. Was ist los? Wo ist mein Sherry?«
    Stephen fragte sich im stillen, ob James es nicht doch ein bißchen zu weit treibe, und sah Harvey an; aber dieser war von dem Auftritt offensichtlich völlig fasziniert. Wie konnte ein Mann, der auf einem Gebiet so gewieft war, auf einem anderen nur so naiv sein, dachte Stephen. Ihm ging allmählich auf, wieso die Westminster Bridge in der Vergangenheit an mindestens vier Amerikaner hatte verkauft werden können.
    »Nun, wir haben die leise Hoffnung, Mr. Metcalfe für die Arbeit der Universität interessieren zu können, und ich dachte, daß der Hüter des Universitätssäckels dabei anwesend sein sollte.«
    »Was für ein Säckel ist das?« fragte Harvey.
    »Eine Art Schatzamt der Universität«, antwortete James; seine Stimme klang laut, alt und sehr überzeugend. »Vielleicht lesen Sie einmal das da.« Und er

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