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Es ist nicht alles Gold...

Es ist nicht alles Gold...

Titel: Es ist nicht alles Gold... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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Platz vor der Zentrale der Bank of America. Ein
Blumenstand an der Straßenecke machte den Platz etwas freundlicher, dafür hatte
die massige Skulptur vor dem Gebäude, die wie ein Klumpen Kohle aussah und
allgemein unter dem Namen »Das Bankiersherz« bekannt war, die gegenteilige
Wirkung.
    Ich ging durch das gigantische Foyer
des Gebäudes zum Aufzug, der mich zum Camelian Room hinaufbrachte. Als ich im
obersten Stockwerk ausstieg, kam mir gleich ein eifriger junger Mann im braunen
Zweireiher entgegen, um mich zu begrüßen.
    »Guten Abend, Madam. Bitte, folgen Sie
mir, dann gebe ich Ihnen gleich Ihr Namensschildchen und die Informationstasche
für Förderer des Yerba-Buena-Projekts.«
    Es war also eine geschlossene
Gesellschaft. Ich ging mit ihm zu einem Tisch, auf dem bunte Hefter und
Namensschildchen in Plastikhüllen gestapelt waren.
    »Ihr Name und Ihre Firma?« fragte der
junge Mann mit einem devoten Lächeln.
    »Sharon McCone. Wakefield und Fox.« Das
war ein größeres Immobilienunternehmen im Großraum San Francisco, wie ich
wußte.
    Er kramte auf dem Tisch.
    »Lieber Gott, nicht schon wieder! Man
hat anscheinend vergessen, Ihr Namensschild zu drucken. Verzeihen Sie, Sie
wissen ja, wie das bei solchen großen Veranstaltungen ist.« Er zog einen
Filzstift heraus, schrieb meinen Namen und den der Firma auf ein Kärtchen, das
er in eine leere Plastikhülle schob. »So. Warten Sie, ich stecke es Ihnen
gleich an.«
    Kurz danach betrat Sharon McCone,
Immobilienmaklerin, mit ihrer Informationstasche unter dem Arm den Camelian
Room.
    Ich nahm mir vom ersten Tablett, das
vorbeikam, ein gefülltes Glas, hielt mir meinen Informationshefter vor den
Busen, so daß er das Namensschild verdeckte, und wanderte im Saal umher.
    Die Leute drängten sich in kleinen
Gruppen, unterhielten sich lebhaft, lachten, tranken. Ich inspizierte die mir
nächststehende Gruppe, und als ich sah, daß niemand von Wakefield und Fox
darunter war, stellte ich mich einfach dazu und schnappte die Gesprächsfetzen
auf, die zu mir herüberflogen.
    »...entsetzlich, was da gemacht
wird...«
    »...Verluste von Millionen...«
    »...wenn ich mir vorstelle, was da an
Arbeitsplätzen geschaffen werden könnte...«
    »...diese verrückten Öko-Freaks...«
    Ich hatte den Eindruck, daß keiner sich
wirklich für das interessierte, was der andere sagte; sie sprachen ja alle zur
gleichen Zeit.
    »Sind Sie nicht auch dieser Meinung?«
Ein dicker Mann im Sommeranzug, in den er hineingepreßt war wie die Wurst in
die Pelle, stieß mich an und goß mir etwas von seinem Drink über den Fuß.
    »Entschuldigen Sie.« Ich stellte mein
leeres Glas auf ein vorbeikommendes Tablett und nahm mir gleich zwei frische.
Ich brauchte Stärkung, wenn ich das hier überstehen wollte.
    »Es ist völlig gleich, aus welcher
Perspektive man es betrachtet«, fuhr der Mann fort, ohne auf mich zu achten.
»Tatsache ist, daß die Stadt leidet. Ja, leidet...« Worauf er eine lange Tirade
darüber vom Stapel ließ, daß San Francisco, wenn es überleben wolle, dringend
ein neues Sportstadion und mehrere tausend zusätzliche Hotelzimmer brauche. Ich
nickte an passenden Stellen, während ich mit halbem Ohr zuhörte. Endlich
klopften weiter vom im Saal mehrere Leute mit Silber an ihre Gläser.
    Der Mann neben mir unterbrach sich
mitten im Satz und machte den Hals lang.
    »Ah, jetzt kommt die Ansprache von Cara
Ingalls«, sagte er. »Tolle Frau. Hätte eigentlich ein Mann werden müssen.« Ich
suchte mir einen Platz, wo ich das Podium sehen konnte. Ein distinguiert
aussehender Mann mit weißem Haar bemühte sich, das Stimmengewirr im Saal zu
übertönen. Allmählich wurde es ruhiger, und ich hörte, wie er sagte: »...Ihnen
die Frau vorstellen, die das Yerba-Buena-Projekt am aktivsten und
engagiertesten unterstützt — Mrs. Cara Ingalls.«
    Eine blendend aussehende blonde Frau
Mitte Dreißig trat aus der Menge und stieg auf das Podium. Das Haar fiel ihr
lose auf die Schultern. Sie strich es sich mit einer knappen Bewegung aus dem
Gesicht, während sie in ihrem schmalen, grünen Kleid vor das Mikrofon trat. Ich
starrte sie an und versuchte, mich zu erinnern, wo ich Cara Ingalls schon
einmal gesehen hatte.
    »Ich danke Ihnen. Vielen Dank und guten
Abend Ihnen allen.«
    Ihre Stimme war tief und kehlig. Die
vollen Lippen öffneten sich leicht zu einem herzlichen Lächeln. Auch dieses
Lächeln hatte ich vor nicht allzu langer Zeit gesehen.
    Es wurde still im Saal, und Cara
Ingalls begann zu

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