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Es ist nicht alles Gold was glänzt

Titel: Es ist nicht alles Gold was glänzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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wirklich auf seinen Namen hinterlegt wird.«
    Stephen und Harvey kamen kurz nach 15.30 Uhr ins Trinity College. Auf den noblen grünen Rasenflächen, von denen die Croquet-Tore entfernt worden waren, drängten sich bereits über tausend Leute. Die Mitglieder der Universität trugen eine merkwürdig zwitterhafte Kleidung – ihre besten Straßenanzüge oder Seidenkleider und darüber ihre Talare mit den Kapuzen und ihren Baretts. Kannenweise Tee sowie Massen von Erdbeeren und Gurkensandwiches verschwanden in Windeseile.
    »What a swell party this is«, sagte Harvey, unbewußt Frank Sinatra nachplappernd. »Ihr zieht hier wirklich alles mit sehr viel Stil ab.«
    »Ja, die Garden Party ist immer recht vergnüglich. Sie ist das größte gesellschaftliche Ereignis des Universitätsjahres, das heute endet. Eine ganze Reihe von Professoren hier sind mit dem Korrigieren der Prüfungsarbeiten beschäftigt und haben sich sicher die Zeit für diesen Nachmittag buchstäblich gestohlen – die Examen der Studenten im letzten Studienjahr sind eben erst zu Ende gegangen.«
    Stephen erspähte mit sicherem Blick den Vizekanzler, den Registrar und den Sekretär der Universitätskasse und führte Harvey in hinreichend sicherem Abstand herum, wobei er ihn möglichst vielen der älteren Universitätsmitglieder vorstellte – in der Hoffnung, daß diese die Begegnung nicht allzu denkwürdig finden würden. Sie blieben etwas über dreiviertel Stunden und gingen von einem zum anderen. Stephen kam sich vor wie der Adjutant eines unfähigen Würdenträgers, der am Sprechen gehindert werden muß, da ein diplomatischer Zwischenfall zu befürchten war, falls er den Mund öffnete. Ungeachtet Stephens Besorgnis amüsierte Harvey sich ganz offensichtlich glänzend.
    »Adrian, Adrian – kannst du mich hören?«
    »Ja, James.«
    »Wo bist du?«
    »Im Eastgate Restaurant. Komm mit Jean-Pierre her.«
    »Okay. Wir sind in fünf Minuten dort – nein, lieber ihn zehn. In meiner Verkleidung bewege ich mich besser nicht so schnell.«
    Adrian stand auf. Die Kinder hatten ihre Belohnung verzehrt; er brachte sie zu einem vor dem Eastgate Hotel wartenden Wagen und beauftragte den Fahrer, der extra für diesen Tag gemietet worden war, sie nach Newbury zurückzubringen. Sie hatten ihre Rolle gespielt und wären nun nur noch im Weg gewesen.
    »Kommst du nicht mit, Daddy?« fragte Jamie.
    »Nein, ich fahre später nach Hause. Sagt eurer Mutter, daß ich so um 19 Uhr daheim sein werde.«
    Adrian ging wieder zurück ins Eastgate, wo er Jean-Pierre und James, Altersschwäche vortäuschend, langsam und beschwerlich auf sich zukommen sah.
    »Wieso die Planänderung?« fragte Jean-Pierre. »Ich habe über eine Stunde gebraucht, bis ich angezogen und mit allem fertig war.«
    »Macht nichts – du bist trotzdem noch im richtigen Aufzug. Es war ein glücklicher Zufall. Ich habe mit Harvey auf der Straße ein paar Worte gewechselt, und der eingebildete Esel hat mich zum Tee ins Randolph Hotel eingeladen. Ich sagte ihm, es ginge nicht, und bat ihn, statt dessen zu mir ins Clarendon zu kommen. Stephen machte den Vorschlag, daß ihr beide auch aufgefordert werden solltet.«
    »Sehr clever«, meinte James, »damit fällt der Auftritt bei der Garden Party flach.«
    »Hoffen wir, daß es nicht zu clever ist«, sagte Jean-Pierre.
    »Nun, zumindest können wir jetzt die ganze verdammte Schau hinter verschlossenen Türen abziehen«, erwiderte Adrian, »was die Sache erleichtern sollte. Der Gedanke, mit ihm durch die Straßen zu ziehen, hat mir nie behagt.«
    »Nichts ist leicht mit Harvey Metcalfe«, erklärte Jean-Pierre.
    »Ich werde zusehen, daß ich um 16.15 Uhr im Clarendon Building bin«, fuhr Adrian fort. »Du, Jean-Pierre, wirst ein paar Minuten nach 16.30 Uhr erscheinen und etwas später dann du, James – so gegen 16.45 Uhr. Aber haltet euch genau an den gleichen Ablauf, als hätte die Begegnung, wie ursprünglich geplant, bei der Garden Party stattgefunden und wir wären alle gemeinsam zum Clarendon hinübergegangen.«
    Stephen machte Harvey darauf aufmerksam, daß es Zeit sei, sich auf den Weg ins Clarendon Building zu machen, da es sehr unhöflich wäre, beim Vizekanzler zu spät zu kommen.
    »Aber natürlich – du lieber Gott, es ist ja schon 16.20 Uhr.«
    Sie verließen die Garden Party und begaben sich rasch zum Clarendon Building am Ende der Broad Street; Stephen erläuterte unterwegs, daß das Clarendon sozusagen das Weiße Haus von Oxford sei, wo alle

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