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Es ist nicht alles Gold...

Es ist nicht alles Gold...

Titel: Es ist nicht alles Gold... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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ein Heiligenschein umgab, und dem Matrosenanzug sah Edwin wirklich
wie der brave kleine Junge aus, der zum erstenmal ins Museum geht. Das Gemälde,
das er so aufmerksam betrachtete, zeigte einige Hirten mit ihrer Herde in einem
weizengelben Feld. Die Landschaft erinnerte mich an gewisse Gegenden Italiens
oder auch Süd-Kaliforniens.
    »Sind Sie zufällig Kunstliebhaberin?«
fragte mich Joan Albritton.
    »Ich verstehe nicht viel von Kunst,
nein. Wahrscheinlich weniger als Edwin. Aber das Gemälde ist hübsch.«
    »Oh. O ja, das ist es.«
    Sie kehrte Edwin den Rücken und führte
mich wieder nach vom.
    »Hier haben wir noch Edwins
Spielgefährtin.« Sie zeigte mir eine Stoffpuppe mit langen gelben Zöpfen. »Sie
ist allerdings ein richtiger Wechselbalg.« Mit einer ruckartigen Bewegung nach
oben enthüllte sie unter den weiten Röcken der Puppe eine zweite, eine
altmodische Negerpuppe. »Und dann haben wir noch Bruno.«
    Sie wies auf einen ausgestopften
Schäferhund, der nicht weit entfernt stand. Ein paar Sekunden lang konnte ich
den Blick nicht von ihm wenden. Wie entsetzlich, so etwas mit einem Haustier zu
machen, das man geliebt hatte.
    Joan spürte meine Abwehr offensichtlich.
    »Ja, ich hätte ihn auch lieber
begraben. Aber man gewöhnt sich an ihn.« Ihre Stimme hatte viel von ihrer
sprühenden Lebendigkeit verloren. Es war, als hätte ihre Vorführung sie müde
gemacht. »Was kann ich nun für Sie tun?«
    »Ich komme im Auftrag von Hank Zahn.
Von der Pro te Kooperative. Er sagte, Sie brauchen jemand, der Recherchen
anstellen kann.«
    »Ach, Sie sind Sharon McCone!« Sie
schüttelte lachend den Kopf. »Und ich wollte Ihnen was verkaufen.«
    »In ein paar Minuten hätten Sie mich so
weit gehabt, daß ich den ganzen Laden kaufe«, erwiderte ich lächelnd.
    »Ah, das höre ich gern. Setzen Sie sich
doch.« Sie wies auf einen alten Sessel. »Ich habe im Namen unserer
Händlergenossenschaft mit Hank gesprochen. Die Kooperative erledigt alle
rechtlichen Angelegenheiten für mich und — oh, entschuldigen Sie mich.«
    Eine auffallend aussehende Frau war in
den Laden gekommen, groß, sehr schlank, mit glänzendem blonden Haar, das ihr
bis auf die Schultern fiel. Das gekonnt geschminkte Gesicht war von klassischer
Schönheit. Sie trug ein rehbraunes Wildlederkostüm, das hervorragend zu ihrem
Typ paßte.
    Als witterte sie ein Geschäft, ging
Joan ihr sofort entgegen. »Guten Tag, gnädige Frau. Ich könnte mir denken, daß
es Ihnen Vergnügen machen würde, die Bekanntschaft einer schönen und einst sehr
erfolgreichen Frau zu machen...« Ich blieb eine Weile ruhig sitzen, während sie
die Frau auf die gleiche Fantasiereise entführte, die sie mit mir unternommen
hatte. Als mir die Zeit lang wurde, stand ich auf und wanderte auf eigene Faust
durch den Laden, wo ich zwei alte Lampen und einen geschnitzten Tisch
entdeckte, die genau in meine Wohnung gepaßt hätten. Ich inspizierte gerade
eine schwarze Lackkommode mit Messingbeschlägen zu einem Preis, der weit über
meinen Verhältnissen lag, als Joan mich rief.
    »Sie ist wieder weg. Jetzt können wir
beide uns ungestört unterhalten.«
    Widerstrebend kehrte ich in den
vorderen Teil des Ladens zurück.
    »Hat sie etwas gekauft?«
    »Natürlich, aber ich dachte, ehrlich
gesagt, sie würde mehr bringen.«
    »Oh? War’s nicht so toll?«
    »Es geht, vierzig Dollar. Das
italienische Gemälde, das ich Ihnen vorhin gezeigt habe. Jetzt muß ich Edwin
ein neues Bild beschaffen.«
    Wir setzten uns, und sie berichtete mir
ausführlich über die Anschläge, von denen die Händler in der Salem Street in
letzter Zeit geplagt wurden.
    Mit einem schmerzhaften Stich wurde
mir, als ich in die Gegenwart zurückkehrte, plötzlich bewußt, daß Joan heute
vielleicht hier in ihrem Laden stünde und wieder einmal einen Kunden mit
Clotilde bekannt machte, wenn ich mit meinen Nachforschungen mehr Erfolg gehabt
hätte.
    Ich hörte, daß es draußen klopfte.
Charlie Cornish. Ich ließ ihn herein.
    Beinahe vorsichtig stieg er die kurze
Treppe herunter, vermied es krampfhaft, auf den Boden zu blicken, wo Joan
gelegen hatte.
    »Ich wollte nur mal sehen, wie Sie
vorwärtskommen.«
    »Ich hab noch gar nicht viel getan. Der
Gedanke an die Bestandsaufnahme macht mir richtig angst.«
    Charlie ließ sich auf einem Hocker
nieder.
    »Sie haben wahrscheinlich von
Antiquitäten nicht viel Ahnung.«
    »Keinen Schimmer.«
    Er nickte. »Dann warne ich Sie am
besten gleich; das Schwierigste ist, die echten von den

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