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Es ist nicht alles Gold was glänzt

Titel: Es ist nicht alles Gold was glänzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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Dahingeschiedenen von Oxford), erinnert nachhaltig an die Sieger der Schlacht von Azincourt unter Heinrich V. im Jahre 1415. Es wurde gegründet mit der Auflage, daß hier bis ans Ende aller Tage Messen gelesen werden sollten für die Ruhe ihrer Seelen. Die heutige Rolle des College ist einzigartig im Universitätsleben. Das All Souls ist eine Gesellschaft von Akademikern aus dem In- und Ausland, die sich vorwiegend im Universitätsrahmen entweder als vielversprechend erwiesen oder durch entsprechende Leistungen hervorgetan haben, und von einer geringeren Anzahl von Männern, die es auf anderen Gebieten zu etwas gebracht haben. Das College läßt keine Studenten und keine weiblichen Fellows zu und scheint – mit seinem enormen finanziellen und intellektuellen Potential – in den Augen der Außenwelt im allgemeinen mehr oder weniger zu tun, was ihm beliebt.
    Stephen und Harvey nahmen unter den hundert oder mehr Gästen an den langen Tischen in der vornehmen Codrington Library ihre Plätze ein. Stephen sorgte unablässig dafür, daß Harvey beschäftigt blieb und nicht allzusehr auffiel. Erleichtert war er sich der Tatsache bewußt, daß die Leute bei solchen Gelegenheiten sich niemals erinnern, wen sie getroffen oder was sie gesagt haben, und so stellte er Harvey unbekümmert allen ringsherum als einen bekannten amerikanischen Philanthropen vor. Glücklicherweise saßen sie in einiger Entfernung von dem Vizekanzler, dem Registrar und dem Sekretär der Universitätskasse.
    Harvey war ganz hingerissen von dieser für ihn neuen Erfahrung und genoß es, den angesehenen Männern um ihn herum zuzuhören – etwas, was er bisher nur selten getan hatte. Als das Essen vorüber war und die Gäste vom Tisch aufgestanden waren, holte Stephen tief Luft und spielte einen seiner riskanteren Trümpfe aus: Ganz bewußt führte er Harvey ans Kopfende des Tisches zum Kanzler.
    »Kanzler«, sagte er zu Harold Macmillan.
    »Ja, junger Mann?«
    »Darf ich Ihnen Mr. Metcalfe aus Boston vorstellen. Wie Sie wahrscheinlich wissen, Kanzler, ist Mr. Metcalfe ein großer Mäzen von Harvard.«
    »Ja, natürlich. Ausgezeichnet, ausgezeichnet. Was führt Sie nach England, Mr. Metcalfe?«
    Harvey hatte es fast die Sprache verschlagen.
    »Nun, Sir … ich meine: Kanzler … ich bin gekommen, um mein Pferd Rosalie bei den King George and Elizabeth Stakes laufen zu sehen.«
    Stephen stand dicht hinter Harvey und gab dem Kanzler durch Zeichen zu verstehen, daß Harveys Pferd das Rennen gewonnen hatte. Herold Macmillan, durchaus kein Spielverderber und wie immer auf Draht, erfaßte sofort die Lage: »Nun, dann waren Sie ja sicher sehr erfreut über das Resultat, Mr. Metcalfe.«
    Harvey wurde rot wie eine Tomate.
    »Wahrscheinlich habe ich Glück gehabt, Sir.«
    »Sie sehen mir aber gar nicht wie ein Mann aus, der sich ausschließlich auf sein Glück verläßt.«
    Stephen faßte sich ein Herz und ergriff die Chance mit beiden Händen.
    »Ich versuche, Mr. Metcalfe für einige Forschungsunternehmen, an denen wir in Oxford gerade arbeiten, zu interessieren, Kanzler.«
    »Hervorragende Idee!« Niemand wußte besser als Harold Macmillan, der sieben Jahre lang an der Spitze einer politischen Partei gestanden hatte, wie man bei solchen Gelegenheiten den Leuten um den Bart zu gehen hat. »Viel Glück, junger Mann. Boston war es doch – nicht wahr, Mr. Metcalfe? Sie müssen unbedingt den Kennedys meine besten Grüße übermitteln.«
    Macmillan rauschte davon im vollen Glanze seiner akademischen Gewandung. Harvey stand da wie vom Donner gerührt.
    »Was für ein großer Mann! Was für ein Ereignis! Ich fühle mich als ein Stück Geschichte! Ich wünschte nur, ich verdiente es, hierzusein.«
    Stephen hatte getan, was er sich vorgenommen hatte, und war nun fest entschlossen, fortzukommen, bevor irgendwelche Fehler begangen werden könnten. Er wußte, daß Harold Macmillan, wenn der Tag vorüber war, über tausend Leuten die Hand geschüttelt und mit ihnen gesprochen haben würde, und die Chancen, daß er sich je an Harvey erinnerte, waren minimal. Und selbst wenn er sich erinnerte, würde es jedenfalls nicht viel ausmachen. Schließlich war Harvey ja wirklich ein Mäzen von Harvard.
    »Wir sollten vor den Ranghöchsten gehen, Mr. Metcalfe.«
    »Natürlich, Rod. Sie sind der Boß.«
    »Ich meine, es wäre klug.«
    Draußen auf der Straße war Stephen einen Blick auf seine Jaeger-Le-Coultre-Armbanduhr: 14.30 Uhr.
    »Ausgezeichnet«, sagte Stephen, der für

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